Parlamentswahl in Indien 970 Millionen stimmen ab - digital
Mehr als 970 Millionen Inder sollen in den kommenden Wochen ein neues Parlament wählen. Das bedeutet für die Organisatoren eine gewaltige logistische Herausforderung - auch um Wahlmanipulationen zu verhindern.
Stolz spricht aus Rajiv Kumar, als der Leiter der indischen Wahlkommission Mitte März Details zur Wahl in Indien vorstellt - er nennt sie "das größte Demokratie-Festival der Welt".
Indien wählt ein neues Parlament, genauer gesagt das Unterhaus, die Lok Sabha mit 543 Sitzen. Diese Wahl zu organisieren, ist eine Mammut-Aufgabe. Mehr als 970 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Bis sie alle ihre Stimme abgegeben haben, wird es dauern: mehr als sechs Wochen.
Dabei wählen die indischen Bundesstaaten und Unionsterritorien in verschiedenen Phasen. 15 Millionen Wahlhelfer werden im Einsatz sein. Abgestimmt wird nicht mit Wahlzetteln aus Papier, sondern an Automaten. Wahlleiter Rajiv Kumar versichert, diese seien zu "100 Prozent sicher", und er verweist auf "eine große Anzahl von Verbesserungen", die in den vergangenen zwei Jahren vorgenommen worden seien.
Kurze Wege zu den Wahlautomaten
In Indien gelten etwa 20 Prozent der Menschen als Analphabeten. Deswegen zeigt der elektronische Wahlautomat neben jeder Partei ein dazugehöriges Symbol, wie eine Lotusblüte für die Regierungspartei, die BJP oder eine Hand für die Kongresspartei.
Alle Wahlberechtigten sollen im Umkreis von zwei Kilometern ihre Stimme abgeben können, und das ist in dem riesigen Land eine Herausforderung. So werden insgesamt 5,5 Millionen Wahlautomaten aufgestellt, auch an entlegenen Orten im Dschungel und im Himalaya.
An der Wahl teilnehmen darf nur, wer sich vorher registriert hat: 18 Millionen Erstwähler sind es diesmal. Wahlberechtigt sind auch mehr als 200.000 Hundertjährige.
Demokratie kostet
Indiens Wahl gilt als die teuerste der Welt. Nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation soll sie mehr als 14 Milliarden Euro kosten. Experten rechnen mit einer noch höheren Summe.
Eine Firma in der Stadt Mysore in Südindien profitiert von dem Großereignis. Sie arbeitet schon seit Anfang des Jahres auf die Wahl hin. Das auf Farben spezialisierte Unternehmen liefert spezielle Tinte. Denn wer gewählt hat, bekommt danach einen wasserfesten violetten Strich auf den Nagel des Zeigefingers.
So soll verhindert werden, dass man zwei Mal seine Stimme abgibt. Rund 2,7 Millionen Flaschen mit einem Volumen von je zehn Millilitern stelle man zu diesem Zweck her, hieß es aus dem Unternehmen - das seien pro Tag 80.000 Flaschen.
Bei der letzten Wahl vor fünf Jahren gingen etwa zwei Drittel der Wahlberechtigten zur Stimmabgabe. Wahlleiter Kumar hofft, dass die Wahlbeteiligung dieses Jahr noch höher ausfällt. Das Ergebnis der indischen Parlamentswahl dieses Jahr soll am 4. Juni verkündet werden.