D-Day-Gedenken Erinnerung und Aufruf zum Freiheitskampf
Gedenken in Zeiten eines neuen Krieges: 80 Jahre ist die Landung der Alliierten in der Normandie her. Das Erinnern bleibt wichtig, denn auch heute geht der Kampf um die Freiheit weiter - so die Botschaft der Veteranen.
Die einsame Trompete hallt über 9.387 Gräber - hier am Omaha Beach. Und der US-Präsident Joe Biden erinnert die Welt hier, wo vor 80 Jahren über ein Dutzend Nationen für die Befreiung Europas kämpften, dass die Welt in diesen Tagen wieder zusammenstehen müsse, um die Freiheit zu verteidigen. "Wir stehen für Frieden und wir stehen zusammen. Meine Antwort dazu kann nur auf ewig ja lauten."
Die Veteranen von einst stehen auf, klatschen. Tränen fließen, während sich die Welt hier an den Stränden der Normandie an sie erinnert. Stunden vorher war es der britische König Charles, der am Strandabschnitt Gold-Beach, da wo damals die Briten landeten, der Welt von heute zurief, dass wir alle die Lehren wieder und wieder lernen: "Die freien Nationen stehen zusammen", sagt König Charles, "wenn es um den Kampf gegen die Tyrannei geht."
Ukraine-Krieg liegt wie ein Schatten über allem
Drei Kampfflugzeuge fliegen über die Strände. Ein Jet dreht ab, der militärische Gruß an alle, die damals für die Freiheit fielen. Der Krieg gegen die Ukraine von heute, er liegt hier beim D-Day-Jubiläum wie ein Schatten über allem.
Später, bei der internationalen Gedenkfeier, umarmt Frankreich Präsident Emmanuel Macron den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj lange bei der Begrüßung. Als Selenskyj das Gelände der Gedenkfeier betritt, erheben sich alle. Der Beifall will kaum enden.
Der russische Präsident Wladimir Putin war nicht eingeladen, sein Name fiel nicht, aber alle wussten, wen US-Präsident Biden meinte, als er der Welt zurief: "Die NATO, die Verbündeten, 50 Nationen stehen an der Seite der Ukraine. Wir werden nicht davonlaufen."
Wurde mit Beifall und Umarmungen begrüßt: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj - hier mit dem niederländischen Regierungschef Mark Rutte.
Zehntausend alliierte Soldaten fielen allein am ersten Tag
Kanonenschüsse donnern über die Gräber. Später Salut für die über 150.000 Alliierten, die am 6. Juni 1944 die Strände stürmten. Präsident Macron, der Gastgeber heute, er eilte zu allen fünf Strandabschnitten, an denen damals Zehntausend alliierte Soldaten allein am ersten Tag fielen, verwundet wurden, verschollen waren.
"Frankreich", sagt Macron, "wird, Euch, die Briten und alle Waffenbrüder nicht vergessen, die damals ihren Glauben an die Freiheit nicht verloren."
Für viele Veteranen vermutlich das letzte Jubiläum
25 Staats- und Regierungschefs kamen, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Der, so wollte es das Protokoll, als stiller Teilnehmer zugegen war. Macron erwähnte den Kanzler, erinnerte an den deutschen Fallschirmjäger Johannes Börner, der den D-Day von der anderen Seite des Strandes erlebte und später gefangen genommen wurde. Börner habe später eine Frau aus der Normandie geheiratet. "Er wurde zutiefst Europäer", so der französische Präsident, der wie Biden, der britische König Charles und auch der kanadische Premier Justin Trudeau die Veteranen in langen persönlichen Gesprächen begrüßte.
Veteranen, die vermutlich aufgrund ihres Alters ein letztes Mal ein großes D-Day-Jubiläum feierten. "Nur nicht alt werden", sagte ein fast Hundertjähriger dem 81-jährigen amerikanischen Präsidenten Biden unter dem Lachen der Umstehenden.
Dieses historische Foto zeigt den Blick aus einem Landungsboot am D-Day.
Freie Welt muss für Freiheit zusammenstehen
Biden aber setzte heute den Ton. Die Weltlage von heute, für ihn Grund genug, an den damaligen Kampf gegen Adolf Hitler zu erinnern. "Vor Diktatoren einknicken, weglaufen, wenn es ernst wird. Das werden wir nicht zulassen", sagte Biden. Der französische Präsident erneuerte ebenfalls das Versprechen an die Ukraine, mit der anhaltenden internationalen Unterstützung nicht nachzulassen.
Und dann gibt es Orden der Ehrenlegion für amerikanische Veteranen aus der Hand Macrons. Es waren bewegende Augenblicke wie dieser hier an den Stränden der Normandie, die am D-Day-Gedenktag daran erinnern sollten, das die freie Welt für Freiheit zusammenstehen muss. Oder wie Biden es sagte: "Isolationismus war vor 80 Jahren genau wie heute auch keine Antwort."
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es, dass beim Gedenken nicht direkt über Russland gesprochen worden sei. Allerdings erwähnte etwa US-Präsident Biden Russland mehrfach in seiner Rede. Nur den russischen Präsidenten Putin nannte er nicht direkt beim Namen. Wir haben das entsprechend geändert.
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