Versteigerung in den USA Memorabilien von Mafiosi unterm Hammer
In Beverly Hills werden Mafia-Erinnerungsstücke versteigert. Dass die Mobster zum Teil höchst brutal und kriminell waren, tut der Faszination für sie offenbar keinen Abbruch. Das gefällt nicht allen.
Al Capone ist der Inbegriff des US-amerikanischen Gangsters: Schon zu Lebzeiten war er eine Legende, galt als brutaler Mafia-Anführer und gleichzeitig als Liebling der Medien, da er sich der Presse stets offen zeigte. Der Höhepunkt seiner Karriere war Mitte der 1920er- bis Anfang der 1930er-Jahre, erst in New York, dann in Chicago. Auch wenn er wohl für diverse Morde verantwortlich war: Ins Gefängnis kam er wegen Steuerhinterziehung.
In Los Angeles kann man an diesem Wochenende unter anderem einen handgeschriebenen Brief ersteigern. Trent Kalscheuer vom Auktionshaus Julien's sagt: "Es ist ein Brief an seinen Sohn Sonny, in dem er erzählt, welche Musikinstrumente er in Haft auf Alcatraz gelernt hat. Eine sehr persönliche Seite von ihm, die man sonst selten sieht, ein faszinierendes Stück."
Ein handgeschriebener Brief von Al Capone an seinen Sohn aus dem Gefängnis.
Auch eine Friedensmedaille wird versteigert
30.000 bis 50.000 US-Dollar könnte der handgeschriebene Brief einbringen. Er ist eines von Dutzenden Auktionsstücken, die das Mafia-Museum in Las Vegas zur Versteigerung zur Verfügung stellt. Viele sind Alltagsgegenstände: Vasen, Schuhe, Hüte, Golfsets - bis hin zu Lampen und Sesseln von Mafiosi wie Bugsy Siegel oder Meyer Lansky. Diese waren besonders in Las Vegas aktiv, gründeten und kauften die ersten Casinos in der Glücksspielstadt, die stark von der Cosa Nostra und anderen Mafia-Clans beherrscht wurde.
Die Mobsters, wie Mafia-Angehörige auch genannt werden, seien bis heute für viele Menschen offenbar sehr faszinierend, sagt Kalscheuer. Auch deswegen seien solche Auktionen erfolgreich: "Ich denke, manche Menschen fühlen eine Art Verbindung. Sie sind begeistert von der Geschichte dahinter und wollen etwas Historisches besitzen - ein Buch etwa von jemandem, der vielleicht bekannter ist als der Präsident der Vereinigten Staaten."
Apropos Präsident, sogar eine der höchsten Auszeichnungen, die Friedensmedaille, kann man erwerben. Mafiosi Meyer Lansky hatte sie von US-Präsident Truman für seinen Kampf gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg erhalten. Es sind wohl diese Geschichten, verwoben mit dem Mythos des Familienmannes hinter den Kulissen des Verbrechens, der die Mobster menschlicher werden lässt. Und doch kann man neben Alltagsgegenständen auch Waffen erwerben: Pistolen, Messer und Gewehre zum Beispiel.
Ein Sichelmesser mit Lederscheide von Mobster Joseph Aiuppa.
"Man sollte nicht von Blutgeld profitieren"
Nicht jeder findet solche Auktionen amüsant. Die ehemalige kalifornische Staatsanwältin Nina Salarno, die sich mit organisiertem Verbrechen beschäftigt, kritisiert solche Auktionen immer wieder. "Ich finde das den Angehörigen von Opfern gegenüber beleidigend," sagte sie im Lokalfernsehen. "Und so eine Auktion ist doch nur für Geld, nicht um zu zeigen, dass Al Capone ein liebevoller Großvater war. Man sollte nicht von Blutgeld profitieren, wie ich es nennen würde."
Der Faszination für die Gangster tut dies offenbar keinen Abbruch - und Hollywood dürfte damit viel zu tun haben. Denn von "Der Pate", "Goodfellas", "Scarface" bis zu den "Sopranos" zelebriert man im Film und TV den Mafia-Mythos weiter.
Für Filmfans sei bei der Auktion natürlich auch etwas dabei, sagt Kalscheuer: "Tony Spilotro - von dem haben wir hier eine ganze Kollektion - war Vorbild für den Charakter von Schauspieler Joe Pesci im Film 'Casino'." Ein Aschenbecher von Spilotro, den er aus einem Casino mitgenommen hatte, gibt es bereits ab 100 Dollar.