Massive Kritik am Krieg des Kreml Russischer Diplomat quittiert den Dienst
Mit massiver Kritik am Kreml und am Krieg gegen die Ukraine hat ein erfahrener russischer Diplomat seinen Posten gekündigt und den diplomatischen Dienst verlassen. Er habe sich noch nie so für sein Land geschämt.
Mit scharfen Worten gegen den Kreml hat ein höherrangiger russischer Diplomat am UN-Sitz in Genf seinen Dienst quittiert. Präsident Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine sei ein Verbrechen am ukrainischen und am russischen Volk, schrieb der Botschaftsrat Boris Bondarew auf der Plattform LinkedIn. "Ich habe mich noch nie so für mein Land geschämt, wie am 24. Februar dieses Jahres", schrieb Bondarew.
Diejenigen, die diesen Krieg geplant hätten, wollten ewig an der Macht bleiben, in geschmacklosen Palästen leben und auf Jachten segeln, deren Größe und Kosten mit der gesamten russischen Marine vergleichbar seien, kritisierte er. "Dafür sind sie bereit, so viele Leben zu opfern wie nötig." Tausende Russen und Ukrainer seien dafür bereits gestorben.
"Kriegstreiberei, Lügen und Hass"
Im russischen Außenministerium hätten Desinformation und Propaganda ein Ausmaß erreicht, das an die Sowjet-Zeit der 1930er-Jahre erinnere, schrieb er in Anspielung auf die Herrschaft unter Diktator Josef Stalin.
Außenminister Sergej Lawrow sei ein gutes Beispiel für die Entwicklung, die das Außenministerium genommen habe: In 18 Jahren sei er von einem professionellen und gebildeten Intellektuellen zu jemandem geworden, der andauernd sich widersprechende Statements abgebe und die Welt mit Atomwaffen bedrohe. Im Außenministerium gehe es nicht mehr um Diplomatie. "Es geht um Kriegstreiberei, Lügen und Hass."
"Genug ist genug", schrieb Bondarew und verkündete nach 20 Jahren in seinem Beruf den Austritt aus dem öffentlichen Dienst. Er war zuletzt mit dem Thema Abrüstung befasst.
Diplomat in Sorge vor Moskaus Reaktion
Gegenüber der Nachrichtenagentur AP erklärte Bondarew, er mache sich Sorgen, wie die Regierung in Moskau auf seine Erklärung reagieren werde. Er wolle Genf deshalb nicht verlassen. Zur Haltung seiner Kollegen sagte er: "Nicht alle russischen Diplomaten sind Kriegstreiber. Sie sind vernünftig, aber sie müssen den Mund halten."
Die Nichtregierungsorganisation UN Watch lobte den Schritt Bondarews. UN-Watch-Direktor Hiller Neuer sagte, die USA, die EU und Großbritannien sollten ein Programm auflegen, um weitere russische Diplomaten dazu zu bringen, Bondarews Schritt zu folgen. Dazu gehörten Schutz, finanzielle Sicherheit und die Möglichkeit, mit ihren Familien im Westen zu leben.