Gegen Freilassung aller Geiseln Israel bietet angeblich zweimonatige Feuerpause an
Noch immer befinden sich 136 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Mit einem neuen Deal will Israel Medienberichten zufolge ihre Freilassung erreichen - im Gegenzug zu einer zweimonatigen Feuerpause. Der Druck auf die Regierung Netanyahu nimmt zu.
Israel hat einem Medienbericht zufolge in dem seit mehr als 100 Tagen tobenden Gaza-Krieg eine zweimonatige Feuerpause vorgeschlagen. Das Angebot, das den Vermittlern aus Ägypten und Katar übergeben worden sei, soll zur Freilassung aller Geiseln führen, die sich in der Gewalt der Terrororganisation Hamas befinden, berichtete das Nachrichtenportal "Axios" am Abend.
Der Autor des Beitrags, der bekannte und gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid, berief sich auf zwei namentlich nicht genannte israelische Regierungsbeamte.
Auch palästinensische Häftlinge sollen freikommen
Dem Bericht zufolge würde die erste Phase Frauen und Männer über 60 Jahre umfassen. Anschließend sollen israelische Soldatinnen und Männer unter 60 Jahre, die nicht dem Militär angehören, folgen. Schließlich sollen auch israelische Soldaten und die sterblichen Überreste von Geiseln übergeben werden.
Im Rahmen des Plans sollen sich Israel und die Hamas den Angaben nach im Vorfeld auf eine Zahl palästinensischer Häftlinge einigen, die im Austausch für jede Geisel freigelassen werden sollen. Anschließend solle über den Namen jedes Palästinensers verhandelt werden.
Noch 136 Geiseln in der Gewalt der Hamas
Nach dem terroristischen Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober auf Gebiete in Südisrael halten die Terroristen nach israelischen Regierungsangaben immer noch 136 Menschen im Gazastreifen fest. Etwa 25 der Entführten dürften bereits nicht mehr am Leben sein.
Eine zweimonatige Feuerpause wäre das längste Angebot dieser Art, das die israelische Regierung bisher unterbreitet hat. Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug hatte Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen entlassen. Seitdem zeigte Israels Regierung wenig Bereitschaft, sich auf Zugeständnisse für weitere Geiselfreilassungen einzulassen. Im Dezember erschossen israelische Soldaten versehentlich drei Geiseln im Gazastreifen.
Druck auf Regierung wächst
All dies führte zu immer lauter werdender Kritik an der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Am vergangenen Wochenende demonstrierten in Israel Tausende Menschen, um sie zu ernsthafteren Bemühungen um eine Geiselbefreiung zu zwingen. In Jerusalem errichteten Angehörige von Hamas-Geiseln ein Protestzelt und kündigten an, dort zu bleiben, bis die Regierung eine Übereinkunft zur Freilassung von Geiseln erzielt. Gestern stürmten Angehörige eine Sitzung des Finanzausschusses im israelischen Parlament. Sie riefen: "Ihr werdet hier nicht sitzen, während sie dort sterben!"
Das Angebot einer zweimonatigen Feuerpause sieht dem Bericht zufolge weder ein Ende des Kriegs zwischen Israel und der Hamas noch eine längerfristige politische Lösung vor. Israels Militär würde sich demnach lediglich aus größeren Städten zurückziehen. Den Palästinensern, die auf Anweisung des israelischen Militärs in den Süden des Gazastreifens geflohen sind, wäre es möglich, wieder in den Norden zurückzukehren.
USA, Ägypten und Katar vermitteln weiter
Der israelische Vorschlag sei bereits vor zehn Tagen vom Kriegskabinett gebilligt worden, schrieb "Axios". Die Hamas hatte bislang jegliche neue Geiselfreilassungen an ein Ende des Krieges geknüpft. Ägyptische und katarische Vermittler bemühen sich seit Wochen, die unterschiedlichen Forderungen zu überbrücken. Auf dem Tisch liegt ein Drei-Stufen-Plan, der den Ablauf von Geiselfreilassungen und Einstellung der Kampfhandlungen regelt.
Zu Wochenbeginn traf nach Informationen von US-Medien der Nahost-Koordinator von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, in der Region ein, um Gespräche in Kairo und Doha zu führen. Bei dem Angriff am 7. Oktober hatten die Terroristen aus dem Gazastreifen 1.200 Menschen getötet. Der Überfall war Auslöser des Gaza-Krieges. Israels Streitkräfte marschierten nach massiven Luftangriffen in das abgeriegelte Küstengebiet ein und starteten eine Bodenoffensive. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, die Hamas militärisch zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien.