EU und das Coronavirus Alles unter Kontrolle?
Die EU will gemeinsam gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus vorgehen. Doch bei aller Sorge beschwichtigen die Minister: Von einer Krise könne nicht die Rede sein.
Gemeinsam, geschlossen, koordiniert: So will die Europäische Union eine Ausbreitung der gefährlichen Lungenkrankheit verhindern. Die EU-Staaten müssten so eng wie möglich zusammenarbeiten, um dieser Herausforderung zu begegnen, sagt Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Anders ginge es nicht, da Viren keine Grenzen kennen würden.
Dabei geht es zum Beispiel um den Austausch von Informationen, um die Beschaffung von Schutzausrüstung, um Behandlungs- und Diagnose-Kapazitäten, um die Entwicklung eines Impfstoffs sowie um die Schulung des Personals in den Krankenhäusern und an den Grenzen.
Denn einheitliche Regeln bei der Einreise seien wichtig, damit die Behörden nachvollziehen könnten, woher ein Corona-Patient komme - und wohin er weiterreisen wolle, sagt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Reisende aus bestimmten Regionen könnten bei der Einreise nach Europa demnächst nach Infektionsrisiken befragt werden - etwa zu Kontakten mit Menschen aus Coronavirus-Regionen. Bundesgesundheitsminister Spahn kündigte an, dies für Deutschland prüfen zu wollen.
Außerdem werden zusätzliche Gelder für die Forschung bereitgestellt. Die EU-Staaten wollen gemeinsam die Erforschung des Virus voranbringen und bei der Entwicklung eines Pilot-Impfstoffs kooperieren.
Die Gesundheitsminister sprachen auch über mögliche Lieferengpässe bei Arzneien, die sich aus Produktionsausfällen in China ergeben könnten.
Der Bundestag beschloss eine Änderung des Arzneimittelgesetzes. Unternehmen können künftig verpflichtet werden, bei Engpässen größere Mengen von Präparaten einzulagern.
Spahn: Keine nationalen Alleingänge
Von nationalen Alleingängen bei Einschränkungen des Reiseverkehrs von und nach China - wie sie etwa Italien verhängt hat-, hält der deutsche Minister nichts. Solche Entscheidungen müssten europaweit getroffen werden.
Auch die Forderung nach Fiebermessungen bei der Einreise lehnt Spahn entschieden ab. Große Sorgen macht der EU ein drohender Engpass bei der Versorgung mit Medikamenten. Wegen der Corona-Epidemie kommt es bei den Herstellern von Arzneimitteln und medizinischen Wirkstoffen in China zu Produktionsunterbrechungen.
Lieferprobleme befürchtet
Das könnte in wenigen Wochen zu Lieferproblemen auch in Europa führen. Die Europäische Union muss umdenken, sagt Adam Wojtech, Gesundheitsminister aus Tschechien und fordert die EU-Kommission dazu auf, sich um das Problem zu kümmern und die Produktion von wichtigen Arzneimitteln wieder in die EU zurückzuholen.
Die Lage ist unter Kontrolle - das soll die Botschaft dieses Ministertreffens sein, denn natürlich weiß die Politik, dass sich viele Menschen angesichts der bedrohlichen Nachrichten aus China Sorgen machen. Noch ist das Risiko in der EU gering, heißt es dazu in Brüssel.
Die belgische Gesundheitsministerin Maggie de Block sagt: "In Europa kann von einer Krisensituation keine Rede sein, denn aktuell gibt es in der EU etwa 40 Patienten. Wir müssen natürlich wachsam bleiben und uns weiter vorbereiten, aber für Panik gibt es keinen Grund."