Lage im Gazastreifen Aufruf zur Flucht und Streit um Hilfsgüter
Ob es mit dem Fluchtkorridor für Zivilisten in Gaza klappt, ist unklar. Fraglich ist auch, ob heute weitere Hilfsgüter in das Gebiet gelangen. Ein israelischer Minister ist nach einer Äußerung suspendiert.
Es scheint erneut nicht zu klappen: Das israelische Militär hatte ein Zeitfenster genannt, in dem ein "humanitärer Korridor" für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen geöffnet werden sollte. Ein israelischer Armeesprecher rief die Menschen im Nachrichtendienst X - dem ehemaligen Twitter - auf Arabisch auf, zur eigenen Sicherheit in den Süden des Küstenstreifens zu ziehen. Dabei veröffentlichte das Militär auch eine Karte, in der die Straße ausgewiesen wurde.
Das Zeitfenster hätte um 10 Uhr Ortszeit beginnen sollen. Nach Informationen der Mitarbeiter der ARD ist die Straße allerdings bis jetzt nicht frei passierbar.
Kommen weitere Hilfsgüter an?
Im Gazastreifen trafen 30 weitere Lastwagen mit Hilfsgütern ein. Unklar ist, ob heute noch weitere dringend benötigte Hilfslieferungen aus Ägypten in den Gazastreifen hineingelassen werden. Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari wies jedenfalls Vorwürfe zurück, sein Land sperre sich gegen weitere Hilfslieferungen.
Wir sind in dieser Frage jedenfalls nicht der Flaschenhals. Mit Blick auf die Kontrollen und Anzahl der Lastwagen überprüfen wir viel mehr als das, was an Wasser, Medikamenten und Lebensmitteln nach Gaza gelangen kann. An uns liegt es nicht. Aber klar ist: Treibstoff gelangt nicht nach Gaza.
"Wir ziehen die Menschen mit eigenen Händen heraus"
Mehr als 2500 Ziele hat Israel nach eigenen Angaben seit dem 7. Oktober im Gazastreifen bombardiert. Die Hälfte aller Gebäude in Gaza Stadt soll zerstört worden sein, berichtet das von der militant-islamistischen Hamas geführte Gesundheitsministerium.
Bei Bombardement in der Nacht soll erneut ein Flüchtlingslager getroffen worden sein. Die Terrororganisation Hamas sprach von mindestens 38 Toten. Diese Zahl lässt sich nicht unabhängig überprüfen.
Bilder der Nachrichtenagentur Reuters zeigen, wie Menschen mit bloßen Händen versuchen, aus den Trümmern Lebende zu retten. Darunter ist auch Saeed Al-Najma. "Wir schliefen friedlich im Haus, meine Brüder, meine Töchter und meine Enkelkinder. Dann gab es eine Explosion auf der Straße. Dieses Gebäude mit vier Stockwerken stürzte ein, ebenso dieses mit drei Stockwerken", erzählt er. "Die ganze Nacht habe ich Leichen unter den Trümmern hervorgeholt, darunter Kinder. Wir wissen nicht, was wir tun sollen, wir ziehen die Menschen mit eigenen Händen heraus."
Eine Atombombe auf Gaza?
Und geht es nach Amichai Eliyahu, dem rechtsgerichteten, aber wenig einflussreichen israelischen Minister für Jerusalem-Angelegenheiten, könnten die Zerstörungen noch größer sein.
Gefragt in dem religiösen Sender Kol Hai, ob denn eine Atombombe auf Gaza eine Option wäre, antwortete Eliyahu allen Ernstes: "Das wäre eine Möglichkeit."
Premierminister Benjamin Netanyahu bezeichnete die Äußerungen seines Ministers als "fernab jeglicher Realität". Er hat ihn inzwischen von den Kabinettssitzungen freigestellt.
Das "Forum der Geiseln und vermissten Personen" zeigte sich schockiert über die Äußerungen des Ministers. Das internationale Recht, moralische Maßstäbe und der gesunde Menschenverstand würden klar den Einsatz von Massenvernichtungswaffen verbieten, machte es deutlich.