Verurteilter Ex-Politiker Ahmad Mord vor laufender Kamera in Indien
Bei einem Attentat in Indien sind ein verurteilter Ex-Abgeordneter und sein Bruder getötet worden. Sie waren in Polizeibegleitung und gaben ein Interview, als drei Männer aus kurzer Distanz das Feuer eröffneten.
In Indien sind ein verurteilter ehemaliger Abgeordneter und sein Bruder vor laufenden Kameras von mehreren Tätern erschossen worden. Atiq Ahmad und sein Bruder Ashraf waren am Samstag unter Polizeibegleitung auf dem Weg zu einer medizinischen Untersuchung in ein Krankenhaus in der Stadt Prayagraj, als drei Männer, die sich offenbar als Journalisten getarnt hatten, aus nächster Nähe auf die beiden Brüder schossen.
Die Täter ergaben sich unmittelbar nach den tödlichen Schüssen. Mindestens einer von ihnen rief den Slogan "Jai Shri Ram" (Ehre für Lord Rama), ein Schlachtruf von Hindu-Nationalisten gegenüber Muslimen.
Beide Opfer gehören der muslimischen Minderheit Indiens an, die Polizei teilte allerdings nicht mit, ob ein religiöses Motiv hinter dem tödlichen Angriff steckte. Die Fernsehaufnahmen zeigen, wie die Angreifer Parolen auf Hindi rufen.
Angreifer unmittelbar nach der Tat festgenommen
"Die Angreifer wurden festgenommen und werden derzeit befragt", sagte ein Polizeivertreter. Laut Polizei näherten sich drei Täter auf Motorrädern den späteren Opfern. Unter dem Vorwand, eine Aufnahme machen zu wollen, seien sie nahe an Atiq Ahmad und seinen Bruder herangekommen. Die Geschwister hätten Schussverletzungen am Kopf erlitten. "Alles passierte innerhalb von Sekunden."
Videos von der Tat am Samstagabend verbreiteten sich in sozialen Medien. Sie wurde ursprünglich auf lokalen Fernsehsendern live ausgestrahlt, da die Brüder auf dem Weg ins Krankenhaus mit Medienvertretern sprachen.
Ermittler am Tatort in Prayagraj im Norden Indiens
Ex-Abgeordneter und verurteilter Straftäter
Ahmad saß seit 2019 im Gefängnis, nachdem er wegen Entführung eines Anwalts verurteilt worden war. Dieser Anwalt, Umesh Pal, hatte in einem Prozess um die Tötung eines Abgeordneten 2005 als Zeuge gegen Ahmad ausgesagt. Im Februar wurde Pal ebenfalls getötet. Am Donnerstag wurden Ahmads Sohn - ein Jugendlicher - und ein weiterer Mann, die beide für Pals Tod verantwortlich gemacht wurden, von der Polizei getötet. Es sei zu einer Schießerei gekommen, hieß es.
Vor zwei Wochen hatte Ahmad beim Obersten Gericht Indiens Personenschutz beantragt. Von staatlichen Funktionären gehe eine "offene, direkte und unmittelbare Gefahr" für sein Leben aus, zitierten Medien aus seiner Begründung. Das Gericht lehnte eine Intervention ab und verwies Ahmads Anwalt an den Gerichtshof des Staats.
Ahmad hatte überwiegend muslimische Anhänger
Ahmad war vier Mal Abgeordneter im Parlament des nordindischen Bundesstaats Uttar Pradesh und wurde 2004 auch ins indische Parlament gewählt. Gegen ihn wurde in mehr als 100 strafrechtlichen Fällen ermittelt. Unter seiner überwiegend muslimischen Wählerschaft pflegte er ein Robin-Hood-Image und half armen Familien finanziell. Er wurde aber auch dafür kritisiert, seinen politischen Einfluss zum Aufbau eines Syndikats genutzt zu haben, das auf dem Immobilienmarkt aktiv war und dem gewaltsame Inbesitznahme von Liegenschaften und andere Straftaten vorgeworfen wurden.
Prayagraj liegt in Uttar Pradesh und wird ebenso wie der Zentralstaat Indien von der Hindu-nationalistischen BJP regiert. Menschenrechtsorganisationen prangern an, dass in dem Bundesstaat immer wieder Menschen außergerichtlich hingerichtet werden.