US-Regierung gibt Details bekannt Wie islamisch war Bin Ladens Bestattung?
Die Seebestattung Bin Ladens stößt in der islamischen Welt auf Kritik. So ist unklar, ob der Al-Kaida-Anführer Richtung Mekka ins Wasser gelassen wurde, wie es die Tradition verlangt. Die US-Regierung schweigt dazu. Sie bezeichnete die Seebestattung als einzige Option.
Von Julia Hummelsiep, HR-Hörfunkkorrespondentin Washington
Die Bestattung des Al-Kaida-Chefs Osama Bin Laden sei im Einklang mit den islamischen Traditionen geschehen - so die Worte Jay Carneys, Sprecher von US-Präsident Barack Obama. In einer Pressekonferenz verliest er den genauen Ablauf der Seebestattung an Bord des Flugzeugträgers "USS Carl Vinson": "Die Leiche wurde gewaschen und in weißes Leichentuch gehüllt. Anschließend kamen die sterblichen Überreste Bin Ladens in einen beschwerten Sack. Ein Offizier der US-Armee verlas ein vorab vorbereitetes Totengebet, das ein Muttersprachler ins Arabische übersetzte. Danach rutschte die Leiche Bin Ladens von einem flachen Brett über Bord ins Meer."
Details der Bestattung weiter unklar
Unklar ist, ob der Muttersprachler ein muslimischer Geistlicher war, was genau das Totengebet beinhaltete und ob Bin Ladens Leiche in Richtung Mekka ins Wasser gelassen wurde - wie es die islamische Tradition verlangt. Nach Angaben der US-Marine begannen die Vorbereitungen kurz nach sieben Uhr deutscher Zeit am Montagmorgen und dauerten eine knappe Stunde. Die Offiziellen des Militärs und der US-Regierung betonen, es habe keine Alternative dazu gegeben.
"Nach dem Abwägen aller Optionen sei die Seebestattung im Nordarabischen Meer als beste Option übrig geblieben", so John Brennan, Anti-Terror-Chef der US-Regierung, "denn die islamischen Gesetze schreiben vor, dass die Leiche innerhalb von 24 Stunden bestattet werden muss." Bin Laden in ein anderes Land zu bringen, hätte dieses Zeitlimit überschritten, so Brennan. Nach Angaben der US-Marine sei allerdings auch kein Land bereit gewesen, die Leiche Bin Ladens aufzunehmen. US-Medien berichten, dass die US-Regierung bei Bin Ladens ehemaligem Heimatland Saudi-Arabien angefragt - und Saudi-Arabien abgelehnt hätte.
Seebestattung bot viele Vorteile
Die schnelle Seebestattung birgt klare Vorteile für die USA: Bin Ladens Leiche ist damit aus dem öffentlichen Blickfeld. Es gibt kein Grab, das zur Pilgerstätte werden kann. Mit dem Tod des Al-Kaida-Führers ist den USA noch etwas anderes erspart geblieben: Der Trubel um die Haft - vermutlich im US-Gefangenlager Guantanamo auf Kuba - und den Gerichtsprozess vor einem zivilen oder einem Militärgericht. Das alles verfolgt von den prüfenden Blicken der eigenen Bevölkerung und der ganzen Welt - womöglich begleitet von Terrordrohungen, Erpressungen und einem Aufruhr in der islamischen Welt.