Nach Militärbeschuss auf Gaza 400 Raketen auf Israel abgefeuert
Israels Premier Netanyahu sieht kaum noch Hoffnung auf eine baldige Waffenruhe. Aus Gaza sollen rund 400 Raketen auf Israel abgeschossen worden sein - als Reaktion auf die Luftangriffe.
Auch am Abend waren sie noch in weiten Teilen Israels zu hören - die Explosionen beim Abfangen von Raketen aus dem Gazastreifen. In den Ortschaften in der Nähe zum Gazastreifen gab es zur späten Stunde Raketenalarm.
Aber auch im Großraum Tel Aviv mussten Menschen mehrmals die Schutzräume aufsuchen. Yoav Galant, Israels Verteidigungsminister, meldete sich am Abend mit einer Zwischenbilanz: "Auf den Staat Israel sind etwa 400 Raketen abgefeuert worden. Ungefähr ein Viertel davon landete noch im Gebiet des Gazastreifens, ein großer Teil auf offenem Feld. Ein Teil wurde abgefangen. Zu unserem Bedauern gab es auch einige Einschläge in Häusern. Ich sage das, weil die Errungenschaften der israelischen Technologie, des israelischen Sicherheitsapparats, äußerst beeindruckend sind und sich immer wieder zeigen. Das ist gut", so Galant.
80 Kilometer Sicherheitszone
Trotzdem: Die Sicherheitszone, in der Menschen in der Nähe von Schutzräumen bleiben müssen, wurde auf 80 Kilometer um den Gazastreifen ausgeweitet. Schulen und Kindergärten bleiben vielerorts geschlossen.
Den ganzen Tag über hatte israelisches Militär Ziele im Gazastreifen angegriffen. Dort waren überall Überwachungsdrohnen in der Luft zu hören. Am Tag zuvor hatte Israel drei Anführer der Terrororganisation Islamischer Dschihad gezielt getötet. Dabei waren auch zehn Zivilisten ums Leben gekommen. Insgesamt meldete das Gesundheitsministerium in Gaza am Abend 21 Tote, darunter sechs Kinder. 64 Menschen wurden verletzt.
Kaum Hoffnung auf Waffenruhe
Auch Israels Premierminister Benjamin Netanyahu trat vor die Presse. Er machte die Hoffnung auf eine baldige Waffenruhe zunichte, indem er sagte, die Operation sei noch nicht beendet: "Die Entwicklung neuer geheimdienstlicher Fähigkeiten und parallel dazu die Entwicklung neuer militärischer Fähigkeiten, die dann zusammengeführt werden, haben dafür gesorgt, dass eine neue Gleichung aufgestellt wird. Wir sagen den Terroristen: Wir sehen euch überall, ihr könnt euch nicht verstecken und wir sind es, die Ort und Zeit wählen, um euch zu schlagen, wir sind es - nicht ihr."
Die Angriffe auf Ziele im Gazastreifen sollen als deutliches Zeichen an die Feinde Israels verstanden werden. Nach Wochen heftiger innenpolitischer Auseinandersetzungen im Streit um die Justizreform hatte es Zweifel an der Verteidigungsfähigkeit Israels gegeben.
Dazu sagte Tsachi Hangebi, der Chef des israelischen Sicherheitsrates im Fernsehsender Channel 13: "Gegenüber einer Terrororganisation ist die Chance, eine langfristige Abschreckung zu erreichen, gering, denn das Ziel einer Terrororganisation ist es, Terror und Gewalt auszuüben. Aber wir haben diesen Schritt nicht nur für den Islamischen Dschihad allein getan, sondern auch für die Hamas, die Hisbollah, den Iran, Assad. Alle werden verstehen, dass ihre Einschätzung, nach der Israel durch seine innere Krise schwach sei, innerhalb von Sekunden auseinandergefallen ist."
Nach Angaben der israelischen Streitkräfte richten sich die Angriffe ausschließlich gegen den Islamischen Dschihad. Die Organisation soll auch für die Raketen auf Israel verantwortlich sein. Unklar ist noch die Rolle der Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert.
Hamas betont Einheit palästinensischer Organisationen
Bisher feuerte die Hamas, die von der EU als Terrororganisation eingestuft wird, offenbar selbst keine Raketen auf Israel. Gleichzeitig betonte ihr Sprecher Hasem Qasim gegenüber der Nachrichtenagentur Shebab die Einheit verschiedener palästinensischer Organisationen im Kampf gegen Israel: "Wir versichern unseren Leuten, dass wir diese Antwort gemeinsam und koordiniert ausgeführt haben, weil es Vereinbarungen zwischen den verschiedenen Gruppen gibt. Und wir betonen nochmals, dass Koordination und Einheit eine der Quellen für die Stärke des Widerstandes ist."
Ägypten bemüht sich derweil um die Vermittlung einer Waffenruhe. Doch die ist bislang nicht in Sicht.