Vergeltung für getötete Soldaten USA greifen Ziele in Syrien und im Irak an
Die USA haben Stellungen pro-iranischer Milizen in Syrien und im Irak bombardiert. Mehr als 85 Ziele seien beschossen worden, erklärte das US-Militär. Präsident Biden machte klar, dass weitere Militäraktionen folgen würden.
Nach dem gewaltsamen Tod dreier US-Soldaten in Jordanien nahe der syrischen Grenze haben die USA mit einem umfassenden Gegenschlag auf Ziele im Irak und in Syrien reagiert.
Das US-Militär beschoss nach eigenen Angaben mehr als 85 Ziele aus der Luft, darunter Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die von iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt würden, teilte das US-Regionalkommando Centcom mit.
Bei dem Vergeltungsschlag der Amerikaner nahm das Militär nach Angaben der US-Regierung sieben größere Stellungen ins Visier - drei davon im Irak, vier in Syrien - wo die insgesamt mehr als 85 Einzelziele getroffen wurden. An dem Einsatz seien zahlreiche Flugzeuge beteiligt gewesen, darunter auch strategische Bomber des Typs B-1, die aus den USA entsandt worden seien.
Berichte über Tote und Verletzte
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte, die Ziele seien sorgfältig ausgewählt worden, um zivile Opfer zu vermeiden, und beruhten auf klaren, unwiderlegbaren Beweisen, dass die Ziele mit Angriffen auf US-Personal in der Region in Verbindung stünden. Die Luftschläge hätten etwa 30 Minuten gedauert. Einzelheiten nannte er nicht.
Ob bei den Luftschlägen Milizionäre ums Leben gekommen seien, sei noch nicht bekannt, sagte Kirby. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete, mindestens 18 Mitglieder pro-iranischer Milizen seien in Syrien getötet worden. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite allerdings kaum zu überprüfen. Auch syrische Staatsmedien meldeten US-Angriffe auf Gebiete in Syrien.
Lokale Medien berichteten auch über mehrere Todesopfer sowie Verletzte im Irak, darunter sollen sich Milizionäre wie auch Zivilisten befunden haben. Es seien Stellungen in Al Qaim sowie die Kommandozentrale der pro-iranischen Volksmobilmachungeinheiten in der Region Akaschat an der Grenze zu Syrien getroffen worden.
Iraks Armee bestätigte in einer eigenen Erklärung die Angriffe der USA auf irakische Grenzgebiete. Diese würden Iraks Souveränität verletzen, teilte ein Militärsprecher mit. Die US-Angriffe stellten eine Bedrohung dar, "die den Irak und die Region in unvorhersehbare Konsequenzen hineinziehen wird, und ihre Folgen werden für die Sicherheit und Stabilität im Irak und in der Region schrecklich sein", warnte der Sprecher.
Biden: "Unsere Reaktion hat heute begonnen"
US-Präsident Joe Biden stellte unmittelbar weitere Militäraktionen im Nahen Osten in Aussicht. "Unsere Reaktion hat heute begonnen. Sie wird fortgesetzt zu Zeiten und an Orten unserer Wahl", erklärte er in einer schriftlichen Stellungnahme.
"Die Vereinigten Staaten streben keinen Konflikt im Nahen Osten oder irgendwo sonst auf der Welt an", betonte er. "Aber all jene, die uns Schaden zufügen wollen, sollen Folgendes wissen: Wenn Sie einem Amerikaner Schaden zufügen, werden wir darauf reagieren."
USA hatten Vergeltungsaktionen angekündigt
Am Sonntag waren bei einem Drohnenangriff in Jordanien in der Nähe der syrischen Grenze erstmals drei US-Soldaten getötet worden. Rund 40 weitere Soldaten waren verletzt worden. US-Präsident Biden machte "radikale, vom Iran unterstützte militante Gruppen" für den Angriff verantwortlich und drohte mit Vergeltung.
Am Mittwoch schrieb die US-Regierung die Attacke offiziell einer Gruppe mit dem Namen "Islamischer Widerstand im Irak" zu, die den Angriff zuvor bereits für sich reklamiert hatte. Beim "Islamischen Widerstand im Irak" handelt es sich um eine Art Dachgruppe für pro-iranische Milizen im Irak, die seit den Terrorakten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober in Israel gemeinsam unter diesem allgemeinen Namen auftreten. Der Iran hatte eine Verwicklung zurückgewiesen.
Biden steht innenpolitisch unter Druck
Am Freitag wohnte Biden auf einem Luftwaffenstützpunkt im Bundesstaat Delaware der Ankunft der sterblichen Überreste der getöteten US-Soldaten bei. Für den US-Präsidenten ist das Vorgehen gegen die Milizen ein Drahtseilakt. Er will einerseits vermeiden, dass sein Land in einen regionalen Krieg im Nahen Osten hereingezogen wird. Andererseits will er Stärke zeigen und ein Ende der Angriffe erreichen. Gleichzeitig ist er in den USA unter Druck - einige Republikaner fordern aggressivere Gegenmaßnahmen auf die Angriffe gegen das US-Militär.