Gaza-Proteste Studierende besetzen Uni-Gebäude in New York
Die Lage an der US-Universität Columbia ist weiter angespannt. Demonstrierende haben in der Nacht ein Gebäude der Hochschule besetzt. Seit Mittwoch hatte die Universitätsleitung mit den Studierenden verhandelt.
Die seit knapp zwei Wochen andauernden propalästinensischen Demonstrationen an der New Yorker Elite-Universität Columbia drohen zu eskalieren. In der Nacht drangen Demonstrierende in ein Gebäude ein, wie US-Medien berichteten. Es handle sich um die Hamilton Hall, die auch 1968 während eines Protests gegen den Vietnamkrieg besetzt worden war.
Auf Videos ist zu sehen, wie vermummte Personen mit schwarz-weißen Palästinensertüchern Fenster einschlugen und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadierten.
Nach Angaben der Studierendenzeitung Columbia Spectator befanden sich mehrere Dutzend Protestierende in der Hamilton Hall. Hunderte weitere demonstrierten demnach vor dem Gebäude.
Frist zur Räumung von Camp verstrichen
Die Columbia University hatte nur Stunden vor der Besetzung mit der Suspendierung von Studierenden begonnen. Zuvor war eine bis Montagnachmittag gesetzte Frist zur Räumung eines Protestcamps auf dem Campus verstrichen.
Die Universitätsleitung hatte seit Mittwoch mit den Demonstrierenden verhandelt. Ein zentrales Streitthema war die Forderung, dass die Columbia University sich von Unternehmen mit Verbindungen zu Israel trennen müsse.
Universitätspräsidentin Minouche Shafik machte in einer Erklärung aber deutlich, dass die Universität nicht die Absicht habe, "Investitionen aus Israel abzuziehen". In den Gesprächen habe die Hochschulleitung angeboten, die Transparenz über die von der Universität getätigten Investitionen zu erhöhen und Vorschläge der Studierenden für "sozial verantwortungsvolles Investieren" beschleunigt zu prüfen.
Proteste auf das ganze Land ausgeweitet
Shafik beklagte, dass viele der jüdischen Studierenden die in den vergangenen Wochen an der Columbia University herrschende Atmosphäre "unerträglich" gefunden und deshalb die Universität verlassen hätten. "Antisemitische Sprache und Handlungen sind inakzeptabel und Aufrufe zur Gewalt sind einfach abscheulich", erklärte die Universitätspräsidentin.
Mitte April hatte die Hochschule die Polizei auf den Campus gerufen, um gegen die Proteste vorzugehen. Dabei wurden mehr als 100 Menschen festgenommen. Die propalästinensischen Proteste weiteten sich daraufhin auf andere Hochschulen im ganzen Land aus. Am vergangenen Wochenende löste die Polizei Protestcamps an mehreren US-Hochschulen auf, teils unter Einsatz von chemischen Reizstoffen und Tasern.
Die Organisatoren der Proteste weisen den Vorwurf des Antisemitismus zurück. Sie betonen, dass die Demonstrationen sich gegen die israelische Kriegsführung im Gazastreifen richteten.