EU-Türkei-Pakt tritt in Kraft Abgeschobene Flüchtlinge erreichen die Türkei
Am Morgen sind mehr als 200 Flüchtlinge aus Griechenland in die Türkei abgeschoben worden. Die auf Lesbos verbliebenen Flüchtlinge stellen nun offenbar massenhaft Asylanträge, um ihre Abschiebung zu verzögern. Die ersten syrische Flüchtlinge aus der Türkei landeten derweil in Deutschland.
Ein erstes Schiff mit abgeschobenen Flüchtlingen aus Griechenland ist in der Türkei angekommen. Die Migranten erreichten am Morgen die Hafenstadt Dikili in der Provinz Izmir, wie Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters beobachteten. Das Schiff war von der griechischen Insel Lesbos aufgebrochen. Ein zweites Schiff war noch unterwegs.
Insgesamt brachen am Morgen mehr als 200 Menschen in die Türkei auf. Nach griechischen Angaben handelte es sich fast ausschließlich um Migranten aus Pakistan und nordafrikanischen Staaten, die keinen Anspruch auf Asyl hätten. Lediglich zwei Syrer seien darunter gewesen. Sie hätten sich freiwillig gemeldet, weil sie aus familiären Gründen zurück nach Syrien wollten. Die befürchteten Ausschreitungen blieben aus.
Massenhaft Asylanträge
Offenbar stellen die Flüchtlinge auf Lesbos nun massenhaft Asylanträge, um ihre Abschiebung hinauszuzögern. Das sagte die Chefin der für Migration zuständigen Abteilung der griechischen Polizei, Zacharoula Tsirigoti. Von nun an gelte es, Asylanträge zu bearbeiten, bevor weitere Migranten in die Türkei zurückgeschickt werden könnten.
Aus Kreisen der europäischen Grenzschutzagentur Frontex auf Lesbos hieß es, wegen der Antragsflut sei es nun umso wichtiger, dass zügig Asylexperten aus anderen europäischen Ländern nach Griechenland entsandt würden.
Auch aus der benachbarten Insel Chios sollten am Morgen die ersten 66 Migranten in den türkischen Hafen Cesme gebracht werden, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen der Küstenwache. Stunden zuvor war es zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und örtlichen Bewohnern gekommen, die gegen die dort geplanten Abschiebungen protestierten.
Erste Flüchtlinge in Hannover ankommen
Dem Abkommen zufolge sollen alle nach dem 20. März in Griechenland eingetroffenen Flüchtlinge abgeschoben werden, die kein Asyl in Griechenland beantragen oder deren Anträge abgelehnt wurden. Im Gegenzug für jeden zurückgeschickten Syrer hat die EU zugesagt, einen anderen syrischen Flüchtling aus der Türkei auf legalem Wege aufzunehmen - bis zu einer Obergrenze von 72.000.
In Hannover sind am Morgen die ersten syrischen Flüchtlinge gelandet, die legal auf direktem Weg aus der Türkei in die Europäische Union einreisen durften. Am Morgen landete eine Maschine mit zwei Familien mit insgesamt 16 Personen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Eine zweite Maschine mit ebenfalls 16 syrischen Flüchtlingen landete am Mittag in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die syrischen Kriegsflüchtlinge werden wegen des Flüchtlingspakts in Deutschland aufgenommen, den die Europäische Union im März mit der Türkei vereinbart hatte.
Hunderte neue Flüchtlinge in Griechenland angekommen
Trotz der Rückführung von Migranten in die Türkei kommen weiter Flüchtlinge nach Griechenland an. Innerhalb von 24 Stunden hätten 339 neue Asylsuchende vom türkischen Festland auf griechische Ägäis-Inseln übergesetzt, teilte der griechische Stab für die Flüchtlingskrise mit. Am Sonntag kamen demnach 514 Menschen an. Am Samstag waren es 566, am Freitag 339 und am Donnerstag 377 Migranten.