Heftiges Erdbeben in Taiwan Eine Insel im Schockzustand
Die Zahl der Toten nach dem Erdbeben in Taiwan ist auf neun gestiegen. Zwei Deutsche, die in einem Tunnel verschüttet waren, wurden inzwischen befreit. Zu 50 in einem Nationalpark Eingeschlossenen brach laut Feuerwehr der Kontakt ab.
Bei dem schweren Erdbeben in Taiwan sind mindestens neun Menschen gestorben. Behörden und Rettungskräfte rechnen damit, dass die Opferzahl weiter steigt. Zudem meldete die nationale Feuerwehrbehörde rund 950 Verletzte.
Insgesamt werde von 137 Verschütteten ausgegangen, teilte die Einsatzleitung der Feuerwehr mit. Von ihnen befänden sich 60 in einem Tunnel nördlich der Stadt Hualien in der gleichnamigen dünn besiedelten Bergregion, die besonders stark von dem Beben betroffen war. 70 Bergleute seien in zwei Steinbrüchen eingeschlossen, wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf die Feuerwehrbehörde berichtet.
Zu 50 Menschen, die in Minibussen in einem Nationalpark unterwegs waren, hätten die Behörden derzeit den Kontakt verloren. Demnach sei die Telefonverbindung ausgefallen.
Die zwei Deutschen, die zeitweilig in einem Tunnel eingeschlossen waren, konnten inzwischen befreit werden. Das Auswärtige Amt hat nach eigenen Angaben zu einer weiteren Reisegruppe mit Deutschen Kontakt. Es handle sich um eine Gruppe mit 19 Menschen, die ursprünglich als vermisst galten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. 18 davon seien Deutsche, ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es.
Mehr als 100 Nachbeben
Um kurz vor 8 Uhr hatte ein Erdbeben die gesamte Insel erschüttert. Es hatte laut taiwanischen Angaben eine Stärke von 7,2 und war das stärkste seit fast 25 Jahren. Sein Epizentrum lag nur wenige Kilometer von Hualien entfernt. Die US-Erdbebenwarte registrierte eine Stärke von 7,4. In Japan wurde sogar die Stärke 7,7 gemessen. Allein um Hualien wurden mehr als 100 Nachbeben registriert.
In Zehntausenden Haushalten fiel vorübergehend der Strom aus. Der Zugverkehr wurde auf der gesamten Insel eingestellt, ebenso wie der U-Bahn-Betrieb in der Hauptstadt Taipeh.
Tsunami-Warnungen in mehreren Ländern
Über mehrere Stunden warnten Taiwan, China, Japan und die Philippinen vor Tsunamis. Später wurden die Warnungen zunächst gelockert und dann aufgehoben. Im nordöstlich von Taiwan gelegenen Japan löste das Erdbeben eine Warnung vor einem drei Meter hohen Tsunami für nahegelegene Inseln der südwestjapanischen Präfektur Okinawa aus. Die Bewohner der betroffenen Inseln wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.
Auf den Philippinen gaben die Behörden ebenfalls eine Tsunami-Warnung heraus. Es würden hohe Tsunami-Wellen erwartet, die stundenlang andauern könnten, teilte das nationale Institut für Vulkanologie und Seismologie mit. Menschen in mehreren Provinzen des Inselstaates wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen und die Küstenregionen zu verlassen.
Taiwan liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, einer hufeisenförmigen Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans. Sie wird häufig von Erdbeben und Vulkanausbrüchen heimgesucht. Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen. Entlang dieses mehr als 40.000 Kilometer langen Gürtels liegt ein großer Teil der aktiven Vulkane. Er reicht von der süd- und nordamerikanischen Westküste über die nordpazifischen Inselgruppen der Aleuten und Kurilen nach Japan und weiter über die Philippinen, den Ostrand Indonesiens, verschiedene Südsee-Inselstaaten bis nach Neuseeland.
EU und China bieten Taiwan Hilfe an
EU-Ratspräsident Charles Michel bot Taiwan die Hilfe der Europäischen Union an. "Allen, die vom Erdbeben in Taiwan betroffen sind, gilt meine aufrichtige Anteilnahme", teilte er auf der Plattform X mit. "Und den Familien der Opfer mein Beileid." Die EU sei bereit, jede erforderliche Hilfe zu leisten.
Auch China, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet, bot der Insel Hilfe an. Die chinesischen Behörden seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, in Peking. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten.