Nach Amoklauf in Thailand "Es war grauenhaft"
Einen Tag nach dem Angriff auf eine Kita mit 37 Todesopfern steht Thailand unter Schock. Im ganzen Land trauern die Menschen um die toten Kinder und die weiteren Opfer. Die Ermittlungen zu der Tat stehen erst am Anfang.
Der blutige Angriff auf eine Kindertagesstätte im Nordosten von Thailand mit 37 Todesopfern hat das Land in tiefe Trauer gestürzt und Diskussionen über die geltenden Waffengesetze ausgelöst. Die Flaggen in dem südostasiatischen Land wehten auf halbmast, auch die deutsche Botschaft in Bangkok trug Trauerbeflaggung.
Am Abend wollen König Maha Vajiralongkorn und Königin Suthida zum Ort der Tragödie reisen und unter anderem die Verletzten im Krankenhaus besuchen. Das Massaker ist eine der schlimmsten Gewalttaten in der jüngeren Geschichte des Landes.
Ein wegen Drogendelikten aus dem Dienst entlassener Polizist hatte am Donnerstag die Kita in der Provinz Nong Bua Lamphu gestürmt. Mit einer Schusswaffe und einem Messer ging er wahllos auf Betreuer und Kinder los. Unter den Opfern sind nach Polizeiangaben 24 Kleinkinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren. Die meisten waren gerade beim Mittagsschlaf, als ihr Mörder kam. Nur ein einziges kleines Mädchen soll dem Täter unverletzt entkommen sein, möglicherweise habe er es nicht bemerkt, hieß es.
Gegen den Täter lief ein Verfahren in Thailand
Fast ein Dutzend Menschen wurden verletzt, einige davon schwer. Später fuhr der Mann in einem Pick-up zu seinem Haus und tötete auf dem Weg weitere Menschen. Dann zündete er den Wagen an. Als die Polizei das Gebäude umstellte, erschoss er den Ermittlern zufolge zunächst seine Frau, seinen dreijährigen Sohn und dann sich selbst. Das Motiv des 34-Jährigen ist weiter unklar. Jedoch gibt es Vermutungen, dass er unter Drogen oder Medikamenten gestanden haben könnte.
Er war im Juni entlassen worden, nachdem Methamphetamin-Pillen bei ihm gefunden wurden. Gegen ihn lief ein Verfahren. Kurz vor der Bluttat soll eine Anhörung stattgefunden haben. Nachdem der Angeklagte das Gericht verlassen hatte, habe er gestresst gewirkt und Beruhigungsmittel eingenommen, zitierte Vize-Polizeichef Torsak Sukwimol die Mutter des Täters. Anschließend habe er eine Paranoia entwickelt. Er habe zu seiner Waffe gegriffen und sei in die Kindertagesstätte gefahren.
Gegenseitig Trost spenden
Am Freitag versammelten sich zahlreiche trauernde Angehörige am Ort der Tragödie. Auf Bildern waren in Tränen aufgelöste Menschen zu sehen, die Babydecken und Milchfläschchen an sich drückten. Viele lagen sich in den Armen und versuchten, gegenseitig Trost zu spenden. Die jungen Opfer waren am späten Donnerstag in goldverzierten Särgen in Rosa und Weiß auf eine Polizeistation gebracht worden.
Der Einsatzleiter beschrieb die Bilder, die sich den Rettungskräften vor Ort boten, als erschütternd. "Das war eine Szene, die niemand sehen will. Es war grauenhaft. Das waren kleine Kinder, die gerade schliefen", zitierte die Nachrichtenseite "The Thaiger" den Mann. In einem Kommentar hieß es: "Massenschießereien scheinen eher etwas zu sein, das man in Amerika sieht, deshalb hat die Nachricht von dem Amoklauf in Thailand die Bürger bis ins Mark erschüttert."
Strenge Waffengesetze, die leicht zu umgehen sind
Tatsächlich hat Thailand generell recht strenge Waffengesetze, die aber relativ leicht - und oft - umgangen werden. Die meisten Schusswaffen im Land sind illegal. Es kommt auch immer wieder zu Gewalt, häufig auch mit Todesfolge - jedoch sind Verbrechen mit vielen Todesopfern sehr selten. Der Täter soll die Pistole aber legal besessen haben. Als Ex-Polizist sei er geübt im Umgang mit Schusswaffen gewesen, sagte der Kriminologe Krisanaphong Poothakool von der Rangsit-Universität in Zentralthailand dem Sender ThaiPBS.
Der Experte forderte, eine psychiatrische Untersuchung und eine Prüfung des Strafregisters für jeden einzuführen, der einen Waffenschein erwerben möchte. Zum möglichen Auslöser für die Tat sagte der Professor, eventuell hätten eine Kombination aus Drogen, Frustration und Stress zu dem Gewaltexzess geführt. Der Fall müsse noch genau untersucht werden.
Vor zweieinhalb Jahren stand Thailand bereits einmal unter Schock. Im Februar 2020 hatte ein Soldat bei einem Amoklauf in einem Einkaufszentrum in Nakhon Ratchasima im Nordosten des Landes 29 Menschen getötet. Es gebe eine Parallele zu dem neuen Fall, erklärte Poothakool: Auch der damalige Täter sei geübt im Umgang mit Waffen gewesen. Später wurde der Mann von Einsatzkräften erschossen.