Thailändische Opfer der Hamas "Er wollte nur drei Monate in Israel arbeiten"
Beim Angriff der Hamas auf Israel wurden auch zahlreiche Ausländer getötet oder entführt. Besonders viele von ihnen waren thailändische Gastarbeiter. Die Familien der Geiseln sind voller Verzweiflung.
"Ich wünsche mir nur, dass mein Sohn sicher nach Thailand zurückkehrt. Das ist meine Hoffnung", sagt die Mutter von Natthaporn Onkaew. Er ist eine der thailändischen Geiseln der Hamas. Er arbeitete auf einer Farm, als er am 7. Oktober entführt wurde.
Thailänder wie Onkaew stellen mit die größte Gruppe ausländischer Arbeitskräfte in Israel. Einige arbeiten in Pflegeberufen, die meisten aber in der Landwirtschaft, pflücken Obst und züchten Gemüse. Die Gegend um den Gazastreifen gilt als Gemüsegarten Israels. Früher arbeiteten dort zahlreiche Palästinenser, aber die wenigsten haben noch Bewilligungen dafür bekommen. Thailänder wie Onkaew sind in diese Lücke gestoßen, denn sie können dort viel mehr Geld verdienen als in ihrem Heimatland.
Zwischen Hoffen und Bangen
"Dabei habe ich ihm gesagt, dass das Land gefährlich ist. Bist du sicher, dass du dorthin willst, wo es immer Konflikte gibt?", sagt sein Vater der Nachrichtenagentur Reuters. "Aber das war ihm egal. Er hat sich dafür entschieden und über das Arbeitsministerium nach Israel vermitteln lassen."
Während Onkaews Eltern noch auf eine Rückkehr ihres Sohnes hoffen können, haben Khraboan Pansa-Ards Eltern traurige Gewissheit - ihr Sohn ist beim Angriff der Hamas gestorben.
Er wollte nur drei Monate in Israel arbeiten. Er hat erzählt, dass es Explosionen nahe seiner Bananenplantage gab, aber dann war es wieder ruhig - dachte er. Damals herrschten zum ersten Mal Unruhen. Und jetzt zum zweiten Mal.
Pansa-Ards Vater und Mutter suchen Trost in ihrem Tempel und hoffen, dass die Regierung seinen Leichnam so schnell wie möglich überführt: "Damit wir die religiösen Zeremonien unseres Dorfes für ihn abhalten können."
"Der Angriff war sehr brutal"
Die thailändischen Medien berichten ausführlich über die Überführung der Opfer, und auch über die Rückkehr der Überlebenden. 6.500 Arbeiter sind inzwischen mit von der Regierung bereitgestellten Flugzeugen in Thailand angekommen.
Einer der ersten war Katchakorn: Er konnte am 7. Oktober vor der Gewalt der Hamas fliehen, ist aber am Knie getroffen worden: "Einer meiner Freunde wurde an der Wange verletzt. Vier von uns wurden verwundet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich den heutigen Tag erlebe, denn der Angriff war sehr brutal. Die Schüsse prasselten nur so auf uns nieder."
Die Erntehelfer werden dringend gebraucht
Viele Thailänder wollen trotz der Gefahr Israel nicht verlassen: zu stark ist der Wunsch, viel Geld zu verdienen - für ein Haus, für eine Ausbildung der Kinder, um Schulden abzubezahlen.
Israel bietet auch Kompensation an, quasi eine Gefahrenzulage und hat dafür fünf Millionen Dollar eingeplant. Hunderte von zusätzlichen Schutzräumen in landwirtschaftlichen Flächen sind vorgesehen. Denn die Erntehelfer werden dringend gebraucht: Wenn niemand mehr Obst und Gemüse von den Feldern holt, ist keine Nahrungssicherheit mehr garantiert.
Thailand versucht, die Geiseln freizubekommen
Der thailändische Premierminister Srettha Thavisin wiederum hat gelobt, die Arbeitsbedingungen in Thailand zu verbessern, damit sich seine Landsleute nicht im Ausland der Gefahr aussetzen müssen.
"Das letzte Thema, das ich mit dem israelischen Botschafter besprochen habe, war die Hilfe für die Entführten. Ich bat um eine Verhandlung, um die Entführten freizubekommen", so Srettha vor einigen Tagen.
Delegation spricht auch mit Hamas-Vertretern
Thailand verhandelt in alle Richtungen, auch mit Ägypten, Jordanien, Malaysia und Iran. Dorthin ist eine Delegation gereist, um mit Hamas-Vertretern zu reden - die seien angeblich bereit, die thailändischen Geiseln freizulassen, nach Ende der Kampfhandlungen.
Die Delegation besteht aus muslimischen Thais, denn im Süden des Landes leben viele Muslime. Der Mutter des entführten Natthaporn Onkaew ist egal, wer wie mit wem verhandelt: "Ich möchte der Regierung nur sagen: Helfen Sie meinem Sohn, ich will, dass er freigelassen wird. Helfen Sie den Geiseln so schnell wie möglich, das ist alles, was ich will!"