Nach Angriffen Hapag-Lloyd und Maersk stoppen Transport durch Rotes Meer
Die Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer häufen sich. Nun will die dänische Reederei Maersk ihren Containerverkehr in dem Gebiet vorerst einstellen. Auch das deutsche Unternehmen Hapag-Lloyd kündigte einen Transportstopp an.
Die dänische Reederei A.P. Moller-Maersk will bis auf weiteres ihre Containertransporte durch das Rote Meer einstellen. "Nach dem Vorfall mit der 'Maersk Gibraltar' gestern und einem weiteren Angriff auf ein Containerschiff heute haben wir alle Maersk-Schiffe in der Gegend, die durch die Bab al-Mandab-Straße fahren sollen, angewiesen, ihre Fahrt bis auf weiteres zu unterbrechen", so ein Sprecher des Unternehmens.
Die "Maersk Gibraltar" war auf der Reise von Salala (Oman) nach Dschidda (Saudi-Arabien) von einer Rakete angegriffen worden. Verletzt wurde dabei niemand. Die Attacke reklamierte die Huthi-Miliz im Jemen für sich. Die schiitischen Islamisten erklärten, einen "Militäreinsatz" gegen das Schiff ausgeführt zu haben.
Auch Hapag-Lloyd stellt Fahrten ein
Eine Einstellung des Containerverkehrs durch das Rote Meer hat auch die deutsche Reederei Hapag-Lloyd beschlossen. Am Montag werde man erneut über die Lage entscheiden, sagte ein Sprecher des Unternehmens der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor war in der Bab al-Mandab-Straße ein Containerfrachter der Reederei beschossen worden.
Nach Angaben des Unternehmens sei die "Al Jasrah" bei dem Angriff in der Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti beschädigt worden, Verletzte habe es nicht gegeben. Hapag-Lloyd werde zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit von Crews zu gewährleisten, hieß es weiter. Die "Al Jasrah" fährt unter liberianischer Flagge.
Der Frachter war den Angaben zufolge aus dem griechischen Piräus durch den Suezkanal gefahren und befand sich auf Kurs Richtung Singapur. "Es gibt Sachschäden an Bord, die Crew ist unversehrt", sagte der Sprecher des Hamburger Unternehmens. Das Schiff könne seine Fahrt aber fortsetzen. Medienberichten zufolge gab es nach dem Beschuss ein Feuer an Bord. Zum Ursprung des Beschusses konnte der Sprecher zunächst ebenfalls keine Angaben machen.
Baerbock verurteilt Angriffe
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock verurteilte die Attacke auf die "Al Jasrah". "Die Angriffe der Huthis auf Handelsschiffe im Roten Meer müssen sofort aufhören", sagte sie in Berlin. Zudem müssten von Piraten gefangene Seeleute "unverzüglich und unversehrt" freigelassen werden. Angriffe auf die Schifffahrt im Roten Meer hatten sich zuletzt gehäuft. Die Huthi-Rebellen im Jemen hatten angekündigt, aus Solidarität mit der ebenfalls vom Iran unterstützten Hamas, Schiffe mit Verbindung zu Israel zu attackieren. Nur Frachtern, die Hilfsgüter für den Gazastreifen lieferten, würde die Durchfahrt gewährt. Alle anderen würden zum "legitimen Zielen unserer Streitkräfte", hieß es.
Aufgrund der Angriffe hatten die deutschen Reeder von der Bundesregierung und der EU Schutzmaßnahmen gefordert. Die deutsche Handelsflotte ist mit ihren gut 1800 Schiffen die siebtgrößte unter den großen Handelsflotten der Welt.
USA arbeiten an Koalition gegen Angriffe
Die USA arbeiten nach Aussagen des Nationalen Sicherheitsberaters, Jake Sullivan, mit der internationalen Gemeinschaft, mit Partnern aus der Region und der ganzen Welt an Lösungen, um der Bedrohung entgegenzutreten. "Wir bilden eine Koalition", sagte er bei einer Pressekonferenz. Die Huthi stellen demnach eine erhebliche Bedrohung für die Freiheit der Schifffahrt, die Handelsschifffahrt und den rechtmäßigen Handel dar, und zwar an einer lebenswichtigen Verkehrsader am Bab al-Mandeb und im Roten Meer. Der Iran als Drahtzieher hinter den Attacken der Huthi sei in der Verantwortung, selbst auch Maßnahmen zu ergreifen, um die Angriffe zu stoppen, so Sullivan.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums teilte zuvor mit, dass die Bundesregierung eine US-Bitte um einen Marine-Einsatz prüfe. Aus den USA sei vor einigen Tagen eine Anfrage an die Deutsche Marine gestellt wurde, ob sie in der Lage sei, im Roten Meer zu unterstützen, "ohne dass das konkret mit Forderungen hinterlegt war". Diese Anfrage werde derzeit geprüft "und sicherlich auch mit allen notwendigen verantwortlichen Stellen in der Regierung besprochen", so der Sprecher weiter.
Huthis wollen weitere Schiffe angegriffen haben
Die Huthi-Rebellen reklamierten unterdessen zwei weitere Angriffe für sich. Erneut seien zwei Containerschiffe im Roten Meer attackiert worden, hieß es in einer Erklärung. Die Schiffe sollen auf dem Weg nach Israel gewesen sein. Die Besatzungen der Schiffe hätten demnach Warnungen ignoriert. Daraufhin hätten die Huthis sie mit zwei Raketen angegriffen. Es soll sich um die Schiffe "MSC Alanya" and "MSC Platinum III" gehandelt haben. Wann die Angriffe stattgefunden haben sollen, blieb unklar.