Angriff mit Machete Festgenommener stand unter Polizeibeobachtung
In Südspanien hat ein Mann mit einer Machete einen Menschen getötet und mehrere verletzt. Der Festgenommene stand wegen Radikalisierung unter Polizeibeobachtung. Die Ermittler prüfen ein Terrormotiv.
Nach dem tödlichen Angriff in zwei Kirchen im südspanischen Algeciras werden Details zum mutmaßlichen Täter bekannt. Das Innenministerium bestätigte Medienberichte, wonach der 25-jährige Marokkaner wegen Radikalisierung von der Polizei beobachtet worden war. Demnach hatte sich der Mann illegal in Spanien aufgehalten, ein Abschiebeverfahren läuft seit dem Sommer. Er sei nicht vorbestraft und wird nach Angaben des Innenministeriums noch verhört.
Ermittler durchsuchten die Wohnung des Verdächtigen, um mehr zum Motiv der Tat herauszufinden. "Das Ergebnis kann natürlich Aufschluss über die Art der Tat geben, ob es sich um eine terroristische Tat oder etwas anderes gehandelt hat", sagte Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska. Die Staatsanwaltschaft nahm Terrormittlungen auf. Grande-Marlaska bestätigte, dass es keine weiteren Verdächtigen gebe.
Messdiener getötet, Priester schwer verletzt
Nach Angaben des Innenministeriums ist der mutmaßliche Täter am Mittwochabend gegen 19 Uhr mit einer Machete in die Kirche San Isidro eingedrungen. Er habe Augenzeugenberichten zufolge "Für Allah" gerufen. In der Kirche habe er einen Priester mit der Machete schwer verletzt. Anschließend sei zur der Kirche Nuestra Señora de La Palma gelaufen, wo er einen Messdiener angriff. Dieser floh und wurde vor der Kirche tödlich verletzt.
Drei weitere Menschen seien verletzt worden, als sie sich dem Täter entgegenstellten. Der Mann habe noch versucht, in eine dritte Kirche einzudringen, deren Tür jedoch verschlossen gewesen sei. Kurz darauf wurde er von der Polizei festgenommen.
Hunderte Menschen versammeln sich im spanischen Algeciras nach einer Schweigeminute für den getöteten Messdiener einer Kirche.
Muslimische Gemeinde verurteilt Tat
Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach der Familie des getöteten Messdieners sein "tiefstes Beileid" aus. Die Islamische Kommission in Spanien verurteilte die "mörderische Aktion" in Algeciras und nannte den Angriff auf "unschuldige Gläubige an einem heiligen Ort" eine "Beleidigung Gottes". Auch die muslimische Gemeinde der Stadt verurteilte den Angriff scharf.
Grande-Marlaska brach seine Teilnahme an einem Treffen der EU-Innenminister zu Rückführungen von Migranten in ihre Heimatländer ab, um nach Algeciras zu reisen. Er wolle vor Ort seine Solidarität und Unterstützung für die Angehörigen des Opfers und der Verletzten zeigen, schreibt das Innenministerium auf Twitter.
Der Bürgermeister von Algeciras, José Ignacio Landaluce, ordnete eine eintägige Trauer in der Stadt mit rund 120.000 Einwohnern an. Hunderte Menschen versammelten sich zu einer Schweigeminute, legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an.
Kirchenvertreter äußern Entsetzen und Trauer
Der Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, Francisco Garcia, sprach von einer "verwerflichen und abscheulichen Tat". Der Fall stehe in Zusammenhang mit Hass auf den Glauben. Zugleich mahnte Garcia laut dem spanischen Radiosender "Cope", "nicht in Provokationen zu verfallen" oder "Öl ins Feuer zu gießen". Polizei und Justiz müssten die genauen Hintergründe der Tat ermitteln.
Auch Kirchenvertreter in Deutschland zeigten sich schockiert. "Die Nachricht über den gestrigen Terroranschlag in der spanischen Stadt Algeciras erfüllt mich mit tiefem Entsetzen und Trauer", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Andalusien habe eine bewegte Geschichte religiös-politischer Auseinandersetzungen und ebenso des friedlichen Zusammenlebens von Menschen verschiedenen Glaubens. "Es darf Fanatikern nicht erlaubt werden, das gute Miteinander, das dort heute herrscht, zu zerstören", sagte Bätzing: "Niemals darf die Religion Grund oder Anlass sein für Gewalttaten!"