Erneute Störaktion Nordkorea schickt 600 Müllballons über Grenze
Zigarettenstummel, Papierabfälle und Plastik: Erneut hat Nordkorea Hunderte Ballons mit Müll in Richtung Südkorea geschickt. Viele gingen in der Hauptstadt Seoul nieder.
Nordkorea hat in der Nacht zum Sonntag etwa 600 mit Müllsäcken beladene Ballons nach Südkorea fliegen lassen. Die Ballons, die Müllsäcke voller Zigarettenstummel, Kleidung, Papierabfälle und Plastik transportierten, wurden am Morgen überall in der Hauptstadt Seoul verteilt gefunden, erklärte Südkoreas Generalstabschef.
Das Militär überwache den Ausgangspunkt und führe Luftaufklärung durch. Zudem schickte es Teams zur Bergung der Gegenstände, wie es weiter hieß. Die Ballons seien nicht abgeschossen worden, da nicht völlig ausgeschlossen werden könne, dass sie giftige Chemikalien enthielten.
Der südkoreanische Verteidigungsminister Shin Won-sik bezeichnete nach Aussagen des südkoreanischen Militärs den Ballon-Vorfall bei einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Austin Lloyd am Rande des Shangri-La-Sicherheitsdialogs in Singapur als Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen. Beide Minister bekräftigten eine koordinierte Reaktion auf jegliche nordkoreanische Bedrohung und Provokation auf der Grundlage der südkoreanisch-amerikanischen Allianz, hieß es weiter.
Zweite Aktion dieser Art
Bereits vor wenigen Tagen hatte Pjöngjang eine ähnliche Aktion gestartet. Am Mittwoch schickte das Regime Ballons mit Müll, Toilettenpapier und Tierexkrementen in Richtung Südkorea. Südkoreanische Medien veröffentlichten Bilder, auf denen weiße Ballons mit Mülltüten zu sehen waren, die mit Abfall und offenbar auch mit Kot gefüllt waren. Nordkorea hatte zuvor angekündigt, es werde südkoreanische Grenzregionen mit "Haufen von Papiermüll und Schmutz" überziehen, um Seoul für vorherige Propaganda-Aktionen zu bestrafen.
Südkoreanische Aktivisten schicken ab und zu Ballons über die Grenze, die gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un gerichtete Flugblätter und Geld für die Bevölkerung im verarmten Norden enthalten. Pjöngjang reagierte wiederholt sehr verärgert und schickte bereits in der Vergangenheit ähnliche Propaganda-Ballons über die Grenze.
Unter der früheren liberalen südkoreanischen Regierung war 2021 ein Gesetz in Kraft getreten, wonach das Versenden von Flugblättern und anderer Objekte an der militärischen Demarkationslinie zwischen beiden Ländern verboten ist. Das Verfassungsgericht hob das Verbot im vergangenen Jahr mit dem Argument wieder auf, es schränke unverhältnismäßig die Meinungsfreiheit ein.
Schlechte Beziehungen
Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea befinden sich derzeit auf einem Tiefpunkt. Nordkoreas Machthaber Kim hatte angekündigt, die Entwicklung von Waffen auszuweiten - auch die taktischer Atomwaffen. Als Reaktion darauf verstärkten Südkorea und die USA ihre Verteidigungszusammenarbeit.