EU-Expertenkonferenz zur Nutzung von Drohnen Ein Himmel voller Drohnen?
Sie liefern spektakuläre Videos aus der Luft oder kontrollieren Brücken auf Risse. Drohnen werden nicht nur militärisch genutzt: Ein riesiger Markt, auf dem auch die EU mitmischen will. In Riga sollen Experten nun Chancen und Risiken der Technik erkunden.
Lautlos sind sie wahrlich nicht. Das Geräusch der Rotoren schallt über den Militärflugplatz Goetsenhoven, eine kurze Autofahrt von der belgischen Hauptstadt Brüssel entfernt. Eine Drohne trägt eine besondere Beschriftung: "Pilotin: Violeta Bulc". Die EU-Kommissarin für Verkehr ist gekommen, um mehr über die Nutzung von unbemannten Fluggeräten zu erfahren.
Auf ihren eigenen kleinen Testflug - mit der Fernbedienung in der Hand - angesprochen, sagt die Slowenin: "Sehr interessant, sehr aufregend. Ich bin Ingenieurin, von daher sind solche Veranstaltungen immer sehr willkommen."
Die Zahl der Drohnen nimmt rapide zu - ebenso die Zahl der nicht-militärischen Anwendungsbereiche. Die EU will deshalb einerseits das wirtschaftliche Potential dieser Branche fördern, andererseits aber auch gesetzliche Regeln für Europa aufstellen. Bei einer zweitägigen Konferenz in Riga bringen EU-Kommissarin Bulc und die lettische Ratspräsidentschaft Politik, Wirtschaft sowie Luftfahrt-Behörden an einen Tisch.
Die Präsentation in Goetsenhoven in dieser Woche lieferte einen ersten Einblick in die Möglichkeiten. Die belgische Firma Flying-Cam hat für ihre Entwicklungen bereits zwei Oscars gewonnen. Ihre schwebenden Kameras liefern spektakuläre Bilder zum Beispiel für James Bond Filme wie Skyfall. Andere Modelle fotografieren aus der Luft selbständig Felder und helfen so, den Einsatz von Dünger effektiver zu steuern.
Drohneneinsatz in Fukushima
Kameradrohnen suchen Brücken oder Windräder nach Beschädigungen ab. Auch in Fukushima kamen sie zum Einsatz. "Es gibt viele Beispiele, wo auch Menschen die Aufgabe übernehmen könnten, aber es viel sicherer und günstiger ist, wenn man dafür Drohnen einsetzt", sagt Jan Van Hees von der Firma Sepentrio, die Bauteile für die Navigation entwickelt.
Doch die Technik wirft auch viele Fragen nach Gefahren und Risiken auf. Seit Monaten sorgen Drohnen in Frankreich für Unruhe. Seit Anfang Oktober wurden mehr als 60 verbotene Flüge über Atomanlagen und über Paris registriert, so der Innenminister. Im Jahr 2013 bekam die Bundeskanzlerin bei einer Wahlkampfveranstaltung Besuch von einer Kameradrohne. Es handelte sich offenbar um eine Protestaktion gegen Überwachung.
Informatik-Professor Jens Krüger von der Uni Duisburg/Essen sieht in erster Linie nicht Gebäude gefährdet sondern eher Menschenmengen: "Das sind Geräte, die können gewisse Lasten transportieren. Ich kann Waffensysteme und Sprengstoff auf solche Geräte montieren und kann diese gegen Personen einsetzen."
Viele offene Fragen
Auf die EU-Kommission warten viele offene Fragen. Wer darf Drohnen wie nutzen? Wie lassen sich Unfälle verhindern? Wie schützt man die Privatsphäre der Bürger vor allzu neugierigen fliegenden Augen? Kommissarin Violata Bulc: "Wir wollen wissen, in welchen Bereichen man Drohnen einsetzen kann, aber auch welche Folgen das für die Menschen hat - für deren Schutz und Sicherheit. Und wie wir gehört haben, wird auch Lärm eines der Themen sein."
In den USA, dem Land der sonst unbegrenzten Möglichkeiten, hat die Flugsicherheitsbehörde FAA jetzt erstmals Regeln entworfen. Die fallen ziemlich streng aus. Drohnen dürfen beispielsweise nur bei Tag und in Sichtweite geflogen werden. Das ist ein harter Schlag für Versandhändler, die schon von der schnellen unbemannten Lieferung aus der Luft träumen. Informatik-Professor Krüger sieht hier große ungelöste Probleme: "Drohnen müssten untereinander kommunizieren. Rechtliche Fragen sind völlig ungeklärt. Was passiert, wenn eine Drohne irgendwo rein fliegt, die automatisch gesteuert wird?", so Krüger.
Die Expertenkonferenz in Riga wird noch keine Lösungen liefern. Die Kommission will jedoch, dass Europa bei dieser Technik mitmischt und davon wirtschaftlich profitiert. Violeta Bulc spricht von bis zu 150.000 Arbeitsplätze in den nächsten Jahrzehnten.