Kampf gegen die Ebola-Epidemie EU setzt auf Kontrollen in Westafrika
Die Angst vor einer Ausbreitung von Ebola wächst. Die EU-Gesundheitsminister beschlossen in Zusammenarbeit mit der WHO ab sofort Kontrollen bei der Ausreise aus Westafrika. Die US-Seuchenbehörde befürchtet, Ebola könnte sich leichter ausbreiten.
Die Europäische Union (EU) setzt im Kampf gegen die Ausbreitung des Ebola-Virus vor allem auf eine Verstärkung der Ausreisekontrollen in den betroffenen westafrikanischen Ländern. Die EU-Gesundheitsminister einigten sich bei einem Sondertreffen in Brüssel darauf, in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) "sofort" mit einer Überprüfung der derzeitigen Kontrollen an Flughäfen in Liberia, Sierra Leone und Guinea zu beginnen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagte, Hilfe vor Ort sei "die beste Chance", das Ansteckungsrisiko in Europa gering zu halten.
Die Minister berieten auch über von mehreren EU-Ländern eingeführte Kontrollen mit Fiebermessen bei der Einreise nach Europa. Gröhe sagte, für Länder mit direkten Flugverbindungen in das Ebola-Gebiet sei dies sinnvoll. Dazu gehört auch Belgien, das bisher noch keine solchen Kontrollen eingeführt hat. Die belgische Regierung hat Gröhe zufolge nun zugesagt, dies zu prüfen. Ansonsten haben solche Gesundheitskontrollen bereits Großbritannien, Frankreich und Tschechien eingeführt oder angekündigt.
Garantie auf schnelle Rückführung bei Erkrankung
Besser zusammenarbeiten wollen die EU-Staaten auch bei der Evakuierung von Freiwilligen, die in den Ebola-Gebieten medizinische Hilfe leisten. Im Fallen einer Erkrankung soll deren zügige Rückführung nach Europa garantiert sein. "Wir greifen dort derzeit alle auf in Amerika anmietbare Flugkapazitäten mit der entsprechenden Behandlungs- und Isolierungsmöglichkeit zurück. Die Bundesrepublik hat sich entschieden, eine eigene entsprechende Kapizität aufzubauen. Andere Länder prüfen das. Es gibt aber auch die Anregung, solche Kapazitäten, in der EU gemeinsam zu schaffen. Auch das soll zügig zu einer Entscheidung voran gebracht werden", so Gröhe.
Damit ist auch die Hoffnung verbunden, dass sich dann mehr Freiwillige melden. Denn allen ist klar, der beste Schutz der europäischen Bevölkerung vor der tückischen Seuche besteht darin, die medizinische Versorgung in den Seuchengebieten selbst zu verbessern.
Krankenschwester in Frankreich unter Verdacht
In Frankreich lieferte sich eine Krankenschwester, die in einem Militärkrankenhaus nahe Paris eine Ebola-Patientin gepflegt hatte, wegen eines "verdächtigen Fiebers" selbst in die Klinik ein. Die Frau hatte anhaltendes Fieber über 38 Grad Celsius und wurde deswegen ins Militärkrankenhaus Bégin in Saint-Mandé bei Paris gebracht.
Gesundheitsministerin Marisol Touraine wollte den Fall nicht kommentieren. Die Krankenschwester gehörte zu dem Team, das in der Klinik Bégin eine an Ebola erkrankte Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) behandelt hatte, wie mehrere Quellen bestätigten. Die MSF-Mitarbeiterin hatte sich in Liberia mit Ebola angesteckt und wurde am 19. September mit einem Spezialflugzeug in ihr Heimatland gebracht. Dort konnte sie geheilt werden. Sie war die erste in Frankreich behandelte Ebola-Patientin.
Verdachtsfall in Madrid
Wegen eines Ebola-Verdachtsfalls wurde auch eine Passagiermaschine auf dem Madrider Flughafen vorübergehend isoliert. Ein nach Angaben spanischer Medien aus Nigeria stammender Passagier des aus Paris kommenden Air-France-Flugzeugs habe über Schüttelfrost und Fieber geklagt, teilte die Flughafenbehörde Aena mit. Die Besatzung habe die spanischen Gesundheitsbehörden informiert. Nach dem für solche Fälle vorgesehenen Protokoll sei die Maschine vom Typ Airbus A321 an eine abgelegene Stelle des Flughafengeländes dirigiert worden. Der Passagier sei an Bord des Flugzeugs untersucht worden, berichtete die Nachrichtenagentur Efe.
Millionen aus Deutschland
Der Haushaltsausschuss des Bundestages bewilligte unterdessen zusätzliche Mittel in Höhe von 85 Millionen Euro für den Kampf gegen Ebola. Damit erhöhen sich die Mittel auf insgesamt 102 Millionen Euro. Nach Angaben der Unionsfraktion werden von den 85 Millionen Euro rund 50 Millionen dem Entwicklungsministerium und 35 Millionen dem Auswärtigen Amt zur Verfügung gestellt.
CDC: Seuche ist nicht leicht zu kontrollieren
Bei einer Anhörung im US-Abgeordnetenhaus äußerte sich der Chef der US-Seuchenbehörde, Tom Frieden, besorgt über die Entwicklung und erklärte, dass das Ebola-Virus selbst gut geschulte Experte vor eine Herausforderung stelle. Die Epidemie sei nicht so leicht zu kontrollieren. Frieden fürchtet, dass sich Ebola weiter in Afrika verbreiten könne - dann wachse auch die Bedrohung für das US-Gesundheitssytem.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben bis zum Sonntag 4493 Menschen durch die im Frühjahr aufgetretene Ebola-Epidemie. Mehr als 8900 Menschen infizierten sich demnach. Experten rechnen mit einem weiteren rasanten Anstieg der Erkrankungszahlen.