Kämpfe in Nahost Jordanien wirft Hilfsgüter über Gaza ab
Jordaniens Luftwaffe hat in Abstimmung mit Israel medizinische Hilfsgüter für ein Feldlazarett im Gazastreifen abgeworfen. Israel setzte seine Angriffe fort und bombardierte eigenen Angaben zufolge 450 Ziele binnen 24 Stunden.
Die jordanische Luftwaffe hat in der Nacht zum Montag medizinische Hilfsgüter und Medikamente per Fallschirm über einem jordanischen Feldlazarett in Gaza abgeworfen. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Petra unter Berufung auf Militärquellen.
Wegen Verzögerungen bei den Lieferungen aus Ägypten über den Grenzübergang Rafah seien die Vorräte dort nahezu ausgegangen. Die Arbeit im Feldlazarett würde trotz der schweren Lieferengpässe aber fortgesetzt.
"Es ist unsere Pflicht, unseren Brüdern und Schwestern zu helfen, die im Krieg gegen Gaza verletzt wurden. Wir werden immer für unsere palästinensischen Brüder da sein", schrieb Jordaniens König Abdullah II. bei X , vormals Twitter. Dazu verbreitete er Fotos der mit einer jordanischen Flagge versehenen Ladung.
Israel verlangt Kontrolle aller Hilfsgüter
Der Abwurf war nach israelischen Angaben zwischen beiden Ländern abgestimmt. "Über Nacht hat ein jordanisches Flugzeug in Zusammenarbeit mit den israelischen Verteidigungskräften (IDF) medizinische Ausrüstung und Lebensmittel für das jordanische Krankenhaus im Gazastreifen abgeworfen", erklärte die israelische Armee. Die Ausrüstung werde "vom medizinischen Personal für Patienten verwendet", hieß es weiter.
Israel hatte zuvor ein Embargo gegen unkontrollierte Hilfslieferungen in den Gazastreifen verhängt. Generell verlangt das Land, dass alle Hilfsgüter, die bislang nur über den ägyptischen Grenzübergang Rafah in den Süden des Gazastreifens gelangen, kontrolliert werden. So soll verhindert werden, dass Waffen an die in Gaza herrschende islamistische Hamas geschmuggelt werden.
Hilfsorganisationen beklagen, dass die bislang mit Lastwagen in den Gazastreifen gelangten Hilfsgüter bei weitem nicht ausreichen. Denn die humanitäre Lage in dem Küstengebiet ist weiterhin verheerend. Unter anderem sind Treibstoff, Essen und Trinkwasser knapp. UN-Angaben zufolge sind rund 1,5 der etwa 2,2 Millionen Menschen in dem Küstenstreifen infolge der Kämpfe auf der Flucht.
UN-Leiter nennen Lage "inakzeptabel"
Auch die Leiter aller großen UN-Organisationen forderten, mehr Lieferungen von Lebensmitteln, Wasser, Medizin und Treibstoff in den Gazastreifen zuzulassen, um der Bevölkerung dort zu helfen. In einer außergewöhnlichen gemeinsamen Erklärung forderten sie eine "sofortige humanitäre Waffenruhe" im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. "Seit fast einem Monat beobachtet die Welt die Entwicklung der Situation in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten mit Schock und Entsetzen über die steigende Zahl verlorener und zerstörter Menschenleben", hieß es.
Im Gazastreifen werde "eine ganze Bevölkerung belagert und angegriffen", der Zugang zum Überlebensnotwendigen werde verwehrt. Häuser, Unterkünfte, Krankenhäuser und religiöse Stätten würden "bombardiert". Dies sei "inakzeptabel", hieß es in der Erklärung weiter. Die Hamas wird darin aufgefordert, die mehr als 240 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freizulassen. Beide Seiten werden zudem aufgerufen, ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen einzuhalten.
450 Luftangriffe in 24 Stunden
Israel setzte sein massives Bombardement des dicht besiedelten Gazastreifens indes fort. Die israelische Luftwaffe griff in den vergangenen 24 Stunden rund 450 Ziele an, teilte das Militär mit. Darunter seien Tunnel, militärische Anlagen sowie Abschussrampen für Panzerabwehrraketen der islamistischen Hamas gewesen. Zudem hätten die Truppen am Boden einen militärischen Komplex übernommen. Bei dem Einsatz seien "mehrere Hamas-Terroristen" getötet worden, hieß es. Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser stieg nach Darstellung der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 9770. Unabhängig waren die Angaben zunächst nicht zu überprüfen.
Bei den Einsätzen sei das Hamas-Mitglied Dschamal Mussa getötet worden. Er soll für "besondere Sicherheitsoperationen" verantwortlich gewesen sein und 1993 einen Anschlag auf israelische Soldaten im Grenzgebiet verübt haben.
Laut dem israelischen Militär ist das Küstengebiet nach eigenen Angaben nun komplett in zwei Hälften geteilt. Es gebe jetzt "ein Nordgaza und ein Südgaza", sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am Sonntag. Die Einheiten hätten die Küste im südlichen Teil der Stadt Gaza erreicht und würden den Bereich "halten". Die Luftangriffe und Attacken am Boden habe man ausgeweitet. "Laut der palästinensischen Telekomfirma Paltel wurden alle Hauptleitungen für die Internet- und Kommunikationsverbindungen in Gaza von den Israelis abgeschaltet. Von israelischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung dafür.
Angriffe aus dem Libanon
Auch an Israels Nordgrenze zum Libanon kam es erneut zu Zwischenfällen. Beim Angriff einer israelischen Drohne sollen laut libanesischen Sicherheitskreisen sowie der Hisbollah-Miliz drei Kinder und deren Großmutter getötet worden sein.
Wie die "Times of Israel" berichtete, soll der UN-Sicherheitsrat heute auf Betreiben der Vereinigten Arabischen Emirate und Chinas erneut zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen, um die jüngsten Entwicklungen im Krieg zwischen Israel und der Hamas zu erörtern.