Reaktion auf Huthi-Angriffe Allianz zum Schutz der Schifffahrt formiert sich
Der Weg für eine internationale Allianz zum Schutz der Schifffahrt im Roten Meer ist geebnet: Es gab ein erstes virtuelles Treffen, und die EU diskutiert eine Unterstützung der US-Initiative. Die Huthi-Miliz gibt sich unbeeindruckt.
In der EU gibt es Diskussionen über eine mögliche Unterstützung der US-Initiative zur Sicherung der Schifffahrt im Roten Meer. Man berate derzeit unter den EU-Staaten und mit Partnern darüber, wie eine Antwort auf die in den vergangenen Wochen erfolgten Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe aussehen könnte, sagte ein Sprecher der EU-Kommission.
Als eine Option in der EU gilt, das Mandat der EU-Antipiraterie-Operation Atalanta zu erweitern, um sich am Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer zu beteiligen. Ihr Auftrag ist es derzeit, zur Abschreckung und Bekämpfung von seeräuberischen Handlungen und bewaffneten Raubüberfällen vor der Küste Somalias beizutragen. Die Bundeswehr war bis zum Frühjahr 2022 an der Operation beteiligt. Derzeit wird sie insbesondere von Kräften aus Spanien unterstützt.
Das spanische Militär verwies laut Medienberichten darauf, dass die Atalanta-Mission gegen Piraten aus Somalia im Indischen Ozean für einen Einsatz im Roten Meer eventuell eingeschränkt werden müsse. Die Piraten seien aber seit dem Beginn des Krieges in Nahost wieder aktiver geworden, was vermutlich kein Zufall sei.
Erste virtuelle Konferenz der Allianz
Die USA hatten die internationale Allianz auf den Weg gebracht. "Dies ist eine internationale Herausforderung, die kollektives Handeln erfordert", sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Manama, der Hauptstadt von Bahrain.
Daher gebe es nun die Operation "Prosperity Guardian". Für die Koalition hätten sich Großbritannien, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen und die Seychellen angeschlossen.
Die Koalition hielt nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums mittlerweile ihre erste virtuelle Konferenz ab, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Angaben zu Inhalten und genauen Teilnehmern habe das Ministerium nicht gemacht.
Offen bleibt bislang, welche Staaten auch bereit sind, wie die USA, die bereits Kriegsschiffe im Roten Meer haben, Raketen- und Drohnenangriffe der Huthi abzuschießen und angegriffenen Handelsschiffen zu Hilfe zu eilen.
Frankreich und Italien helfen, Deutschland prüft
Frankreich erklärte, es werde sich den Bemühungen anschließen, die Angriffe der Huthi zu unterbinden. Italien kündigte die Entsendung einer Fregatte in das Gebiet an. Aus dem spanischen Verteidigungsministerium in Madrid hieß, ob Spanien sich an der US-Initiative beteilige, hänge von Entscheidungen der EU und der NATO ab. Das US-Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, auch Spanien werde sich beteiligen.
Deutschland prüft nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius weiterhin eine Anfrage zur Beteiligung. Offen ist, ob dafür ein Mandat des Bundestages nötig wäre. SPD-Chefin Saskia Esken äußerte sich zurückhaltend zu einem Bundeswehreinsatz. Der Nachrichtenagentur dpa sagte sie zwar, dass sie die von den USA ins Leben gerufene Allianz begrüße. Sie fügte aber hinzu: "Gleichzeitig hat die Bundeswehr auch ganz klare Restriktionen, an welchen Mandaten sie sich beteiligen kann."
Huthi-Miliz will Angriffe fortsetzen
Die Huthi-Miliz im Jemen, die sich mit der Hamas im Gazastreifen solidarisch erklärt hat und immer häufiger Frachter vor der von ihr kontrollierten Küste attackiert, zeigte sich unbeeindruckt von den internationalen Bemühungen. Sie werde ihre Angriffe im Roten Meer fortsetzen, sagte ihr führender Vertreter, Mohammed Abdelsalam, dem Fernsehsender Al Dschasira. "Was die Marineeinsätze angeht - sie sind in vollem Gange. Und vielleicht werden keine zwölf Stunden ohne einen Einsatz vergehen", so Abdelsalam.
Auch heute wurden neue Angriffe auf Handelsschiffe gemeldet. Immer mehr Reedereien meiden die Route durchs Rote Meer und den Suezkanal. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.