Nach angeblicher Koranverbrennung Büro von dänischer Hilfsorganisation attackiert
Die angebliche Koranschändung in Dänemark sorgt im Irak weiter für Proteste. Tausende Menschen gingen auf die Straße. In Basra wurden die Gebäude einer dänischen Hilfsorganisation in Brand gesteckt.
Nach der mutmaßlichen Koranverbrennung in Dänemark ist im Irak das Büro einer dänischen Hilfsorganisation angegriffen worden. Das Danish Refugee Council (DRC) teilte mit, es habe einen "bewaffneten Angriff" auf sein Büro in der südirakischen Stadt Basra gegeben. Die in dem Büro anwesenden Mitarbeiter seien unverletzt geblieben, doch sei durch Brandstiftung Sachschaden entstanden.
Helfer sollten "nie ein Ziel von Gewalt sein", erklärte der Nahostdirektor des DRC, Lilu Thapa. Er hob hervor, dass seine Organisation seit 20 Jahren im Irak tätig sei. Sie helfe dort Gemeinden, die von Konflikten und Vertreibung betroffen seien, und engagiere sich auch in der Minenräumung im Gebiet von Basra.
Die mutmaßliche Koranverbrennung hatte im Irak Proteste und Ausschreitungen entfacht - nachdem es zuvor dort schon anti-schwedische Demonstrationen und Ausschreitungen wegen einer Koranschändung in Stockholm gegeben hatte.
Sturm auf die Grüne Zone
Rund tausend Anhänger des einflussreichen Schiiten-Anführers Moktada Sadr versuchten, in den frühen Morgenstunden, in der Hauptstadt Bagdad die Grüne Zone zu stürmen, in der sich Botschaften sowie Regierungssitz und Parlament befinden. Einer Handvoll von ihnen gelang es laut einem Sicherheitsvertreter tatsächlich kurzzeitig, in die stark gesicherte Zone vorzudringen.
Am Abend gab es einen weiteren Protest in Bagdad. Mehr als 1000 Menschen beteiligten sich daran. Die Demonstranten verbrannten schwedische Flaggen und Fahnen der Gemeinde der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queeren. Sie skandierten Slogans gegen die USA, Israel, Schweden und Dänemark.
Angebliche Koranverbrennung in Dänemark
Auslöser der Proteste war ein am Freitag auf der Facebook-Seite der rechtsextremen dänischen Organisation Danske Patrioter veröffentlichtes Video, auf dem ein Mann anscheinend ein Exemplar des Koran verbrennt und eine irakische Flagge mit den Füßen tritt.
Das irakische Außenministerium prangerte die mutmaßliche Koranverbrennung an, sicherte aber den Schutz der dänischen Botschaft zu. Der Irak werde "nicht zulassen, dass sich das wiederholt, was mit der Botschaft des Königreichs Schweden geschehen ist".
Iranischer Führer verlangt Auslieferung
Der iranische Oberste Führer Ayatollah Ali Khamenei erklärte, dass Menschen, die den Koran entweihten, mit der "härtesten Strafe" rechnen müssten, und Schweden "in Kampfbereitschaft gegen die muslimische Welt gegangen" sei, indem es die Verantwortlichen unterstützt. Khamenei forderte von Schweden, diese an islamische Länder auszuliefern.
Zuvor hatte der Iran den dänischen Botschafter einberufen, um gegen die mutmaßliche Koranverbrennung zu protestieren. Der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen bezeichnete die Demonstration in Kopenhagen als "Dummheit" einer kleinen Gruppe. "Es ist ein schändlicher Akt, die Religion anderer zu missachten", sagte er dem dänischen Sender DR. Das gelte sowohl für die Verbrennung von Koranen als auch anderer religiöser Symbole.