Krieg in Nahost Stille Weihnachten in Bethlehem
Es ist ein anderes Weihnachtsfest in Bethlehem. Der Krieg in Nahost überschattet die Feierlichkeiten. Auch der Krippenplatz vor der Geburtskirche spiegelt dessen Auswirkungen und das damit verbundene Leid wider.
Der Platz vor der berühmten Geburtskirche in Bethlehem wäre zu dieser Zeit eigentlich festlich geschmückt. Mit einem großen erleuchteten Christbaum. Weihnachten - das wäre normalerweise auch ein Touristenmagnet, mit vielen Besuchern, festlichen Umzügen und lauter Musik.
Doch dieses Jahr sei alles anders, sagt Pater Rami Asakrieh, der katholische Pfarrer von Bethlehem:
Tausende Menschen in Bethlehem aus der ganzen Welt. Die Festlichkeiten, Licht und Schmuck, der Christbaum, die Musik der Pfadfinder. In diesem Jahr haben die Bischöfe entschieden, das nicht zu machen - als Zeichen der Solidarität und als Friedensgebet. Ganz einfach, ohne Musik und all das. Wir sagen Weihnachten nicht ab, nur die Veranstaltungen draußen auf der Straße.
Eine Krippe inmitten von Trümmern
Denn es ist Krieg in Nahost. Und weil die meisten Christen im Heiligen Land Palästinenserinnen und Palästinenser sind, gibt es viel Solidarität mit der leidenden Bevölkerung im Gazastreifen.
Auf dem Krippenplatz in Bethlehem wurde eine etwas andere Weihnachtskrippe aufgebaut: Trümmer sind da zu sehen, Stacheldraht und in der Mitte Maria und Joseph mit einem eingewickelten Kind.
Munther Isaak, Pastor an der evangelisch-lutherischen Kirche von Bethlehem, hatte die Idee. In seiner Kirche gibt es so eine Krippe in kleiner Ausführung - und hier draußen als große Trümmerlandschaft, sagt Isaak: "Es geht darum, wie Weihnachten in Palästina heute aussieht. Kinder unter den Trümmern, vertriebene Familien."
Aber das sei auch die wahre Weihnachtsbotschaft, so der Pastor: "Als Jesus geboren wurde, hat er unter einer Besatzung gelebt. Die Familien wurden zu Flüchtlingen, sie haben vieles durchgemacht. Dieses Denkmal sagt, dass tragischerweise 2.000 Jahre später Menschen immer noch unter einer Besatzung leben, unter dem Joch von Imperien, und dass sie immer noch nach Gerechtigkeit rufen."
"Dieser Krieg muss aufhören"
Zur Zeit Jesu waren die Römer die Besatzer, jetzt seien es die Israelis - so sehen das hier viele. So gesehen sei die Trümmerkrippe von Bethlehem ein Bild, das viele anspreche. Für Pastor Isaak kommt Weihnachten mit Glanz und Christbaum in diesem Kriegswinter nicht infrage: "Wie kannst du einen Christbaum haben, wenn deine Freunde, deine Verwandten einen Genozid erleben. Die Christen hier und die Christen in Gaza sind sehr verbunden. Und wir sorgen uns um ihr Leben. Sie können jeden Moment getötet werden. Und das ist unsere Botschaft: Dieser Genozid muss aufhören, dieser Krieg muss aufhören."
Gebete statt große Umzüge
Auch George Zeineh ist gekommen, um sich das Jesuskind in den Trümmern anzusehen. Jedes Jahr ist er dabei. Schließlich ist er seit mehr als 60 Jahren Mitglied der Pfadfinder. Da gibt es zu Weihnachten normalerweise einen großen Umzug, bei dem er immer mitgelaufen ist.
Jetzt spricht auch Zeineh viel vom Krieg und davon, dass die Palästinenser endlich einen eigenen Staat haben sollten. Über den Terror der Hamas vom 7. Oktober spricht er nicht. Auch sein Weihnachten wird in diesem Jahr ganz anders. "Ich werde feiern, in dem ich bete. Und ich bete zu Jesus, dass er den Krieg in Gaza stoppt. Und das Leiden unserer Leute dort", sagt Zeineh.
In Bethlehem wird es am Abend trotzdem die Christmette geben. Dazu kommt - wie immer - der Lateinische Patriarch. Er hat angekündigt, in seiner Predigt betonen zu wollen, dass auch nach der tiefsten Nacht wieder ein Tag komme. Dass es also Grund zu Hoffnung gebe.