Treffen der Arabischen Liga Überraschende Einigkeit zu Israel
Die Außenminister der Arabischen Liga haben die Gewalt in Nahost verurteilt - auf beiden Seiten. Es waren überraschende Worte, denn nicht viele arabische Länder sind Israel freundlich gesonnen. Doch einen Flächenbrand dürfte niemand wollen.
Keine weitere Eskalation: Das war das Fazit des Sondertreffens der Außenminister der Arabischen Liga. Die Gewalt in Gaza müsse so schnell wie möglich beendet werden, hieß es in der gemeinsamen Abschlusserklärung. Und man rief - vielleicht doch etwas überraschend - beide Seiten, und nicht nur Israel, dazu auf, die Waffen ruhen zu lassen.
"Wir verurteilen das Töten von Zivilisten auf beiden Seiten. Unbeteiligte müssen, wie es die menschlichen Werte und das internationale Recht verlangen, geschützt werden. Alle Gefangengenommen und entführten Zivilisten müssen freigelassen werden", las der stellvertretende Generalsekretär der Arabischen Liga, Hossam Zaki, aus der Abschlusserklärung des Sondertreffens vor.
Kein Land dürfte Interesse an Flächenbrand haben
Während aus einigen arabischen Staaten kurz nach Beginn des Terrors durch die Hamas zwar erwartbare Israel-feindliche Statements kamen, dürfte kaum ein politisches Oberhaupt in der arabischen Welt ein Interesse an einem Flächenbrand in der Region haben.
Die Nachbarländer Israels, Libanon und Syrien, stecken selbst tief in wirtschaftlichen und politischen Krisen. Und Ägypten, das eine Grenze zum Gazastreifen hat, befürchtet im Falle einer Bodeninvasion Israels, dass viele der rund 2,3 Millionen Bewohner des Gazastreifens versuchen könnten, nach Ägypten zu fliehen.
Forderung nach einem für alle Seiten gerechten Frieden
In der Abschlusserklärung wurden deshalb vor allem mahnende Worte an alle beteiligten Akteure gerichtet und gleichzeitig die Hamas - zumindest indirekt - verurteilt. "Der Friedensprozess muss wiederbelebt werden! Die Verhandlungen zwischen der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation), dem einzig legitimen Vertreter der Palästinenser, und Israel müssen wieder aufgenommen werden, um einen stabilen Frieden zu erreichen", sagte Zaki bei der abschließenden Pressekonferenz.
Nur ein umfassender und für alle Seiten gerechter Frieden könne eine Vertiefung des Konflikts und eine Verbreitung des Terrors verhindern, so Zaki.
Unterschiedliche Beziehungen und Positionen zu Israel
Die Sondersitzung der Außenminister der Arabischen Liga in Kairo war vorab mit einer gewissen Spannung erwartet worden. Denn die Staaten der arabischen Welt haben schon lange keine einheitliche Position mehr gegenüber Israel. Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen haben zum Beispiel Bahrain oder die Vereinigten Arabischen Emirate mittlerweile Friedensabkommen mit Israel geschlossen.
Während Katar und Oman den Staat Israel vor einigen Jahren zumindest anerkannt haben, schlagen Israel aus Syrien, dem Jemen oder dem Irak vor allem noch Feindseligkeit und Ablehnung entgegen - nicht nur aus der Bevölkerung.
Doch selbst die auf politischer Ebene Israel-freundlichen Staaten hatten den Terror der Hamas in der Vergangenheit nicht klar verurteilt. Umso überraschender war dann auch die eindeutige Position des Generalsekretärs der Arabischen Liga, Ahmed Abou El-Gheit, in seiner Rede. "Ich lehne jegliche Gewalt gegen Zivilisten kategorisch ab. Das Töten und Terrorisieren friedlicher Menschen ist völlig inakzeptabel, auch als Mittel zum Erreichen eines Ziels wie der Unabhängigkeit", sagte El-Gheit.
Es war eine klare Forderung nach einer friedlichen Lösung des Konflikts - doch die scheint im Moment ferner denn je.