Britische Behörden Höchstzahl an Bootsflüchtlingen auf dem Ärmelkanal
Britische Behörden haben gestern die bislang höchste Zahl an Flüchtenden gezählt, die den Ärmelkanal queren. 872 Menschen erreichten am Samstag in kleinen Booten die Küsten.
So viele Migranten wie noch nie an einem Tag in diesem Jahr haben gestern auf kleinen Booten den Ärmelkanal nach Großbritannien überquert. Wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Regierungsdaten meldete, erreichten am Samstag insgesamt 872 Menschen irregulär die Küsten. Der bisherige Tagesrekord waren 756 Ankommende am 10. August gewesen.
Weniger Flüchtende als im Vorjahreszeitraum
Im August kamen zudem mit 5369 Migrantinnen und Migranten so viele an wie nie in einem Monat seit Beginn der Aufzeichnungen 2018. Insgesamt sind in diesem Jahr knapp 21.000 Menschen auf diesem gefährlichen Weg nach Großbritannien gelangt. Das sind weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Der britische Premierminister Rishi Sunak hatte dies unlängst als Beleg für die Wirksamkeit der verschärften Einwanderungsgesetze gewertet: Die sinkenden Einreisezahlen zeigten, dass sein Plan aufgehe, Migranten mit strikten Gesetzen abzuschrecken. Experten weisen hingegen darauf hin, dass in diesem Jahr das Wetter am Ärmelkanal schlechter gewesen sei und deshalb weniger Menschen die riskante Überfahrt aus Frankreich riskiert hätten.
Drastische Gesetze bringen keine Trendwende
Ein wichtiges Argument für den Brexit war, dass Großbritannien dann wieder stärker kontrollieren kann, wer ins Land kommt. Seitdem hat die irreguläre Migration aber deutlich zugenommen. Die konservative britische Regierung setzt nun auf Abschreckung. Sunak hatte angekündigt, er werde "die Boote stoppen". Wer "illegal" nach Großbritannien einreise, solle interniert und so bald wie möglich abgeschoben werden - ohne Berücksichtigung der Umstände und ohne Chance, jemals in Großbritannien Asyl zu erhalten.
Kritiker sprechen von einem Asylverbot. Der Chef der britischen Sektion von Amnesty International, Sacha Deshmukh, sagte kürzlich mit Blick auf die weiterhin hohen Zahlen: "Dies ist eine weitere Erinnerung daran, dass die verfehlte Einwanderungspolitik der Regierung die Menschen nicht davon abhält, gefährliche Reisen auf sich zu nehmen, um Asyl zu beantragen."