EU-Korruptionsskandal Gericht in Italien erlaubt Auslieferung
Die Ehefrau eines ehemaligen Europaabgeordneten wird nach Belgien ausgeliefert. Das hat ein italienisches Gericht entschieden. Ihr Mann sitzt dort bereits in Haft - er gilt als eine der zentralen Figuren im EU-Korruptionsskandal.
Im Korruptionsskandal um das Europaparlament wird die Ehefrau des verhafteten Italieners Antonio Panzeri nach Belgien ausgeliefert. Ein Gericht in der norditalienischen Stadt Brescia gab ihrer Auslieferung statt, wie mehrere italienische Medien berichteten. Gegen die Frau liegt ein europäischer Haftbefehl vor.
Vorwurf der Korruption und Geldwäsche
Die Strafverfolgung wirft der Frau Korruption, Geldwäsche und die Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung vor. Bislang saß sie zusammen mit ihrer Tochter im Hausarrest. Über eine mögliche Auslieferung der Tochter will das Gericht noch heute entscheiden.
Laut der Nachrichtagentur Ansa wollen die Verteidiger der 67-Jährigen gegen die Entscheidung in Berufung gehen. Sie kritisierten demnach vor der Verkündung, dass ihre Mandantin bei einer Auslieferung ins Gefängnis müsse - das sei eine Verschärfung der bisherigen Maßnahme, dem Hausarrest. In diesem Zusammenhang sprachen die Verteidiger der Frau davon, dass die "Europäische Menschenrechtskonvention verletzt werde".
Frau beteuert Unwissenheit
Panzeris Ehefrau hatte vor dem Gericht ausgesagt, einen ihr vorgeworfenen Urlaub für 100.000 Euro habe es nie gegeben. Über die Angelegenheiten ihres Mannes habe sie nichts gewusst.
Ihr Ehemann Antonio Panzeri sitzt bereits in Belgien in Haft. Der ehemalige Europaabgeordnete der Sozialdemokraten gilt als eine der zentralen Figuren im Korruptionsskandal um angenommene Schmiergelder aus dem Golfstaat Katar und Marokko.
Kaili wusste wohl von Verbindungen ihres Mannes
In dem Fall wurden auch die nunmehr Ex-Vizepräsidentin des EU-Parlaments, die Griechin Eva Kaili, und ihr Partner festgenommen. Wie die Tageszeitungen "Le Soir" und "La Repubblica" unter Berufung auf Ermittlungsdokumente berichten, soll die Griechin unter anderem zugegeben haben, ihren Vater vor ihrer Festnahme angewiesen zu haben, große Mengen Bargeld zu verstecken. Außerdem habe Kaili demnach gestanden, von den "Aktivitäten ihres Ehemanns mit Herrn Panzeri" gewusst zu haben - unter anderem, dass Koffer mit Geld durch ihre Wohnung geschleust wurden, zitieren die Zeitungen die Ermittelnden.
Kailis Anwalt André Risopoulos sagte auf Anfrage der Zeitungen, dass er persönlich empört sei, dass diese Zugang zu den Dokumenten der Ermittelnden hätten. Er bestätigte nicht, dass es sich bei den Aussagen um ein Teilgeständnis handelt.