Scholz und Minister in Tokio Was Deutschland von Japan lernen will
Kanzler Scholz setzt auf Japan als wichtigen Verbündeten - das unterstrich er erneut bei den ersten gemeinsamen Regierungskonsultationen. Offenbar stimmt die Chemie zwischen den Regierungschefs.
Der deutsche und der japanische Regierungschef geben sich in Tokio vertraut, scheinen sich gut zu vertragen. Der Kanzler hatte auch viel Lob im Gepäck: Japan sei ein zentraler Wertepartner für Deutschland.
"Uns mögen 9000 Kilometer Entfernung trennen, uns verbinden aber demokratische Prinzipien, der Einsatz für internationales Recht, das Interesse an freien und sicheren Handelswegen", sagte der Bundeskanzler. Und mit den Regierungskonsultationen stelle man diese Beziehungen jetzt auf eine neue Stufe.
"Wir wollen Abhängigkeiten verringern"
Der russische Angriffskrieg habe Deutschland schmerzlich vor Augen geführt, wozu starke Abhängigkeiten in kritischen Bereichen führen können, so Scholz weiter. Dabei gehe es nicht darum, sich abzuschotten. "Wir wollen Abhängigkeiten verringern und die Widerstandsfähigkeiten unserer Volkswirtschaften erhöhen", sagte er. Das japanische Wirtschaftssicherheitskonzept biete aus seiner Sicht einige gute Lösungsansätze für diese Fragen.
Und ganz konkret: "Erstens, der Schutz kritischer Infrastruktur. Japan und Deutschland können voneinander lernen, wie wir sensible Bereiche besser schützen. Zweitens, Lieferketten sichern und Handelswege schützen. Drittens, die Sicherheit unserer künftigen Energieversorgung." Wasserstoff werde das Gas der Zukunft: Klimaneutral, sauber und nachhaltig. "Wir sind froh, mit Japan einen wichtigen Partner zu haben für den Aufbau einer globalen Wasserstoffwirtschaft", erklärte Scholz.
Zurückhaltung bei Haftbefehl gegen Putin
Mehr Zusammenarbeit ist auch bei der Verteidigung vorgesehen. Unter anderem wird im kommenden Jahr erneut ein Schiff einen japanischen Hafen anlaufen - sehr zur Freude von Regierungschef Fumio Kishida.
Auf die Frage, wie beide über den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin denken, antworten beide zurückhaltend. "Man habe großes Interesse an diesen Fragen und werde diese auch weiter beobachten", so Kishida.
Mit Blick auf die anstehende Reise des chinesischen Präsidenten nach Moskau sagte der Bundeskanzler, man erwarte schon, dass die chinesische Regierung auch dort deutlich von einem Angriffskrieg sprechen werde und sich auch mit dem ukrainischen Präsidenten unterhalte.