Ein Veteran hält in Washington ein Trump-Schild in die Höhe

Massenentlassungen in Behörden Wie Trump das Vertrauen von Veteranen verliert

Stand: 08.03.2025 12:20 Uhr

Frühere US-Soldaten haben bei der Wahl mehrheitlich für Trump gestimmt. Doch seine Spar-Orgie trifft auch das Veteranenministerium. Mit erheblichen Folgen.

Es herrscht drangvolle Enge vor Senatssaal G50 in Washington. Im Saal läuft eine Anhörung der größten Veteranen-Verbände. Im niedrigen, marmorgetäfelten Vorraum stehen Dutzende Mitglieder und diskutieren die jüngsten Entlassungen im Department of Veterans Affairs, kurz VA. Mehr als 6.000 waren es in den vergangenen Wochen schon.

Bill LeBeau, Landesgeschäftsführer des größten Veteranen-Verbandes "Veterans of Foreign Wars" in Massachusetts, beklagt die Willkür bei den Entlassungen: "Es sieht so aus, als ob sie sagen: Lasst uns mal 1.000 Jobs in diesem Amt streichen. Aber keiner guckt genau, welche Positionen da eigentlich gestrichen werden."

Hohe Suizidrate unter Veteranen

In der Region Neuengland an der Ostküste hätten die bisherigen Kündigungen vor allem die sogenannten Veteran Centers getroffen, Gesundheitszentren, in denen Veteranen beispielsweise Medikamente und Psychotherapie bekommen können, erzählt LeBeau. Die Hälfte der telefonischen Ansprechpartner sei entlassen worden - also die ersten Kontaktpersonen für einen Veteranen in Not. "Unsere Veteranen brauchen psychische Hilfe", so der Golfkriegsveteran. "Und wenn sie kommen, und da sitzt keiner oder keiner geht ans Telefon - dann setzt du unsere Veteranen einem höheren Risiko aus."

LeBeau erinnert an die Suizidrate unter den ehemaligen Militärangehörigen: Sie ist anderthalbmal so hoch wie im Rest der Bevölkerung. Statistisch gesehen nehmen sich laut VA täglich 17 Veteranen das Leben. "Wir kämpfen als Organisation täglich dafür, unsere Veteranen vor dieser Heimsuchung durch Suizide zu bewahren", sagt der 60-Jährige. "Und solche Situationen machen das nur noch schlimmer."

"Meine Bewertungen waren immer vorbildlich"

Aber Veteranen sind auch ganz direkt von den Entlassungen betroffen. Sie machen 30 Prozent aller Regierungsangestellten aus. Und ein Viertel der Mitarbeiter im Veteranen-Ministerium. Adam Mulvey gehörte zu den Ersten, die ihren Job verloren: Der Feldwebel a.D. diente seinem Land 20 Jahre, war dreimal im Irak und einmal in Afghanistan. Zuletzt arbeitete er als Katastrophen-Koordinator in einem Gesundheitscenter in Chicago.

"Meine Bewertungen waren immer vorbildlich", sagte Mulvey dem Sender MSNBC. Eine Woche nach seiner Entlassung habe er sogar noch einen Leistungsbonus bekommen. "Und trotzdem habe ich wie alle einen Brief von DOGE bekommen, in dem es hieß, meine Leistungen seien schlecht und deshalb wollten sie mich nicht mehr."

Kürzungen sind erst der Anfang

Die bisherigen Kürzungen sind erst der Anfang: Der Minister für Veteranen-Angelegenheiten, Doug Collins, kündigte diese Woche an, dass die Zahl der Mitarbeiter um 15 Prozent gesenkt werden soll - auf das Niveau von 2019. Dabei waren Etat und Personal teils noch in Trumps erster Amtszeit aufgestockt worden, um die Veteranen besser zu versorgen.

Das Ministerium sei aufgeblasen und ineffizient, so sein Minister in einer Videoansprache. Collins versprach, dass die Streichung von 70.000 Stellen keine Auswirkung auf die Gesundheitsversorgung oder andere Leistungen der Veteranen haben werde.

Wichtiger Wählerblock für Trump

Amerikas knapp 16 Millionen Veteranen sind eine wichtige Wählergruppe: Rund 60 Prozent von ihnen stimmten 2024 für Donald Trump. Der Präsident versprach erst kürzlich wieder, dass er sich gut um sie kümmern werde. Viele Veteranen erleben das gerade anders.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 08. März 2025 um 11:20 Uhr.