Eskalation in Nahost Raketen aus Gaza - Militante dringen nach Israel ein
Bei massiven Raketenangriffen aus dem Gazastreifen wurde in Israel mindestens ein Mensch getötet. Militante Palästinenser drangen in israelische Orte vor. Israels Armee erklärte den Kriegszustand.
Militante Palästinenser haben am Morgen unzählige Raketen vom Gazastreifen auf Ziele in Israel abgefeuert. In verschiedenen Städten des Landes heulten Warnsirenen. Auch in Tel Aviv und Jerusalem war Raketenalarm zu hören. Das Militär rief die Einwohner der südlichen und zentralen Landesteile auf, sich in geschützte Bereiche zu begeben.
Die Armee erklärte den Kriegszustand. Israels Verteidigungsminister Joav Galant genehmigte die Mobilisierung von Reservisten. Augenzeugen zufolge begann die Armee mit dem Beschuss von Zielen im Gazastreifen. Gallant erklärte: "Hamas hat heute Morgen einen großen Fehler gemacht."
Nach ersten Erkenntnissen wurde bei den palästinensischen Angriffen ein Mensch getötet. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, eine etwa 60 Jahre alte Frau sei bei einem direkten Treffer nahe Gedera tödlich verletzt worden. Zwei Menschen hätten bei den Angriffen aus Gaza schwere Verletzungen erlitten. Mehrere weitere Menschen im Süden und in der Küstenebene wurden demnach in Krankenhäuser gebracht.
Palästinenser dringen nach Israel ein
Wie das israelische Militär mitteilte, drangen im Zuge der Angriffe mehrere bewaffnete Palästinenser auf israelisches Gebiet ein. In der Stadt Sderot lieferten sie sich Schusswechsel mit israelischen Streitkräften. Das bestätigte der Bürgermeister der Stadt, es gibt auch entsprechende Videos in den Sozialen Medien.
Itamar Revivo, ein Lokalpolitiker aus Aschkelon, erklärte im israelischen Fernsehen, die militanten Palästinenser landeten teilweise mit Drohnen in den Ortschaften Aus Hamas-Kreisen verlautete, es seien Israelis als Geiseln genommen worden. Dafür gab es aber von Seiten der israelischen Armee zunächst keine Bestätigung.
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, drückte den Menschen in Sderot seine Solidarität aus. "Deutschland verurteilt diesen massiven und rücksichtslosen Angriff auf Zivilisten auf dem Luft- und Landweg", schrieb er auf der Plattform X.
Hamas spricht von "Militäroperation"
Die im Gaza herrschende islamistische Hamas hatte am Morgen den Beginn einer "Militäroperation" gegen Israel erklärt. Man habe beschlossen, israelischen "Verbrechen" ein Ende zu setzen, sagte der Militärchef Mohammed Deif. "So wird der Feind verstehen, dass die Zeit, in der er wütet, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden, vorbei ist. Wir kündigen den Beginn der Operatino 'Al Aksa-Flut' an." Er sprach von 5000 abgefeuerten Raketen.
Deif forderte zudem israelische Palästinenser und die arabische Bevölkerung jenseits der israelischen Grenzen auf, sich an den Angriffen auf Israel zu beteiligen. Nach eigenen Angaben ist auch die Palästinensermiliz "Islamischer Dschihad" an den Angriffen beteiligt.
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will im Verlauf des Tages Sicherheitsberatungen mit Vertretern des Verteidigungsministeriums und der Armee abhalten. Israel feiert gerade das jüdische Fest Simchat Tora zu Ehren der heiligen Schrift der Juden.
Immer wieder Zusammenstöße
Die Lage in den Palästinensergebieten, besonders im besetzten Westjordanland, hatte sich zuletzt wieder zugespitzt. Seit Donnerstag waren dort vier Palästinenser bei eigenen Anschlägen oder Konfrontationen mit der israelischen Armee getötet worden.
An der Gaza-Grenze hatte es im vergangenen Monat mehrfach gewaltsame Proteste gegeben. Dabei wurden auch Sprengsätze auf Soldaten geworfen, mehrere Palästinenser wurden durch Schüsse verletzt. Die israelische Luftwaffe griff angesichts der Vorfälle mehrmals Hamas-Posten im Gazastreifen an.
Nach UN-Angaben leben im Gazastreifen mehr als zwei Millionen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen. Die von EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 Macht übernommen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.
Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv