Proteste gegen Regierung Viele Tote bei Ausschreitungen in Bangladesch
In Bangladesch ist es bei Protesten gegen die Regierung erneut zu Ausschreitungen gekommen. Mehr als 70 Menschen kamen laut Medienberichten ums Leben. Die Premierministerin reagiert mit einer Ausgangssperre.
In Bangladesch sind bei erneuten Protesten gegen Premierministerin Sheikh Hasina laut örtlichen Medien mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sollen auch 13 Polizisten sein. Zahlreiche Menschen wurden verletzt.
Wie die englischsprachige Zeitung "Daily Star" und die örtliche Zeitung "Prothom Alo" berichteten, seien sie in der Hauptstadt Dhaka sowie in anderen Teilen des südasiatischen Landes ums Leben gekommen. Zuvor hatte der Fernsehsender Jamuna TV über Zusammenstöße zwischen Anhängern der nationalistischen Oppositionspartei BNP und Bereitschaftspolizisten sowie Gefolgsleuten der Regierungspartei Awami League und mit ihr verbündeter Organisationen berichtet.
Die Regierung verhängte erneut eine Ausgangssperre. Sie soll auf unbestimmte Zeit gelten. Im ganzen Land wurde das Internet abgestellt.
Berichte über gezündete Bomben
Im Viertel Uttara in der Hauptstadt Dhaka setzten Beamte Tränengas ein, um Hunderte Menschen zu vertreiben, die eine wichtige Kreuzung blockierten. Demonstrierende stürmten Häuser und randalierten den Berichten zufolge in einem Büro einer gemeinnützigen Organisation, in dem Hunderte Aktivisten der Regierungspartei in Stellung gegangen waren. Augenzeugen berichteten zudem, dass Bomben gezündet worden und Schüsse zu hören gewesen seien.
Bei Ausschreitungen in der Stadt Munsiganj seien zwei Bauarbeiter auf dem Weg zur Arbeit getötet worden, berichteten Augenzeugen. Zudem habe es 30 Verletzte gegeben. Die beiden Männer seien mit Schusswunden in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Vertreter des Hospitals. Die Polizei bestritt den Einsatz von Schusswaffen.
Hasina spricht von "Terroristen"
"Die, die jetzt auf den Straßen protestieren, sind keine Studenten, es sind Terroristen, die unsere Nation destabilisieren wollen", sagte Premierministerin Hasina. Sie appelliere an ihre Mitbürger, mit harter Hand zu reagieren.
Im Juli waren die Proteste aufgeflammt, die sich zunächst gegen ein Quotensystem richteten, durch das bis zu 30 Prozent der Stellen im öffentlichen Dienst an Verwandte von Veteranen gehen sollten, die im Unabhängigkeitskrieg Bangladeschs gegen Pakistan 1971 kämpften. Doch Kritiker monierten, der Plan bevorzuge Anhänger von Regierungschefin Hasina, deren Awami League die Unabhängigkeitsbewegung anführte.
Das Oberste Gericht schränkte die kontroverse Quotenregelung zwar vor Kurzem stark ein, doch gehen die Proteste weiter. Die Demonstranten fordern nun Rechenschaft für die mindestens 150 Todesfälle bei den Kundgebungen, die sie auf exzessive Gewaltanwendung der Polizei zurückführen. Und sie verlangen den Rücktritt von Premierministerin Hasina.