Pro-Palästina-Bewegung 125 Festnahmen nach Protesten an Amsterdamer Uni
Weil sie sich weigerten, ein Protestcamp zu räumen, hat die Amsterdamer Polizei ein Lager von propalästinensischen Studierenden gewaltsam aufgelöst. 125 Menschen wurden festgenommen. Auch in Großbritannien und Deutschland gibt es Proteste.
Die niederländische Polizei hat am Morgen ein Lager propalästinensischer Aktivisten an der Universität von Amsterdam gewaltsam aufgelöst. 125 Menschen wurden vorläufig festgenommen, teilten die Behörden mit. Die meisten von ihnen wurden kurze Zeit später wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Einsatz sei notwendig gewesen, um die Ordnung wiederherzustellen, nachdem es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen sei.
Studierende hatten am Vortag einige Zelte auf einem Campus der Universität aufgestellt. Sie forderten, dass die Universität alle Beziehungen zu Israel abbricht, als Protest gegen israelische Angriffe auf den Gazastreifen.
Universitätsleitung und Polizei hatten die Demonstranten aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Die meisten waren nach Polizeiangaben dem Aufruf gefolgt, doch etwa 125 Menschen hatten sich in dem Lager verschanzt. Am frühen Morgen durchbrach die Polizei die Barrikaden mit einem Schaufelbagger.
Studierende warfen Feuerwerkskörper
Auf einem Video, das der Fernsehsender NOS zeigte, war zu sehen, wie die Polizei mit dem Bagger Barrikaden einriss, während Beamte mit Schlagstöcken und Schilden vorrückten, um die Protestaktion zu beenden. Nach Angaben der Polizei hatten einige Demonstranten Steine und Feuerwerkskörper geworfen.
Bildungsminister Robbert Dijkgraaf bedauerte, dass die Polizei eingreifen musste. "Universitäten sind gerade Orte für Debatte und Dialog", sagte er in Den Haag. Proteste seien erlaubt, "doch das muss auf eine Art und Weise geschehen, die für jeden sicher ist".
Die Demonstranten hatten laut NOS Barrikaden aus Holzpaletten und Fahrrädern errichtet. Diese hätten Rettungswege blockiert, so dass im Fall einer Katastrophe den Aktivisten möglicherweise nicht geholfen werden könne. Nach Angaben der Polizei war der Campus am Dienstagmorgen ruhig, aber die Beamten blieben in der Gegend präsent. Berichte über Verletzte gab es keine.
In der Nacht war es zu Auseinandersetzungen zwischen proisraelischen und propalästinensischen Studierenden gekommen.
Proteste auch an anderen Universitäten
Studierende in Europa und weltweit haben sich in den vergangen Tagen wiederholt zu Protestaktionen formiert. Am Montag hatten Studierende an den Universitäten Oxford und Cambridge Zelte aufgeschlagen und Protestbotschaften aufgestellt. Sie folgen ähnlichen Demonstrationen an US-Hochschulen. Alle fordern gleichermaßen ein Ende des Krieges und der Gewalt im Gazastreifen. Auch in Liverpool und an der SOAS University of London errichteten Studierende Protestcamps. Ähnliche Aktionen liefen in Manchester, Sheffield und Newcastle.
In Berlin besetzten ebenfalls propalästinensische Aktivisten einen Hof der Freien Universität. Rund 80 bis 100 Personen waren nach Schätzungen einer Uni-Sprecherin beteiligt. Auf Fotos einer als "Student Coalition Berlin" bei Instagram auftretenden Gruppe waren mehrere Zelte zu sehen. Die Universität kündigte ein rasches Vorgehen an. "Die FU hat die Räumung angeordnet und die Polizei gerufen", so die Sprecherin.
Kritik an Protestaktionen
Die britische Bildungsministerin Gillian Keegan kritisierte die propalästinensischen Protestcamps an den Universitäten ihres Landes. Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 habe die Zahl der antisemitischen Vorfälle stark zugenommen, schrieb Keegan in der Zeitung Daily Telegraph. "Dies führt zu einer feindseligen und vergifteten Atmosphäre auf dem Campus", so die Ministerin.
Die Columbia University in New York hatte bereits gestern angesichts der propalästinensischen Demonstrationen auf ihrem Campus ihre zentrale Abschlussfeier abgesagt. Die Leitung der Universität erklärte, die vergangenen Wochen seien "unglaublich schwierig" für die Hochschulgemeinschaft gewesen.