Hochschulstrategie EU-Kommission plant einheitliche Uni-Abschlüsse
Mehr Austausch, vergleichbare Abschlüsse: Das verspricht sich die EU-Kommission vom europäischen Hochschulabschluss. Wie der aussehen soll, stellte sie nun vor. Klar ist: Für die Studenten soll es einfacher werden.
Die EU-Kommission hat den Startschuss für einen europäischen Hochschulabschluss gegeben. Heute stellte sie ihre Planungen vor, die in den kommenden Monaten mit den EU-Mitgliedsstaaten beraten werden sollen. Grundlage ist die vor zwei Jahren präsentierte europäische Hochschulstrategie, die eine intensivere Zusammenarbeit der Hochschulen ermöglichen soll.
Schon vor vier Jahren hatte die EU-Kommission die "Vollendung des europäischen Bildungsraums" bis 2025 und weitreichende Schritte angekündigt, mit dem Ziel, gemeinsame Studienprogramme zu entwickeln und Hochschulallianzen zu bilden. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kündigte bereits im vergangenen Jahr Reformvorschläge für 2024, die nun vorliegen.
Gütesiegel für gemeinsame europäische Abschlüsse
Zunächst ist aber noch nicht an eine neue Einheitsqualifikation gedacht, die in nationalen Rechtsvorschriften verankert sein müsste. Statt eines "europäischen Abschlusses", der automatisch anerkannt wird, schlägt die EU-Kommission als ersten Schritt ein ergänzendes Gütesiegel für gemeinsame europäische Abschlüsse auf freiwilliger Basis vor.
Das Konzept wird bereits in "Erasmus-Plus"-Pilotprojekten erprobt, an denen nach EU-Angaben mehr als 140 Hochschulen aus der gesamten EU beteiligt sind. Aus Deutschland sind Universitäten aus Darmstadt, Hamburg, Kaiserslautern, dem Saarland, Tübingen und Trier seit einem Jahr an insgesamt fünf Projekten beteiligt. Sie sollen zu mehr Qualität und einer automatischen EU-weiten Anerkennung der Abschlüsse führen.
"Wir reagieren damit auf die Bedürfnisse unserer Studierenden, unserer Universitäten und auch der Wirtschaft in ganz Europa. Wir müssen die europäische Hochschulausbildung noch wettbewerbsfähiger und vernetzter machen, damit Europa im Wettlauf um Talente bestehen kann", erklärte EU-Forschungskommissarin Illana Ivanova in Brüssel. "Wir brauchen eine europäische Marke akademischer Exzellenz", ergänzte EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas, "das muss ein Versprechen an unsere jüngere Generation sein."
Studierende sollen profitieren
Die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen soll einfacher werden: Studierende, die ihr Studium nach einem festen und abgestimmten Plan an mehreren Hochschulen absolvieren, sollen von einem spürbaren Mehrwert profitieren.
Ziel sei es nicht, bestehende nationale Lösungen zu ersetzen, sondern freiwillige ergänzende Modelle einzuführen. Mit dem Gütesiegel "europäischer Hochschulabschluss" soll die Mobilität der Studierenden gefördert werden. Sie müssen dafür ein gemeinsames Studienprogramm an mehreren Hochschulen in unterschiedlichen Ländern und in mehreren Sprachen absolvieren. Das Gütesiegel soll die Abschlüsse ergänzen, die zum Beispiel an "europäischen Hochschulen" erworben werden.
Unis sollen gemeinsame Lehrpläne entwickeln
Voraussetzung ist eine enge Zusammenarbeit der Hochschulen, um gemeinsame Studienprogramme auf mehrere Länder verteilt anzubieten. Die EU-Kommission schlägt einen "europäischen Rechtsstatus" für solche Hochschul-Allianzen vor, damit die Universitäten mehr Spielraum haben, um gemeinsame Lehrpläne und Forschungsvorhaben zu entwickeln und ihre gesamte Arbeit auf eine gemeinsame Grundlage stellen zu können.
Ziel soll es sein, "innovative pädagogische Angebote" zu fördern. Außerdem soll sichergestellt werden, dass Hochschulen länderübergreifende Programme aufstellen können, die in der gesamten EU auf einem einheitlich hohen Niveau angesiedelt sind - als Voraussetzung für eine automatische Anerkennung von Prüfungen und Abschlüssen. Professoren und andere Universitätslehrkräfte, die "grenzüberschreitend" tätig sind, sollen darüber hinaus "die Anerkennung und Belohnung bekommen, die sie verdienen", bekräftigte EU-Kommissionsvize Schinas.
Grundsätzliche Harmonisierung gefordert
Bis der europäische Abschluss Wirklichkeit wird, ist noch viel zu tun. In den kommenden Monaten sollen die Pläne im Rat der EU besprochen und mit Hochschulexperten beraten werden. Nach dem Gütesiegel soll es den europäischen Hochschulabschluss geben, der in nationalen Gesetzen verankert sein soll. Mehrere Hochschulen in verschiedenen EU-Ländern sollen sich zusammentun, gemeinsame Studiengänge anbieten und dafür einen europäischen Abschluss vergeben, der automatisch überall in der EU anerkannt wird.
Viele Universitäten begrüßen die Reformschritte, fordern aber auch eine grundsätzliche Harmonisierung. Ein Problem innerhalb der EU sind unterschiedliche Standards für die Zuteilung der Stundenzahl pro ECTS-Punkte und unterschiedliche Qualifikationsniveaus. Das gilt auch für die Anerkennung von Qualifikationen für den Zugang von Studiengängen.
Ein Problem dürfte die Finanzierung sein. Die Entwicklung nachhaltiger gemeinsamer europäischer Abschlüsse könnte private oder gemeinnützige Universitäten behindern, die kein kein Geld von nationalen Regierungen bekommen. Darüber hinaus dürften europäische Abschlüsse nicht zu "parallelen" Abschlüssen führen, bei denen andere Abschlüsse als minderwertig gelten.