Weltwetterorganisation Doppelt so viel "sauberer Strom" nötig
Viel Energie kommt weiter aus Kraftwerken, die Wasser zum Kühlen benötigen - das wird aber immer knapper. Deshalb fordert die Weltwetterorganisation, stärker auf Wind- und Solarenergie zu setzen. Sie sieht die Versorgungssicherheit gefährdet.
Die Weltwetterorganisation (World Meteorological Organization, WMO) warnt in ihrem jährlichen Bericht davor, dass der Klimawandel die weltweite Energieproduktion bedroht. Hitzewellen und Trockenheit lassen etwa Wasserpegel sinken, die für Wasserkraft oder zur Kühlung von Atomkraftwerken gebraucht werden, teilte die Organisation mit. Zusätzlich gefährdeten Stürme und andere Wetterextreme vielerorts die Infrastruktur.
Der Energiesektor sei für drei Viertel der menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich, die den Klimawandel vorantreiben, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Es sei deshalb unumgänglich, die Produktion radikal umzustellen. Doch die Regierungen täten zu wenig: Sie schafften es nicht, die Klimaerwärmung wie angestrebt auf 1,5 Grad zu begrenzen, wenn die Stromproduktion aus sauberen Quellen nicht in den nächsten acht Jahren verdoppelt wird.
Kraftwerke brauchen Wasser - und das wird knapper
Schon heute stünden 15 Prozent der weltweiten Atomkraftwerke in Regionen, in denen das Wasser knapper wird. Der Anteil steige in den kommenden 20 Jahren wohl auf 25 Prozent. Auch 33 Prozent der Wärmekraftwerke, die Kühlwasser brauchten, und elf Prozent der Wasserkraftkapazität befänden sich in Gebieten mit Wasserstress. Gut ein Viertel der existierenden Staudämme für Wasserkraftwerke und knapp ein Viertel der geplanten Anlagen seien an Flüssen mit mittlerem bis großem Risiko von Wasserknappheit.
Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, strebt die Weltgemeinschaft eigentlich an, bis 2050 nur noch so viele Kohlenstoffdioxid-Emissionen zu verursachen, wie kompensiert werden können (Netto-Null-Emissionen). Dafür werde aber nicht genug getan, mahnt die WMO. Die zur Erreichung des Ziels nötigen Emissionsreduzierungen bis 2030 würden nach derzeitigen Plänen nur zu 30 Prozent geschafft.
WMO: Investitionen in Solartechnologie nötig
Tatsächlich müsse der Strombedarf bis 2050 weitgehend aus erneuerbaren Energien, vor allem Solarenergie, gedeckt werden, schreibt die WMO. Das reduziere auch den Stress durch wachsende Wasserknappheit, denn Strom aus Solar- und Windenergie brauche deutlich weniger Wasser als etwa Strom aus Anlagen, die mit fossiler Energie oder aus Atomkraftwerken betrieben werden.
Afrika habe großes Potenzial für Solarenergie. Die Investitionen seien dort aber viel zu niedrig. Die Finanzierungshilfen, um den Ländern beim Umstieg auf saubere Energien zu helfen, gingen seit 2018 zurück - von 14,2 Milliarden US-Dollar auf 10,9 Milliarden US-Dollar ein Jahr später. Um überall in Afrika saubere Energie liefern zu können, seien jährliche Investitionen von 25 Milliarden US-Dollar nötig.
Die WMO veröffentlicht den "State of Climate Services Report" jährlich seit 2019. In diesem Jahr waren mehr als 20 weitere Organisationen daran beteiligt.