Krieg in Nahost Weitere Geiseln freigelassen
Die Terrororganisation Hamas hat eine dritte Gruppe von Geiseln übergeben. Es handelt sich um 17 Menschen. Zum ersten Mal ist auch eine Geisel mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft dabei - ein vierjähriges Mädchen.
Im Rahmen der mit Israel vereinbarten Feuerpause hat die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen eine weitere Gruppe von Geiseln freigelassen. Nach Angaben des israelischen Militärs haben die 17 Menschen den Gazastreifen verlassen. Vertreter des Roten Kreuzes hätten 12 Geiseln den Sicherheitskräften am Grenzzaun zu Israel übergeben. Eine weitere Geisel sei direkt mit einem Hubschrauber in ein israelisches Krankenhaus gebracht worden - Medienberichten zufolge handelt es sich um eine 83-Jährige. Sie schwebe in Lebensgefahr.
Parallel dazu seien drei Ausländer sowie ein Israeli zunächst über die Grenze nach Ägypten und weiter nach Israel gebracht worden. Medienberichten zufolge soll es sich um drei Thailänder und einen russisch-israelischen Staatsbürger handeln. Sie waren nicht Teil des von Israel und der Hamas ausgehandelten Abkommens. Das Rote Kreuz bestätigte die Übergabe der 17 Geiseln.
Zum ersten Mal war mit einem vierjährigen Mädchen auch eine Geisel dabei, die die US-Staatsangehörigkeit besitzt. Es handle sich um die vier Jahre alte Abigail Edan, sagte US-Präsident Joe Biden. "Sie ist frei und sie ist in Israel", sagte Biden. Bei dem Terrorangriff vor sieben Wochen waren beide Eltern von Terroristen getötet worden. Das Mädchen wurde in den Gazastreifen verschleppt. Am Freitag hatte das Kind Geburtstag.
Gefängnisbehörde entlässt Palästinenser
Es war die dritte Gruppe von Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag aus den Händen der Hamas frei kam. Unter den bisher Freigelassenen sind auch acht deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug wurden am Freitag und Samstag jeweils 39 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen.
Das war auch dieses Mal der Fall. Als Teil des Abkommens setzte die israelische Gefängnisbehörde erneut eine Gruppe von 39 Palästinenser auf freien Fuß. Sie wurden im Laufe des Abends aus mehreren Gefängnissen entlassen, wie die Behörde mitteilte.
Palästinensischen Berichten zufolge handelte es sich um 39 männliche Jugendliche unter 19 Jahren. Unter ihnen war den Angaben nach auch ein Häftling aus dem Gazastreifen. Er wurde der Gefängnisbehörde zufolge am Grenzübergang Kerem Schalom entlassen. Die restlichen Freigelassenen wurden in Ost-Jerusalem und dem Westjordanland erwartet. In Ramallah versammelte sich eine große Menschenmenge, um sie in Empfang zu nehmen.
Hamas hält noch viele Menschen gefangen
Katar hatte gemeinsam mit Ägypten und den USA zwischen Israel und der Hamas eine viertägige Feuerpause und den Austausch von 50 zivilen Geiseln gegen rund 150 palästinensische Gefangene vermittelt. Die derzeitige Waffenruhe soll mindestens bis Dienstagfrüh halten. Die bislang freigekommenen Häftlinge waren unter anderem wegen Messerattacken auf Israelis, Brandstiftung sowie Attacken mit Brandbomben oder Steinen verurteilt worden.
Obwohl nun schon dreimal Geiseln gegen Gefangene übergeben wurden, geht Israel davon aus, dass sich noch knapp 180 Menschen in der Gewalt der Hamas befinden. Eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage ist möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar mitgeteilt hatte. Dann sind der Vereinbarung zufolge ein Austausch von bis zu 100 Geiseln gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge möglich.
Netanyahu besucht Soldaten in Gaza
Auslöser des jüngsten Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze begangen hatten. Dabei wurden mehr als 1.200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, auch mehrere Deutsche.
Israel reagierte mit massiven Luftangriffen, einer Blockade des Gazastreifens und begann Ende Oktober eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der islamistischen Hamas fast 15.000 Menschen getötet. Mehr als 36.000 wurden demnach verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Erstmals seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas reiste der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu heute in den Gazastreifen. Zu den dort stationierten Soldaten sagte er, Israel werde "bis zum Ende weitermachen - bis zum Sieg". "Nichts wird uns aufhalten, und wir sind überzeugt, dass wir die Macht, die Stärke, den Willen und die Entschlossenheit haben, alle Kriegsziele zu erreichen, und das werden wir auch", so Netanyahu in einem von seinem Büro veröffentlichten Video.
Steinmeier: "Unsere Solidarität mit Israel gilt"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will sich am Montag bei seinem zweitägigen Besuch in Jerusalem mit Premierminister Netanyahu treffen und die aktuelle Lage im Nahost-Konflikt erörtern. Der Bundespräsident wird von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas begleitet. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Israels Staatspräsident Izchak Herzog sicherte Steinmeier dem Land die unverbrüchliche Unterstützung Deutschlands zu. "Unsere Solidarität mit Israel gilt."
"Sie gilt nicht nur mit dem Israel als Opfer des Terrors. Unsere Solidarität gilt auch mit dem Israel, das sich wehrt, das kämpft gegen eine existenzielle Bedrohung." Noch nie sei Israel so tief verwundet worden wie am 7. Oktober, sagte Steinmeier. Das Land kämpfe um seine Existenz. "Israel hat jedes Recht, sich selbst zu verteidigen und seine Existenz zu sichern", betonte der Bundespräsident. "Die Terrororganisation Hamas darf ihr erklärtes Ziel, nämlich die Auslöschung Israels, nie erreichen."
Herzog nannte Steinmeier einen "wahren Freund". Beide Staatsoberhäupter kennen sich seit vielen Jahren. "Ihr Besuch ist Ausdruck des festen Bündnisses zwischen unseren Ländern", sagte Herzog, der die Hamas als "Bestie" und "Ungeheuer" bezeichnete. Er dankte Steinmeier und der Bundesregierung für die "klare Haltung" zum Recht Israels sich zu verteidigen. Herzog zeigte sich zuversichtlich, dass Israel den Krieg gegen die Hamas gewinne. "Das israelische Volk wird siegen. Wie ein Phoenix werden wir aus der Asche wieder auferstehen."