Coronavirus in China Zahl der Toten steigt auf mehr als 300
Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Nach chinesischen Angaben sind inzwischen mehr als 300 Menschen an der Erkrankung gestorben. Erstmals wurde ein Todesfall außerhalb der Volksrepublik gemeldet.
Die Zahl der Todesopfer durch das neuartige Coronavirus ist erneut gestiegen. Mit 45 weiteren Opfern seien mittlerweile bereits 304 Menschen in der Volksrepublik an der Atemwegserkrankung gestorben, teilten die Behörden mit. Die 45 neuen Todesopfer wurden aus der besonders stark betroffenen Provinz Hubei gemeldet.
Zusätzlich meldeten die Philippinen den ersten Todesfall außerhalb Chinas. Wie das Gesundheitsministerium des Landes mitteilte, handelt es sich bei dem Verstorbenen um einen 44-jährigen Mann aus der chinesischen Millionenmetropole Wuhan, der Hauptstadt von Hubei. Er und seine ebenfalls erkrankte Partnerin waren am 21. Januar auf die Philippinen gereist.
Auch die Zahl der Neuinfektionen stieg dort mit 1921 weiteren Fällen deutlich an. Damit infizierten sich in ganz China bereits mehr als 14.300 Menschen, weltweit haben sich mehr als 14.550 Menschen angesteckt. Das Virus hatte im Dezember seinen Ausgang in Wuhan genommen. Seitdem steigt die Zahl der Infizierten und der Todesopfer trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen ungebremst.
Um die Ausbreitung zu stoppen, hatte die chinesische Provinz Hubei zuletzt die Ferien anlässlich des Neujahrsfestes bis zum 13. Februar verlängert. Der chinesische Neujahrstag fiel auf den 25. Januar.
Länder schotten sich ab
Angesichts der ungebremsten Ausbreitung des Virus verschärften mehrere Länder ihre Einreisebestimmungen. Russland schaffte am Samstag die seit 2000 geltende Befreiung von der Visumspflicht für Reisegruppen aus der Volksrepublik ab. Zudem würden keine Arbeitsvisa mehr für Chinesen ausgestellt, teilte die Regierung in Moskau mit. Es handele sich um "vorübergehende" Einschränkungen. Die Volksrepublik ist der wichtigste Handelspartner Russlands.
Australien hatte ebenfalls am Samstag ein Einreiseverbot für Reisende aus China ausgesprochen. Von dem Verbot sind australische Staatsbürger und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung sowie deren Angehörige ausgenommen. Zuvor hatte bereits die US-Regierung ein Einreiseverbot für Menschen aus China verhängt. Auch das US-Verbot gilt nicht für eigene Staatsbürger, Ausländer mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung in den USA sowie deren enge Familienmitglieder.
Länder wie Italien, Israel, Singapur und die Mongolei ergriffen ähnliche Schutzvorkehrungen. Großbritannien zog nach Angaben des Außenministeriums Diplomaten sowie deren Familien aus China ab.
Infektionen in mehr als 20 Staaten
Außer in China gibt es mittlerweile in mehr als 20 weiteren Staaten Infektionen, darunter sind auch acht Fälle in Deutschland. Es handelt sich um sieben Mitarbeiter des im bayerischen Landkreis Starnberg angesiedelten Zulieferbetriebs Webasto, bei dem eine zunächst unbemerkt infizierte Chinesin an einer Schulung teilgenommen hatte. Außerdem steckte sich ein Kind von einem der Webasto-Mitarbeiter an.
Am Samstag wurde zudem bekannt, dass sich ein deutscher Tourist in Spanien mit dem Coronavirus infiziert hat. Er werde auf der Kanareninsel La Gomera isoliert behandelt, teilte das spanische Gesundheitsministerium mit. Er habe zuvor in Deutschland "engen Kontakt" mit einer infizierten Person gehabt.
Ausländer werden ausgeflogen
Immer mehr Länder fliegen derweil ihre Bürger aus dem Krankheitsgebiet aus. Die deutsche Luftwaffe flog 124 Menschen aus Wuhan aus, unter ihnen 102 Deutsche. Nach ihrer Landung in Frankfurt am Main wurde eine Frau wegen des Verdachts einer Infektion in die Frankfurter Universitätsklinik gebracht. Zehn weitere Menschen wurden dort wegen anderer gesundheitlicher Beschwerden aufgenommen. Die übrigen Passagiere des Sonderflugs wurden in Bussen in die Südpfalz-Kaserne nach Germersheim gebracht. Dort sollen sie zwei Wochen unter Quarantäne bleiben, um Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus auszuschließen.
In Frankreich wurden etwa 180 Menschen aus Wuhan, zumeist Franzosen, nahe Marseille unter Quarantäne gestellt. Ein weiteres Flugzeug überwiegend mit Franzosen wird in der Nacht zum Sonntag in Frankreich erwartet.
Großbritannien holt einem Medienbericht zufolge weitere britische Staatsbürger aus Wuhan. Es werde eine zusätzliche Gruppe erwartet, zitiert die Zeitung "Liverpool Echo" aus einer internen E-Mail der Leitung des Krankenhauses Arrowe Park im Nordwesten Englands, in dem bereits 83 Ausgeflogene unter Quarantäne gestellt wurden.
Hongkong: Klinikpersonal droht mit Streik
In Hongkong drohten Tausende Mitarbeiter der staatlichen Krankenhäuser, in den Streik zu treten, sollte die Grenze der Metropole zu Festland-China nicht geschlossen werden. Bei einer Versammlung der neugegründeten Gewerkschaft für medizinisches Personal (HAEA) stimmten mehr als 3000 Klinikangestellte für einen Streik als Druckmittel.
Die Vorsitzende der HAEA, Winnie Yu, warnte, Hongkong hätte nicht genügend Ressourcen, um das Virus zu bekämpfen, sollte es sich in der Stadt ausbreiten. Ihren Angaben zufolge würden rund 9000 Gewerkschaftsmitglieder die Streikforderung unterstützen.
Am Montag sind Gespräche zwischen Vertretern der HAEA und den Hongkonger Gesundheitsbehörden geplant. Sollten diese kein Ergebnis bringen, werde die Gewerkschaft ab Wochenbeginn 30 Prozent ihrer Mitglieder auffordern, ihre Arbeit niederzulegen.
Bisher wurden in Hongkong 14 bestätigte Coronavirus-Fälle gemeldet. 112 weitere Patienten befinden sich in isolierter Behandlung. Hongkongs pekingtreue Regierung weigert sich bislang, die Grenzen zu China zu schließen.