Marsch für Geiseln erreicht Jerusalem Zehntausende fordern Netanyahu zum Handeln auf
"Jetzt, jetzt, jetzt": Angehörige der seit sechs Wochen von der Hamas verschleppten Geiseln und Zehntausende Unterstützer haben Israels Regierungschef Netanyahu aufgefordert, einen Deal zur Freilassung einzugehen. Ihr Protestmarsch erreichte jetzt Jerusalem.
Zehntausende Teilnehmer des fünftägigen Protestmarsches für die Geiseln in der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas haben Jerusalem erreicht. Sie wollen für eine Kundgebung vor das Haus von Premierminister Benjamin Netanyahu ziehen. Der Marsch hatte Anfang der Woche im rund 70 Kilometer entfernten Tel Aviv begonnen.
Die Demonstranten trugen israelische Flaggen und gelbe Luftballons bei sich. Viele hielten Schilder mit Bildern der Entführten in die Höhe. Sie forderten von der Regierung einen sofortigen Deal zur Freilassung der Geiseln, die seit sechs Wochen im Gazastreifen festgehalten werden. "Jetzt, jetzt, jetzt", skandierten sie immer wieder. "Humanitäre Hilfe nur im Gegenzug für die Freilassung aller Geiseln", stand auf einem Banner.
Frust über Informationspolitik
Viele Teilnehmer sind wütend auf die Regierung, weil sie sich weigert, ihnen mehr darüber zu erzählen, was zur Rettung der Geiseln unternommen wird. Ein Sprecher der Familien, Liat Bell Sommer, sagte, zwei Mitglieder des israelischen Kriegskabinetts, Benny Gantz und Gadi Eisenkot, hätten einem Treffen mit ihnen zugestimmt. Es sei noch nicht klar, ob auch Netanyahu einem Treffen zustimmen würde.
"Wir erwarten, dass sie sich mit uns treffen, wir erwarten, dass sie uns sagen, wie sie es machen werden", sagte Noam Alon, der ein Foto seiner entführten Freundin in den Händen hielt, der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir können nicht länger warten, deshalb fordern wir sie auf, dies jetzt zu tun und jeden Preis zu zahlen, um die Geiseln zurückzubringen."
Unterstützung im ganzen Land
Die Farbe Gelb symbolisiert die Solidarität mit den verschleppten Kindern, Frauen, Männern und alten Menschen. Zahlreiche Israelis tragen seit Wochen gelbe Bänder an ihren Handgelenken und binden sie an gut sichtbaren Orten fest. Auf dem Weg nach Jerusalem schlossen sich immer wieder Menschen dem Marsch zeitweise an und nahmen an Kundgebungen teil.
Am 7. Oktober hatten Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppen bei Massakern und Angriffen im israelischen Grenzgebiet etwa 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Vier Frauen wurden später freigelassen und eine befreit. Zudem wurden in Gaza die Leichen zweier israelischer Frauen von israelischen Soldaten geborgen. Wie viele der anderen Männer, Frauen und Kinder noch am Leben sind, ist unklar. Die Hamas, die zu Beginn des Krieges mit der Hinrichtung von Geiseln als Vergeltung für israelische Luftangriffe gedroht hatte, erklärte inzwischen, einige der Geiseln seien bei israelischen Angriffen auf Gaza getötet worden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Angehörige und Unterstützer der israelischen Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, beenden die letzte Etappe eines fünftägigen "Marsch für die Geiseln" in Jerusalem.
Bahrain fordert Gefangenenaustausch
Die Führung des Golfstaats Bahrain rief am Freitag Israel und die Hamas zu einem Gefangenenaustausch auf. Die Hamas solle sofort die aus Israel entführten Kinder und Frauen freilassen, verlangte Kronprinz und Ministerpräsident Salman bin Hamad al-Chalifa. Er glaube nicht, dass irgendeine arabische Führungspersönlichkeit die Hamas dazu bereits aufgefordert habe. Es sei deshalb Zeit für klare Worte.
Zugleich verlangte der Kronprinz von Israel, weibliche und minderjährige palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu entlassen. Dies sei notwendig, um den Konflikt und die "untragbare Situation" im Gazastreifen zu beenden. Bahrains Ministerpräsident verurteilte zugleich aufs Schärfste die "barbarischen" Anschläge vom 7. Oktober sowie die Luftangriffe auf den Gazastreifen, die zum Tod Tausender geführt hätten.