Präsidentenwahl in Finnland Welcher Kandidat hat die besseren Chancen?
Die Finnen entscheiden in der Stichwahl, wer ihr nächster Präsident wird. Beide Kandidaten - der frühere Regierungschef Stubb und der Ex-Außenminister Haavisto - sind sich in Grundsatzfragen einig. Stubb gilt als leichter Favorit.
Wenn man mit der deutschen Brille auf der Nase den Wahlkampf in Finnland betrachtet, dann kann man sich ein bisschen wundern: Zum einen weil es unglaublich gesittet zugeht, die Kandidaten mit typisch nordischer Zurückhaltung nur selten böse Worte über die Konkurrenz verlieren. Zum anderen, weil auch so viel Privates in den Wahlkampf einfließt. Kandidaten erzählen Anekdoten aus ihrem Leben und ihre Partnerinnen und Partner werden auch befragt und beleuchtet.
"Das Beste an Finnland ist die Lachssuppe"
Und so erfährt der Zuschauer des öffentlich-rechtlichen Senders yle, was der Mann des Kandidaten Pekka Haavisto am liebsten an Finnland mag. Antonio Flores kommt nämlich ursprünglich aus Ecuador.
"Das Beste an Finnland ist die Lachssuppe. Und natürlich die Sauna, die mag ich sehr. Als ich nach Finnland gezogen bin, hatte ich hier keine Familie. Deshalb bin ich sehr eng mit meiner Schwiegermutter. Und das schlimmste in Finnland ist der November."
Sein Partner Haavisto ist Mitglied der Grünen in Finnland und tritt gegen den Konservativen Alexander Stubb von der Sammlungspartei in der Stichwahl an. Über Stubb haben die Finnen im Wahlkampf erfahren, dass seine Frau es nicht mag, wenn er Lakritzbonbons in ihrer Nähe isst - wegen der Geräusche. Und Stubb wiederum mag es nicht, von seiner Frau unterbrochen zu werden.
Beide sind sich in Grundsatzfragen einig
Jetzt aber zu den Inhalten. Beide Kandidaten sind sehr erfahrene Politiker. Alexander Stubb war unter anderem Finnlands Ministerpräsident, gilt als klug und rhetorisch geschickt. Pekka Haavisto ist Gründungsmitglied der finnischen Grünen und war zuletzt Außenminister der Regierung unter der zurückgetretenen Sanna Marin.
Politisch sind die beiden Kandidaten gar nicht so weit voneinander entfernt - und sie sind sich in grundsätzlichen Fragen einig. Beide sind starke Unterstützer des finnischen NATO-Beitritts und der sicherheitspolitischen Haltung gegenüber Russland.
Transport von Atomwaffen über Finnland?
Man muss in die Details gehen, um Unterschiede festzustellen. Der konservative Stubb würde beispielsweise den Transport von Atomwaffen über finnisches Gebiet im Krisenfall zustimmen, Haavisto nicht. Beide unterstützen die finnische Klimapolitik - der Grünenpolitiker Haavisto würde sich auch als Präsident an Protesten beteiligen: "Ich würde an einer Klimademonstration teilnehmen oder dort eine Rede halten."
Stubb von der konservativen Sammlungspartei definiert die Rolle des Präsidenten Finnlands anders: "Ich wäre da etwas vorsichtiger. Ein Präsident oder eine Präsidentin ist kein Aktivist, sondern man ist ein Akteur, und so würde ich arbeiten."
Verantwortlich für Teile der Außen- und Sicherheitspolitik
Beide kämpfen um die Hälfte der Wählerstimmen - denn im ersten Wahlgang gingen die an die sieben anderen Kandidatinnen und Kandidaten, die bei der Stichwahl nicht mehr dabei sind. Beobachter gehen davon aus, dass Wähler des konservativen Lagers und der Rechtspopulisten eher für Stubb stimmen, linke Wählergruppen für Haavisto.
Umfragen sehen derzeit den konservativen Stubb leicht vorne. Am Ende wird der Kandidat Finnlands neuer Präsident, der mindestens 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler hinter sich hat.
Das Amt ist ein anderes als das des Bundespräsidenten. Während das deutsche Staatsoberhaupt repräsentiert, ist der finnische Präsident verantwortlich für Teile der Außen- und Sicherheitspolitik. Außerdem ist er Oberbefehlshaber der finnischen Streitkräfte.