Epidemie Italien riegelt wegen Coronavirus Städte ab
Kein europäisches Land hat mehr Infektionen mit dem Coronavirus registriert als Italien. Nun trifft die Regierung Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus: Mehrere Städte im Norden des Landes werden abgeriegelt.
Die italienische Regierung will die Ausbreitung des Coronavirus im Norden des Landes stoppen und die am stärksten betroffenen Städte abriegeln. Das teilte die italienische Regierung am Abend mit. Durch die Reisebeschränkungen in den als Epidemiezentren geltenden Gebieten werde den Bewohnern weder die Einreise noch die Ausreise gestattet, sagte Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte. Die Menschen könnten sich nur mit "besonderen Ausnahmeregelungen" bewegen.
Conte kündigte auch die Schließung von Unternehmen und Schulen sowie die Absage von öffentlichen Veranstaltungen an. In Italien wurden bislang 79 Infektionen gemeldet, zwei Menschen sind nach Behördenangaben an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Italien ist das europäische Land mit den weitaus meisten erfassten Infektionsfällen. Das von der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus besonders betroffene Gebiet liegt um die lombardische Stadt Codogno, 60 km von Mailand entfernt. Von dort wurden 54 Fälle gemeldet, aus der Nachbarregion Venetien 17.
Die meisten Coronavirus-Infizierten innerhalb Europas
Italien ist das europäische Land mit den weitaus meisten erfassten Sars-CoV-2-Infizierten. In Deutschland wurden bisher 16 Fälle gemeldet, in Frankreich zwölf, darunter ein Todesfall. Ministerpräsident Conte kündigte die Notfallmaßnahme nach Krisengesprächen mit der Zivilschutzbehörde des Landes an. "Das Ziel ist es, die Gesundheit der italienischen Bevölkerung zu schützen", sagt Conte. Zunächst sollten die Sicherheitskräfte die betroffenen Regionen abriegeln. «Wenn nötig, werden es auch die Streitkräfte sein», fügte Conte hinzu. Wer versuche, die Absperrungen zu umgehen, dem drohe «strafrechtliche Verfolgung». Er setze dennoch auf Verständnis der Bevölkerung.
Ein Aussetzen der innereuropäischen Reisefreiheit im Rahmen der Schengen-Zone sei vorerst nicht vorgesehen, sagte Conte. Auch in Südtirol bereiteten sich die Behörden auf einen Notfall vor. Unter anderem empfahlen die Gesundheitsbehörden am Abend dem Südtiroler Landeshauptmann Thomas Widmann vor, die Universität Bozem sowie Kitas und Kinderhorte für die kommende Woche zu schließen. Zudem sei ein medizinischer Notfallplan erstellt worden, berichtete die Website des Rundfunksenders Südtirol.
In Italien verteilten sich die Infizierten auf die Lombardei, Venetien und die Region Piemont. Nachgewiesen wurde der Erreger demnach unter anderem bei der Frau und einer Tochter des Mannes, der mutmaßlich Italiens erstes gemeldetes Covid-19-Todesopfer ist. Der italienische Zivilschutz sprach von einem zweiten Opfer, dessen Tod wohl auf die von Sars-CoV-2 verursachte Lungenerkrankung Covid-19 zurückzuführen sei. Beim ersten gemeldeten Toten handelt es sich um einen 78-Jährigen in Venetien, beim zweiten um eine Frau in der Lombardei.
Großveranstaltungen verboten
Der Ausbruch in der Lombardei geht auf einen 38-Jährigen zurück, der seit Mittwoch schwer erkrankt in der Klinik der Kleinstadt Codogno behandelt und tags darauf positiv auf den Erreger getestet wurde. In zehn Gemeinden der Lombardei wurden Schulen und ein Großteil der Geschäfte vorübergehend geschlossen. Rund 50.000 Einwohner sind aufgerufen, möglichst zuhause zu bleiben. Großveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste und Sportevents wurden verboten. Auch in Venetien wurden Maßnahmen vorbereitet, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern sollen.
In der Lombardei und in Venetien wurden für heute alle Sportveranstaltungen abgesagt. Davon betroffen sind auch drei Serie-A-Spiele zwischen Inter Mailand und Sampdoria Genua sowie zwischen Hellas Verona und Cagliari Calcio. Auch die Partie Atalanta Bergamo gegen Sassuolo wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Am Nachmittag war bereits das Zweitliga-Spiel zwischen Ascoli Calcio und US Cremonese abgesagt worden.
Am Samstagmorgen war in Rom ein Armeeflugzeug mit 19 Italienern angekommen, die an Bord des Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess" in Japan für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt worden waren. Sie werden nun in einem Militärkomplex in Rom unter Quarantäne gestellt. Unter den Passagieren der "Diamond Princess" hatte es hunderte Infizierte gegeben, zwei Japaner verstarben.
Zahl der Infektionen in Südkorea steigt ebenfalls weiter
Auch auf der koreanischen Halbinsel spitzt sich die Lage zu: Die Zahl der Neuerkrankungen stieg erneut um 123 auf 556. Zudem sei dort ein vierter Mensch an den Virus-Folgen gestorben, teilt die Gesundheitsbehörde KCD mit. In keinem anderen Land außerhalb Chinas, wo Covid-19 im Dezember ausgebrochen war, wurden bisher mehr Infektionen gemeldet.
In China lag die Zahl in der offiziellen Statistik erfasster Infektionen am Samstag bei knapp 77.000, mehr als 2400 Menschen starben an der Lungenkrankheit. Experten gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer in der Volksrepublik aus. Die mit Abstand meisten Todesfälle und Infektionen werden weiter aus der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei gemeldet, wo Covid-19 im Dezember in der Millionenstadt Wuhan ausgebrochen war.