1. Mai in Frankreich Wie viel Wut hat sich schon entladen?
In Frankreich haben die Gewerkschaften zu erneuten Protesten aufgerufen. Dabei ist die Rentenreform bereits abgesegnet und vom Präsidenten unterschrieben worden. Steht Frankreich vor einem historischen 1. Mai?
Es werde eine "explosion sociale" - eine soziale Explosion geben, verspricht der Chef der Eisenbahngewerkschaft Sud Rail, Julien Troccaz. Dabei meldet die französische Bahn SNCF, diesmal würden alle Züge normal fahren. Gestreikt wird dafür besonders auf den Flughäfen: ein Drittel weniger Flüge in Paris Orly, Marseille und Lyon, ein Viertel weniger in Roissy.
Dazu sind mehr als 300 Demos landesweit angekündigt. In Paris haben Banken und Versicherungen entlang der betroffenen Strecke ihre Schaufenster bereits mit Brettern verschlossen.
Extremrechte feiern in Le Havre
In Le Havre in der Normandie wird der extrem rechte Rassemblement National (RN) seine Fête nationale feiern. Parteichef Jordan Bardella ließ in der Lokalpresse wissen, da sei man sozusagen bei sich. "Aber natürlich", twitterte Bürgermeister Edouard Philippe lakonisch.
Seine Partei gehört dem Präsidentenlager an und Le Havre hat keinen einzigen RN-Stadtrat. Allerdings ist Philippe für die Rente mit 67 eingetreten.
Gewerkschaften wollen über weiteren Kampf beraten
Wird es nun ein historischer 1. Mai mit Millionen auf den Straßen oder das letzte Gefecht? Die Gewerkschaften jedenfalls wollen am Tag danach über ihren weiteren Kampf beraten. Die gemäßigte CFDT will durchaus mit der Regierungschefin über das Thema Arbeit sprechen, andere Gewerkschaften lehnen das strikt ab. Ihre Einheit hat sie bislang stark gemacht. Die Frage bleibt auch, wie viel Wut sich bereits in Kochtopf-Konzerten gegen Präsident Emmanuel Macron oder seine Regierung entladen hat und wieviel sich erst am 1. Mai Bahn brechen wird.