US-Austritt aus Weltgesundheitsorganisation WHO will Trump umstimmen
Die WHO hat Krankheiten wie Pocken ausgerottet und hilft bei Gesundheitskrisen. Nun will der neue US-Präsident Trump die UN-Organisation verlassen. Experten kritisieren den Schritt, die WHO will um ihren größten Geldgeber kämpfen.
Raus aus der WHO - das wollte Donald Trump schon in seiner ersten Amtszeit. Nun will er die Weltgesundheitsorganisation erneut verlassen. Kaum im Amt als US-Präsident ordnete er den WHO-Austritt an, die Entscheidung kann aber erst nach einer einjährigen Frist in Kraft treten. Als Begründung gab Trump an, die USA zahlten ungerechterweise mehr Beiträge an die UN-Organisation als beispielsweise China. Neben den gestoppten Zahlungen will Trump auch Personal zurückziehen, das für die WHO tätig ist.
Und jetzt? Die Reaktionen schwanken zwischen Bedauern und Unverständnis: "Wir hoffen, dass die USA ihren Entschluss noch einmal überdenken, und wir freuen uns auf einen konstruktiven Dialog zur Aufrechterhaltung der Partnerschaft zwischen den USA und der WHO", erklärte die Weltgesundheitsorganisation in Genf. Die UN-Organisation betonte, dass sie eine wesentliche Rolle beim Schutz der Gesundheit und der Sicherheit der Menschen in aller Welt spiele, "einschließlich der Amerikaner". Die WHO verwies auf Reformen, die gemeinsam mit den USA angegangen worden seien. Wichtige Fortschritte bei Effektivität und Kosten seien erreicht worden.
WHO-Finanzierung: USA vor Deutschland
Die USA waren zwischen 2022 und 2023 mit 1,28 Milliarden US-Dollar der größte internationale Geber der Weltgesundheitsorganisation. Es folgten Deutschland mit 856 Millionen US-Dollar und die Gates-Stiftung mit 830 Millionen. Der Gesamthaushalt für 2024-2025 beträgt 6,83 Milliarden US-Dollar.
Die Pflichtbeiträge zur WHO berechnen sich weitgehend nach der Wirtschaftsleistung eines Landes, nicht nach der Einwohnerzahl. Zurzeit tragen die USA 22 Prozent der Pflichtbeiträge, China 15,3 Prozent und Deutschland 6,1 Prozent. Allerdings machen die Pflichtbeiträge weniger als 20 Prozent des Gesamtbudgets aus. Der Großteil sind freiwillige Beiträge wie von der Gates-Stiftung.
Das chinesische Außenministerium erklärte nach Trumps Schritt, Peking werde die Organisation weiterhin dabei unterstützen, ihre Aufgaben zu erfüllen und "Gesundheit für die Menschheit" zu fördern. "Die Rolle der WHO sollte noch gestärkt statt geschwächt werden", betonte Ministeriumssprecher Guo Jiakun.
Lauterbach: "Schwerer Schlag"
In Deutschland äußerte sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu dem Austritt. Er nannte die Entscheidung einen schweren Schlag für den internationalen Kampf gegen globale Gesundheitskrisen. "Ohne den Beitrag der USA zur WHO wird es deutlich schwieriger, Ländern zu helfen, die vom Ausbruch von Infektionskrankheiten oder Umweltkatastrophen betroffen sind", erklärte Lauterbach.
Viele Programme gegen die Folgen von Hungersnöten, Kriegen und Naturkatastrophen würden über diese Mittel bezahlt. Hunderttausende Menschen wären gefährdet, insbesondere sehr viele Kinder, fügte Lauterbach hinzu. Deutschland werde versuchen, den US-Präsidenten umzustimmen. "Auch weiterhin werden wir eng mit den USA in globalen Gesundheitsfragen zusammenzuarbeiten."
Experten verstehen Trumps Entscheidung nicht
Mehrere Experten reagierten entsetzt auf Trumps Entscheidung. "Man kann die WHO nicht effizienter machen, indem wir sie verlassen", schrieb der frühere hochrangige US-Gesundheitsbeamte Tom Frieden im Onlinedienst X. Mit dem Rückzug werde der Einfluss der USA geschwächt und das Risiko tödlicher Pandemien erhöht. "Dies macht uns alle weniger sicher", beklagte Frieden.
Mit dem Verlassen der Organisation verlören die USA zudem ihren bisherigen bevorzugten Zugang zu wichtigen Daten zur Epidemie-Überwachung, was die künftige Reaktion auf Gesundheitsgefahren aus dem Ausland behindern könne, warnte der Experte Lawrence Gostin von der Georgetown University: "Anstatt die ersten zu sein, die Impfstoffe erhalten, werden wir am Ende der Schlange stehen", schrieb Gostin auf X. Der Rückzug aus der WHO bedeute eine "tiefe Wunde für die US-Sicherheit und unseren Wettbewerbsvorteil in Sachen Innovation". Trumps Entscheidung erfolgt zu einem Zeitpunkt wachsender Furcht vor einer möglichen Pandemie durch das Vogelgrippevirus H5N1.
Wie Trump früher auf die WHO blickte
Schon in seiner ersten Amtszeit (2017-2021) hatte Trump der WHO und ihrem Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus angesichts der Corona-Pandemie vorgeworfen, zu Peking-freundlich zu sein und damit zur weltweiten Ausbreitung des Virus von China aus beigetragen zu haben. Trump fror damals die Zahlungen an die WHO ein und erklärte den Austritt der USA. Sein Nachfolger Joe Biden machte den Schritt vor seinem formalen Inkrafttreten wieder rückgängig. Laut WHO-Statuten muss zwischen Ausstiegs-Ankündigung und deren Inkrafttreten ein Jahr liegen.
Die WHO trug maßgeblich dazu bei, dass mehrere schwere Krankheiten ausgerottet oder weitgehend eingedämmt wurden, darunter die Pocken und die Kinderlähmung.