Evakuierungen aus Israel Rund 1.800 Deutsche ausgeflogen
Laut Auswärtigem Amt wurden rund 1.800 Deutsche aus Israel ausgeflogen. Von der Lufthansa wird es aber keine weiteren Sonderflüge mehr geben, teilte die Airline mit. Die Bundeswehr bereitet sich vor, im Notfall Deutsche auszufliegen.
Nach der Terrorattacke der Hamas auf Israel sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes bislang rund 1.800 Deutsche durch von der Bundesregierung organisierte Sonderflüge und Fährverbindungen aus dem angegriffenen Land ausgereist. Am Freitag flogen mehr als 800 Deutsche mit Sonderflügen nach Deutschland zurück, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Am Donnerstag hatten rund 950 Deutsche Israel mit Sonderflügen und einer Fähre verlassen.
Weitere Sonderflüge werde es von der Lufthansa und ihren Tochterfluglinien nicht mehr geben, teilte das Unternehmen mit. Als Grund nannte es die ungewisse Sicherheitslage, aber auch offene Fragen zur "operativen Stabilität" in Tel Aviv.
Condor-Flüge am Wochenende
Das Auswärtige Amt verwies nun auf zwei Flüge am Sonntag mit dem Ferienflieger Condor aus dem jordanischen Akaba. Die Stadt am Roten Meer liegt allerdings mehrere Stunden Auto- oder Busfahrt durch die Negev-Wüste von Tel Aviv entfernt. Zudem wird für die Einreise nach Jordanien ein Visum benötigt. Dies kann dem Auswärtigen Amt zufolge auch am Grenzübergang Akaba beantragt werden.
Die Gebühr von 300 Euro pro Platz auf den Lufthansa-Sonderflügen werde man auch weiter erheben. Das Auswärtige Amt steuere pro Person noch 350 Euro aus dem eigenen Etat dazu.
Auf der "Elefand"-Liste des Auswärtigen Amtes dürften nach den Flügen am Freitag noch grob 4.000 Personen stehen. Vom Auswärtigen Amt hieß es, die deutschen Staatsangehörigen würden weiterhin über diese Krisenvorsorgeliste des Ministeriums über zusätzliche Ausreisemöglichkeiten informiert.
Bundeswehr in Bereitschaft
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte Rückholflüge durch zivile Fluggesellschaften bereits am Freitag kritisiert. Wegen des "unkalkulierbaren Risikos" müssten derartige Flüge von der Luftwaffe durchgeführt werden, hieß es. Militär-Crews seien für derartige Operationen geschult und ihre Flugzeuge verfügten über entsprechende Ausrüstung. Die Luftwaffe hatte dazu erklärt: "Erst wenn ein ziviler Lufttransport aufgrund einer existierenden Bedrohung für die Luftfahrzeuge nicht mehr möglich ist, kann die Bundeswehr mit ihren geschützten Transportflugzeugen dafür eingesetzt werden."
Die Bundeswehr bereitet sich derzeit in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt darauf vor, deutsche Staatsbürger notfalls aus Israel auszufliegen. Das Verteidigungsministerium teilte mit, präventive Vorbereitungen sollten sicherstellen, dass die Bundesregierung im Falle eines Ausfalls des zivilen Flugbetriebs aus Israel alle notwendigen logistischen Vorkehrungen für eine rasche Abholung durch die Luftwaffe getroffen habe. "Im Falle einer weiteren Lageverschärfung stünde der militärische Evakuierungsverband der Bundeswehr bereit."
Kritik am Krisenmanagement der Bundesregierung
An der Organisation der Rückholungen gab es breite Kritik. So berichteten betroffene Deutsche, dass die Hotlines, über die die Buchung der Sonderflüge abgewickelt werden, extrem überlastet gewesen seien. Das ARD-Studio Tel Aviv zitiert eine Deutsche, die stundenlang am Telefon gehangen habe. "Ich habe es über 250 Mal probiert", erzählte sie.
Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Hardt, übte Kritik an der Bundesregierung. Außenministerin Annalena Baerbock habe "versucht, das Problem der Ausreise mit möglichst wenig eigenem Aufwand an die Lufthansa auszulagern. Das Ergebnis ist anhaltendes Chaos", sagte Hardt. Es sei an der Zeit, dass sie handele und den Prozess zur Chefsache erkläre.
Baerbock hatte am Freitag Israel besucht und war am Abend zu Gesprächen nach Ägypten weitergeflogen. Der Airbus der Flugbereitschaft der Bundeswehr, mit dem Baerbock von Berlin nach Tel Aviv geflogen war, kehrte mit weiteren 85 deutschen Staatsangehörigen nach Deutschland zurück. Insgesamt habe das Auswärtige Amt bisher rund 2800 Deutsche bei der Ausreise "auf Land-, Luft- & Seeweg" unterstützt.