Nahost Acht weitere Geiseln im Gazastreifen freigelassen
Im Zuge des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas sind weitere Geiseln freigekommen. Eine israelische Soldatin, zwei Deutsch-Israelis und fünf Thailänder wurden im Gazastreifen an das Rote Kreuz übergeben.
Nach der Einigung auf ein Waffenruhe-Abkommen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas sind im Gazastreifen sieben weitere Geiseln freigelassen worden. Die zwei Deutsch-Israelis und fünf Thailänder seien an das Rote Kreuz übergeben worden, erklärte die israelische Armee. Am Morgen war bereits die israelische Soldatin Agam Berger nach mehr als 15 Monaten Geiselhaft freigelassen worden und nach Israel zurückgekehrt.
Zunächst hatte es Unstimmigkeiten darüber gegeben, wie viele Geiseln freigekommen sind. Es war unklar, ob der 80-jährige Deutsch-Israeli Gadi Moses auch unter den Freigelassenen war. Inzwischen melden israelische Medien sowie der arabische Sender Al Jazeera jedoch unter Berufung auf das Rote Kreuz, dass sich Moses in einem Fahrzeug des Roten Kreuzes befunden habe. Zuvor sei auch die 29-jährige Deutsch-Israelin Arbel Yehud übergeben worden.
Nach Angaben des israelischen Militärs befinden sich die freigelassenen Geiseln inzwischen auf israelischem Territorium.
Chaotische Szenen bei Übergabe
Die Übergabe der Geiseln wurde von den Islamisten als Machtdemonstration inszeniert: Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und maskierte Kämpfer schoben die Geiseln durch eine schreiende und drängelnde Menschenmenge zu den Rot-Kreuz-Fahrzeugen. Auf den live übertragenen Fernsehbildern war im dichten Gedränge in Chan Junis teils nicht klar zu erkennen, was um die weißen Fahrzeuge der Hilfsorganisation herum geschah.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von "schockierenden Szenen", die ein "weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit der terroristischen Hamas" sei.
Die israelische Soldatin Berger war am Vormittag ebenfalls von vermummten Bewaffneten an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben worden. Zuvor hatte die 20-Jährige auf einer Bühne einer Menge zuwinken müssen.
Verzögerte Freilassung
Die Deutsch-Israelin Yehud wurde am 7. Oktober 2023 zusammen mit ihrem Freund aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz verschleppt. Sie sollte nach israelischen Angaben ursprünglich bereits am vergangenen Samstag freikommen. Die Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass zuerst Zivilisten freigelassen werden sollten. Stattdessen ließ die Hamas allerdings vier Soldatinnen im Austausch gegen 200 palästinensische Häftlinge frei.
Israel hatte die vereinbarte Rückkehr von vertriebenen Palästinensern in den Norden des Gazastreifens deshalb zunächst blockiert, nach einer neuen Vereinbarung über die Freilassung der Deutsch-Israelin und zweier weiterer Geiseln jedoch erlaubt. Yehud befand sich in der Gewalt der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad.
Drei weitere israelische Geiseln sollen am Samstag freigelassen werden.
Palästinensische Häftlinge kommen frei
Im Gegenzug zur Freilassung der Geiseln sollen 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, darunter auch mindestens 30 wegen Mordes Verurteilte sowie einige Frauen und Minderjährige.
Israelischen Medienberichten zufolge ist unter den Häftlingen auch Sakaria Subeidi, der während des zweiten Palästinenseraufstands Befehlshaber des militärischen Arms der Fatah-Bewegung in Dschenin im nördlichen Westjordanland war. Dabei wurden zwischen 2000 und 2005 etwa 3.500 Palästinenser und mehr als 1.000 Israelis getötet.
Für die fünf thailändischen Geiseln werden keine palästinensischen Häftlinge entlassen. Israelische Medien meldeten, sie kämen im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Hamas und Thailand frei.