Schiffsunglück in der Nordsee Warum ist das Löschen des Frachters so schwierig?
Schiffsbrände sind ohnehin schon schwierig zu bekämpfen - und Akkus von Elektroautos verkomplizieren die Lage weiter. Woran das liegt und was Feuerwehrleute dann tun.
Ob das Feuer an Bord des Autofrachters "Fremantle Highway" von einem der geladenen Elektroautos ausging, ist nicht erwiesen. Klar ist aber, dass brennende Lithium-Ionen-Akkus, wie sie in E-Autos verbaut werden, eine Herausforderung für die Feuerwehren darstellen. Auf Schiffen verkompliziert sich die Lage dadurch nochmals.
Warum ist das Löschen von E-Autos schwierig?
Das Grundproblem ist, dass Lithium-Ionen-Akkus beim Brennen selbst Sauerstoff produzieren. Gerade Brände auf Schiffen werden dadurch noch gefährlicher: Feuer unter Deck werde auf Autotransportern und Containerschiffen mit CO2 gelöscht, sagt Uwe-Peter Schieder, Kapitän und Experte des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die Idee dahinter ist, dass das CO2 den Sauerstoff verdrängt beziehungsweise so weit verdünnt, dass das Feuer ohne Sauerstoff erstickt. Bei Lithium-Ionen-Akkus sei diese Methode aber wirkungslos.
Ist die Brandgefahr bei E-Autos größer?
Elektroautos brennen nach Erkenntnissen von Auto-Versicherern und der Dekra nicht häufiger als Verbrennerautos. Wenn es aber zum Brand kommt, stellt eine brennende Elektroauto-Batterie die Feuerwehr vor erhebliche Herausforderungen.
Wie gehen Feuerwehrleute gegen solche Brände vor?
Wenn Lithium-Ionen-Speichermedien brennen, wird als "Löschmittel der Wahl Wasser empfohlen", heißt es in einer Risikoeinschätzung, die Berufsfeuerwehren und Feuerwehrverband schon 2018 zusammengestellt haben. Im Kern gehe es um möglichst frühzeitige Kühlung.
Ein Autotransporter wie die "Fremantle Highway" sei bei einem Brand besonders problematisch, sagt der Leiter der Schnellen Eingreifgruppe See der Hamburger Feuerwehr, Dirk Flocke. Die Decks seien dicht an dicht mit Autos vollgestellt. Da könne man mit einem Schlauch nicht zum Brandherd vordringen.
Wie reagieren Reedereien auf die neue Herausforderung?
Aus Sicht der Versicherungswirtschaft reagieren Reedereien in vielen Fällen noch nicht ausreichend. 2022 waren nach Feststellung des Versicherers ACGS Brände die Hauptursache für Totalverluste. "Auf ihr Konto gingen acht Schiffsverluste und über 200 Unfälle - seit zehn Jahren der höchste Wert."
Den Grund nennt Experte Schieder: "Die Löschsysteme sind immer noch die gleichen wie vor 50 Jahren und haben mit der Größenentwicklung und den Brandlasten der Schiffe nicht Schritt gehalten." Sowohl die Branderkennung als auch die Löschsysteme unter Deck müssten grundlegend überarbeitet werden. "Sonst bleiben die meisten Brände unbeherrschbar, Brände von Lithium-Ionen-Akkus sowieso."
Das Thema Akku-Brände sei auch nicht auf E-Autos beschränkt, weil sich Lithium-Ionen-Akkus in allen möglichen Geräten, vom Pedelec über Smartphones bis hin zu Werkzeugen, finden. "Sie werden heute wohl kaum noch ein Containerschiff finden, dass auf seiner Reise keine Lithium-Ionen-Akkus geladen hat", so Schieder.
Mit Material von dpa