Ausschreitungen in Amsterdam Netanyahu lässt israelische Fußballfans ausfliegen
In Amsterdam ist es nach einem Auswärtsspiel von Maccabi Tel Aviv zu schweren Ausschreitungen gekommen. Israelische Fans wurden attackiert, es gibt mehrere Verletzte und laut israelischen Angaben Vermisste. Premier Netanyahu lässt Fans ausfliegen.
Im Anschluss an das Fußballspiel des niederländischen Erstligisten Ajax Amsterdam in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv ist es in Amsterdam zu gewaltsamen Zusammenstößen von propalästinensischen Demonstranten und israelischen Fans gekommen.
Nach Angaben der Polizei gab es im Anschluss an das Spiel an mehreren Orten im Zentrum der niederländischen Hauptstadt Unruhen - wobei nicht näher erläutert wurde, von welcher Seite die Gewalt ausging. Nach Informationen des Amsterdamer TV-Senders AT5 bewarfen Demonstranten Maccabi-Fans mit Stühlen. Die mobilen Einsatzkräfte der Polizei hätten die Israelis abgeschirmt und in ihre Hotels begleitet.
Verletzte und Vermisste
Israelischen Angaben zufolge werden drei Israelis vermisst. Zudem seien zehn Menschen bei den Ausschreitungen verletzt worden, teilte das israelische Außenministerium mit. Ob es auch Schwerverletzte gab, ist unklar. Die Polizei in Amsterdam spricht von fünf Verletzten.
Die Behörden in Amsterdam sprachen ebenfalls von Verletzten - um wie viele es gehe, werde noch untersucht. "An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkskörpern beworfen", erklärte Bürgermeisterin Femke Halsema. Sie verurteilte dieses "antisemitisches Verhalten". Stadt und Justiz untersuchen die Vorfälle. Die Behörden rufen alle Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden und Anzeige zu erstatten.
Demonstration am Stadion verboten
Insgesamt wurden laut Polizei 57 Menschen vorläufig festgenommen. Ob es dabei auch um Fußballfans ging, sagte die Polizei bisher nicht. Ajax hatte das Spiel mit 5:0 gewonnen.
Schon vor dem Spiel hatten nach Polizeiangaben etwa 200 Demonstranten versucht, zur Johan-Cruijff-Arena zu gelangen. Dabei hatte die Stadtverwaltung eine Demonstration direkt vor dem Stadion verboten und einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung bestimmt. Die mobilen Einsatzkräfte hielten die Demonstranten nach Angaben der Polizei vom Stadion fern.
Netanyahu sendet Rettungsteams
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu lässt laut seinem Büro Rettungsflugzeuge für verletzte Fans in die Niederlande schicken. Netanyahu "betrachtet den schrecklichen Vorfall mit größtem Ernst", erklärte das Büro des Regierungschef. Er fordere "die niederländische Regierung und die Sicherheitskräfte auf, energisch und schnell gegen die Randalierer vorzugehen und die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten."
Die israelische Fluggesellschaft El Al teilte mit, um 14 Uhr Ortszeit starte ein erster Rettungsflug aus Amsterdam Richtung Israel. Zudem seien im Anschluss noch zwei weitere reguläre Flüge nach Tel Aviv geplant. Hunderte israelische Fans sollen auf diesem Wege nach Hause gebracht werden.
Israelis könnten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen reisen, wo Flüge nach Israel bereitgestellt würden, so das Außenministerium. Örtliche Sicherheitskräfte seien im Einsatz. Das Außenministerium riet zugleich, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen. Zunächst hatte die Behörde den Menschen geraten, ihre Hotels nicht zu verlassen.
Israels Präsident schockiert
Israels Präsident Izchak Herzog hat sich entsetzt über die Gewalt in Amsterdam nach einem Fußballspiel geäußert. "Mit Grauen sehen wir heute Morgen die schockierenden Bilder und Videos, von denen wir seit dem 7. Oktober gehofft haben, sie nie wieder zu sehen: ein antisemitisches Pogrom gegen Fans von Maccabi Tel Aviv und israelische Bürger im Herzen von Amsterdam", schrieb Herzog auf der Plattform X. Auch Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir verurteilte die Ausschreitungen als Antisemitismus.
Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, schrieb bei X: "Ein schreckliches Pogrom gegen Juden und Israelis in Amsterdam. In großer Zahl werden Menschen auf europäischem Boden von muslimischen und palästinensischen Randalierern gewaltsam angegriffen, einfach weil sie Juden sind."
Scharfe Kritik an Gewalt gegen israelische Fans
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof bezeichnete die Gewalt gegen israelische Bürger als inakzeptabel. "Ich habe die Nachrichten aus Amsterdam mit Abscheu verfolgt", schrieb Schoof ebenfalls auf X und fügte hinzu, dass alle Täter strafrechtlich verfolgt werden müssten.
"Israelische Fußballfans zu verfolgen und zu verprügeln ist kein Antikriegsprotest. Das ist kriminell und unerträglich, und wir alle müssen dagegen aufstehen", erklärte Deutschlands Botschafter in Israel, Steffen Seibert, auf Englisch auf X. "Als Europäer schäme ich mich, solche Szenen in einer unserer großen Städte zu sehen."
Frachtflugzeuge mit Rettungsteams
Die Rettungsmission für verletzte israelische Fans wird nach Angaben des israelischen Militärs mit Frachtflugzeugen durchgeführt und medizinische Rettungsteams umfassen.
Der israelische Außenminister Gideon Saar bat die niederländische Regierung, israelischen Staatsbürgern zu helfen, sicher zum Flughafen zu gelangen.