Vorstoß der EU-Kommission Bezahlte Praktika sollen EU-Standard werden
Praktikantinnen und Praktikanten gelten oft als billige Arbeitskräfte - damit könnte aber bald Schluss sein. Die EU-Komission will bezahlte Praktika zum Standard machen. Ausnahmen soll es dennoch geben.
Die EU-Kommission will die Bezahlung von Praktikantinnen und Praktikanten verbessern. "Praktika können eine großartige erste Arbeitserfahrung für junge Menschen sein. Aber sie müssen von guter Qualität sein, mit einem klaren Lernanteil und sie müssen bezahlt werden", teilte EU-Arbeitskommissar Nicolas Schmit mit. Einen entsprechenden Gesetzesvorschlag stellte die Kommission vor.
Das Gesetz soll verhindern, dass Praktikantinnen und Praktikanten als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Brüssel will damit zudem den Fachkräftemangel bekämpfen. Nach Angaben der Kommission gab es 2019 mehr als drei Millionen Praktikantinnen und Praktikanten in der EU, von denen rund die Hälfte nicht bezahlt worden sei. Aktuellere Daten seien nicht verfügbar, hieß es.
Ausnahmen abhängig von Verantwortung
Ausnahmen sollen möglich sein, wenn "objektive Gründe" dafür sprechen, Praktikantinnen und Praktikanten anders als andere Arbeitnehmende zu bezahlen. Dies kann den Angaben zufolge etwa der Fall sein, wenn die Aufgaben von Praktikantinnen und Praktikanten mit weniger Verantwortung oder weniger Arbeitsintensität verbunden sind.
Es soll auch sichergestellt werden, dass durch Praktika keine regulären Arbeitsplätze ersetzt beziehungsweise verschleiert werden. Unternehmen sollen zudem aktiv mitteilen, wie viele Praktika sie anbieten, wie lang diese dauern und wie die Arbeitsbedingungen sind.
Gewerkschaftsbund reicht das nicht
Dem europäischen Gewerkschaftsbund ETUC ist die vorgeschlagene Richtlinie nicht scharf genug. Unbezahlte Praktika würden begabte junge Menschen aus der Arbeiterklasse von vielen Berufen ausschließen, weil sie es sich nicht leisten könnten, umsonst zu arbeiten.
"Die heute vorgeschlagene Richtlinie trägt wenig dazu bei, diesen Skandal zu beheben", so Tea Jarc vom ETUC. Die EU-Staaten und das Europaparlament müssen nun jeweils eine Position zu den Vorschlägen finden und gemeinsam einen Kompromiss aushandeln. Danach kann das geplante Gesetz in Kraft treten.