Israelische Soldaten stehen neben Panzern in einem Gebiet nahe der israelisch-libanesischen Grenze

Krieg gegen die Hisbollah Beide Seiten sehen Verstöße gegen Waffenruhe

Stand: 28.11.2024 21:26 Uhr

Nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Libanon bleibt die Lage angespannt. Die libanesische Armee warf Israel Verstöße gegen die Vereinbarung vor. Israels Militär sprach seinerseits von Vorfällen aufseiten der Hisbollah-Miliz.

Die libanesische Armee hat Israel mehrere Verstöße gegen die seit Mittwoch geltende Waffenruhe mit der Hisbollah-Miliz vorgeworfen. Die Rede war dabei von "Luft-Verstößen" und Angriffen Israels auf libanesisches Gebiet mit "verschiedenen Waffen" am Mittwoch und Donnerstag. Das Armee-Kommando untersuche diese Verstöße in Absprache mit den "zuständigen Behörden". Weitere Details dazu nannte die Armee nicht. 

Israel mit Vorwürfen an die Hisbollah

Das israelische Militär warf seinerseits der Terrororganisation Hisbollah vor, seit Inkrafttreten der Feuerpause mehrfach gegen die Vereinbarung verstoßen zu haben. Israelische Soldaten seien in den vergangenen Stunden im Einsatz gewesen, um zu verhindern, dass weitere Mitglieder der Miliz in den Süden des Libanons vordringen. Libanesischen Medien zufolge wurden mehrere Grenzdörfer von der israelischen Armee beschossen. In Markaba seien zwei Menschen durch Schüsse verletzt worden.

Eckart Woertz, GIGA Institut für Nahost-Studien Hamburg, zur fragilen Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah

tagesschau24, 29.11.2024 10:00 Uhr

Das israelische Militär teilte zudem am Donnerstag mit, dass die Luftwaffe im Südlibanon ein Waffenlager der Hisbollah angegriffen habe. Sie begründete dies mit "terroristischer Aktivität" in einer Hisbollah-Anlage zur Lagerung von Mittelstreckenraketen, die mit einem Militärflugzeug vereitelt worden sei. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Nächtliche Ausgangssperre

Die Armee bleibe in der Region im Einsatz, um gegen Verstöße gegen die Vereinbarung vorzugehen, teilte sie mit. Es gebe außerdem erneut eine nächtliche Ausgangssperre im Südlibanon. Es sei "streng verboten", sich zwischen 17 Uhr am Donnerstag und 7 Uhr am Freitag südlich des Flusses Litani zu bewegen, gab der Armeesprecher Avichay Adraee im Onlinedienst X bekannt. Ähnliche Einschränkungen hatten bereits in der Nacht zuvor gegolten.

Seit Inkrafttreten der Waffenruhe haben die intensiven gegenseitigen Angriffe zwischen der Hisbollah und Israel aufgehört. Ein israelischer Militärvertreter hatte am Mittwoch zur Bedeutung der Zwischenfälle für die Waffenruhe gesagt, es handele sich um "isolierte Vorfälle", die in den ersten Stunden oder Tagen nach einer entsprechenden Vereinbarung passierten.

Kommission soll Verstöße überwachen

Die Vereinbarung sieht neben einem Ende der Kampfhandlungen den schrittweisen Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon innerhalb von 60 Tagen vor. Auch die Hisbollah soll sich im Einklang mit einer UN-Resolution aus dem Grenzgebiet bis hinter den Fluss Litani zurückziehen. Eine Kommission unter der Führung der USA und Frankreich soll Verstöße überwachen. Der Gruppe gehören auch der Libanon, Israel und die UN-Friedenstruppe UNIFIL an.

Infolge der Waffenruhe machten sich Zehntausende durch den Konflikt vertriebene Libanesen auf den Weg in ihre Heimatorte im Süden und Osten des Landes sowie in die südlichen Vororte von Beirut. Diese waren in den vergangenen Monaten immer wieder von der israelischen Armee angegriffen worden, weil sich dort Hochburgen der Hisbollah befinden.

Netanyahu droht Hisbollah mit "intensivem Krieg"

Israel behält sich nach Angaben von Regierungschef Benjamin Netanyahu "vollständige militärische Handlungsfreiheit" im Libanon vor, sollte die Hisbollah die Vereinbarung verletzen und versuchen, sich neu zu bewaffnen. Er habe die israelische Armee angewiesen, im Falle einer Verletzung der Waffenruhe einen "intensiven Krieg" gegen die Hisbollah zu führen, sagte er in einem Interview im israelischen Sender Channel 14.

Netanyahu bezeichnete die Waffenruhe mit der Hisbollah als Möglichkeit, "sich auf die iranische Bedrohung zu konzentrieren" und im Gaza-Krieg den Druck auf die Terrororganisation Hamas zu erhöhen.