Krieg in Nahost Kampf gegen die Hamas - Überlebenskampf in Gaza
Während Israel seinen Kampf gegen die Terroristen der Hamas intensiviert, kämpfen die Menschen in Gaza ums Überleben. Die UN sprechen vom Zusammenbruch der zivilen Ordnung. Immerhin funktioniert die Telekommunikation wieder.
Mohammed meldet sich: "Good morning my friend, I am fine, I am ok." Es gehe ihm gut. Freitagnachmittag hat das ARD-Studio Tel Aviv das letzte Mal von ihm gehört. Dann waren Telefon und Internet im Gazastreifen für etwa 36 Stunden weg.
Mohammed arbeitet seit einiger Zeit für das Studio - er und andere versorgen die Korrespondenten mit Informationen darüber, was in dem abgeriegelten Gebiet passiert. Aber ohne Telefon und Internet kann der Journalist nicht arbeiten. "Niemand in der Welt weiß, wie es uns geht. Und wir wissen nicht, was draußen los ist", beklagt er.
Hilfsorganisationen berichten von katastrophalen Zuständen
Für ihn und die anderen Menschen im Gazastreifen waren die vergangenen Stunden eine Zeit großer Unsicherheit: Wie geht es Freunden und Verwandten? Wo laufen Angriffe? Wo ist es sicher? Kein Internet, kein Telefon - das bedeutet auch: Keine Hilfe holen zu können nach einem Angriff.
Die vergangenen beiden Tage waren sehr hart. Die israelische Armee hat ihre Angriffe intensiviert - mit Kampfjets, Panzern, Drohnen. Man kann sie vielleicht hören. Es ist sehr laut. Wir können nicht schlafen, finden keine Ruhe.
Was Mohammed in seiner knapp zwei Minuten langen Sprachnachricht schildert, ist ein Überlebenskampf. Es fehle Wasser, Essen, Treibstoff. Hilfsorganisationen berichten von katastrophalen Zuständen im Gazastreifen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks haben Tausende Menschen die Lagerhallen mit Hilfsgütern geplündert. Die zivile Ordnung breche zusammen.
In der vergangenen Nacht deutete ein Sprecher der israelischen Armee an, es werde bald mehr humanitäre Hilfe geben für den Süden des Gazastreifens. Wie diese aussehen soll, sagte er nicht.
Netanyahu: Zweite Phase des Krieges
Die Armee hat nach eigenen Angaben seit gestern mehr als 450 Ziele im Gazastreifen bombardiert: Kommandozentralen der Hamas, Beobachtungsposten und Abschussrampen für ihre Raketen. Anders als in früheren Nächten zogen sich die Panzer nach ihren Einsätzen nicht wieder zurück. Zwei Soldaten sind nach Angaben der Armee bei den Gefechten verletzt worden.
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hatte gestern Abend die nächste Stufe des Krieges gegen Hamas ausgerufen: "Weitere Bodentruppen sind nach Gaza eingerückt, der Hochburg des Bösen. Das ist die zweite Phase des Krieges. Die Ziele sind klar: Die militärischen und organisatorischen Fähigkeiten der Hamas zerstören und die Geiseln zurück nach Hause holen."
Etwa 230 Menschen sollen noch in der Gewalt der Terrororganisation Hamas sein. Netanyahu nannte die Möglichkeit eines Gefangenenaustauschs. Genauer wurde er aber nicht.
Differenzen bei Verhandlungen über Freilassung von Geiseln
Aus Katar ist zu hören, es gebe in den laufenden Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln noch Differenzen, wie viele palästinensische Gefangene im Gegenzug aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden sollen. Die intensiveren Angriffe der israelischen Armee würden die Situation aber erschweren.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte am Abend klar gemacht, dass die Armee ihre Angriffe noch weiter steigern könnte: "Wir haben kein Interesse, den Krieg auszuweiten, aber wir sind darauf vorbereitet. Die Luftwaffe setzt nur einen kleinen Teil ihrer Kräfte in Gaza ein und ist zu weiteren Missionen in der Lage."
Für Mohammed im Gazastreifen sind die Angriffe, die er hört, schon jetzt kaum zu ertragen. Er hoffe, dass es so wie in den vergangenen Tagen nicht weiter geht. Mehr und mehr Verzweiflung liegt in seiner Stimme: "Gott sei Dank haben wir wieder Kontakt. Hab einen guten Tag mein Freund, wünsche mir Glück."