Abenddämmerung an der Themse mit Blick auf das britische Parlament
Hintergrund

No deal, Aufschub, Neuwahlen Wie geht es jetzt weiter?

Stand: 29.03.2019 18:04 Uhr

Jetzt scheinen wieder alle Optionen auf dem Tisch zu liegen. Wird der Brexit verschoben? Startet Premierministerin May einen vierten Versuch, das Abkommen durchzusetzen? Ein Überblick zum weiteren Ablauf.

Von Quelle: AFP

Ungeordneter Ausstieg

Wenn die britische Premierministerin Theresa May nichts unternimmt, wird Großbritannien ab dem 13. April kein EU-Mitglied mehr sein. Das Land wäre dann schlagartig nicht mehr Teil des EU-Binnenmarktes und der Zollunion. Dies hätte weitreichende Folgen für den Reiseverkehr und die Wirtschaftsbeziehungen.

Die EU hat in den vergangenen Monaten Notfallpläne umgesetzt und sieht sich laut einer Kommissionssprecherin auf dieses Szenario "vollständig vorbereitet".

Weitere Abstimmung im Unterhaus

Eine vierte Abstimmung über den Austrittsvertrag im Unterhaus ist nicht ausgeschlossen. Bei einer Annahme bekäme Großbritannien eine Übergangsphase bis Ende 2020. In ihr wäre das Land zwar kein EU-Mitglied mehr, bliebe aber vorerst noch im Binnenmarkt und in der Zollunion. Während der Übergangsphase würde ein Abkommen über die künftigen Beziehungen mit der EU ausgehandelt.

Das britische Unterhaus in London

Im Unterhaus gibt es bisher keine klaren Mehrheiten. Aber ohne das Parlament kann es keine Entscheidung geben.

Brexit in ferner Zukunft

Sollten die Briten mehr Zeit brauchen, müssten sie an den Europawahlen Ende Mai teilnehmen. Über eine Brexit-Verlängerung würde ein nun angekündigter EU-Sondergipfel am 10. April entscheiden. Wie lange diese sein würde, ist offen.

Die EU-Kommission hatte vor zwei Wochen eine Verschiebung bis "mindestens" Ende 2019 empfohlen, wenn der Brexit nach der Europawahl liegt. Der Zeitraum könnte demnach verkürzt werden, "wenn vor seinem Auslaufen eine Lösung gefunden wird".

Rücknahme des Austrittsantrags

Für London besteht bis zum Austrittsdatum jederzeit die Möglichkeit, den Brexit-Antrag ohne Zustimmung der EU zurückzunehmen. Dies bestätigte der Europäische Gerichtshof im Dezember.

May warnt vor "katastrophalen" Folgen für die britische Demokratie, wenn das Brexit-Referendum missachtet würde.

Zweites Referendum

Neben Neuwahlen - wie die Opposition sie fordert - ist auch ein zweites Referendum über den EU-Austritt denkbar. Die oppositionelle Labour-Partei sieht eine erneute Volksabstimmung als möglichen Ausweg. Das Unterhaus lehnte dies aber bereits zwei Mal in einer Testabstimmung ab.

Für die Vorbereitung eines zweiten Referendums wären laut Experten fünf bis sechs Monate nötig.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 29. März 2019 um 18:30 Uhr.